So teuer ist der Schulstart
MÜNCHEN Der Pinsel kostet 2,15 Euro. Die Schere 3,25 EURO. Der Klebestift 1,25 Euro. Einzeln sind die Gegenstände, die Schüler brauchen, gar nicht so teuer. Aber die Masse macht’s. Das wissen spätestens jetzt auch die Eltern der rund 107 000 Kinder, die heute in Bayern eingeschult werden.
Die Kleinen brauchen nämlich jede Menge – jede Schule gibt eine Liste mit dem Nötigsten heraus: Federmäppchen, Buntstifte, Radiergummi, Dosenspitzer, Malkasten, Schere und, und, und. Die AZ hat die Material-Vorgaben für die ABC-Schützen anhand einer exemplarischen Liste einer Münchner Grundschule durchgerechnet. Das Ergebnis: Knapp 80 Euro müssen Eltern vor der Einschulung in die Grundausstattung ihrer Kinder investieren – aber das ist nur der Anfang.
Die dicken Posten kommen da erst noch: Turnbeutel, Turnschuhe mit hellen Sohlen, Sport-T-Shirts und Socken, Schulranzen und Schultüte sind ebenfalls fällig. Bei Schulranzen sind bei Mädchen vor allem die Prinzessin-Lillifee-Modelle beliebt. Die kosten 119 Euro. Schultüten der gleichen Marke: 12,99. Die Turnsachen machen rund 80 Euro aus. Zusammengerechnet kommen da rund 300 Euro zusammen: So teuer ist der Schulstart.
Der Gemeinsame Elternbeirat für die Volksschulen München nennt noch höhere Zahlen: 400, ja sogar 500 Euro könnte das erste Schuljahr insgesamt kosten – wenn man Ausflüge und Museumsbesuche dazuzählt. Sparen können Eltern höchstens, in dem sie auf Markenware verzichten. Einige Schulen führen auf ihren Materiallisten aber eben solche Markenprodukte auf.
Markus Arendt von Schreibwaren-Handel Weber hält das für vernünftig: „Nehmen Sie das Beispiel Malkasten. Da sind die Pigmente bei einem No-Name-Produkt viel weniger ergiebig, als bei qualitativ besseren Waren. Bei dem guten Malkasten kann man die Farben einfach nachkaufen und das Kind hat viel länger etwas davon.“
Auch Helga Ulbricht, Leiterin der staatlichen Schulberatung München, hält sie in manchen Fällen für sinnvoll: „Natürlich sollen Schulen keine Markenvorgaben machen – aber dahinter stecken schlicht und einfach Erfahrungswerte der Lehrerinnen und Lehrer“, sagt sie. „Wenn billigere Farben auf dem Malbild nicht decken und der Sitznachbar ein bunteres Bild malt, dann fließen bei den Kindern schon mal Tränen. Prinzipiell muss man aber feststellen, dass es sich bei den Angaben der Schulen um Empfehlungen handelt – keinesfalls um verbindliche Vorgaben.“
Heißt: Sparpotenzial vorhanden. Nicht alle Materiallisten sind gleich. Sie variieren von Schule zu Schule, von Klasse zu Klasse – der Grund: Jeder Lehrer setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Die Schulen versuchten aber, den Materialaufwand für die Eltern so günstig wie möglich zu halten, sagt Maria Winterer von der Grundschule in der Haimhauserstraße.
„Dennoch weisen wir auch auf die Verwendung von Öko-Papier hin. Zu diesen Empfehlungen sind wir im Sinne der Umwelt und Nachhaltigkeit von der Stadt angehalten.“ Immerhin: Für Schulbücher müssen Eltern nicht aufkommen. In Bayern herrscht Lernmittelfreiheit. Das heißt: Schulbücher werden vom Staat gestellt. Die Arbeitshefte zu den Lehrbüchern mit vorgefertigten Übungsaufgaben gehören allerdings nicht dazu. Also: wieder blechen.
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