So schlimm sind Münchens Radler!

Die Polizei kontrolliert 12.500 Radfahrer, 7539 werden beanstandet. Die Beamten wundern sich über die Selbstgerechtigkeit mancher Radler. Die Verstöße im EInzelnen.
Johanna Jauernig |
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Ob rot, ob grün: Vielen Radlern ist das einerlei.
dapd/Fotolia Ob rot, ob grün: Vielen Radlern ist das einerlei.

München Sie fahren bei Rot, nehmen Fußgängern die Vorfahrt oder sind als Geisterradler unterwegs: Es gibt in München, der selbst ernannten Radlhauptstadt, durchaus auch Exemplare, die als Radl-Rambos gelten.

Das belegen die neuen Zahlen einer Schwerpunktüberwachung der Verkehrspolizei. „Gscheid Radln“ heißt die Kontrollaktion. Demnach radeln viele „gscheid“, andere recht „wuid“: Knapp zwei Drittel der kontrollierten Radler missachteten Verkehrsregeln. „Die Zahlen sind erschreckend“, sagt Polizeivizepräsident Robert Kopp, „denn das ist nur die Spitze des Eisberges.“ Sein Fazit: „Wir brauchen eine neue Kultur des Radlfahrens in der Großstadt"

Drei Wochen lang haben die Polizisten den Radl-Rüpeln aufgelauert. An Brennpunkten wie der Ludwigsbrücke, dem Geschwister-Scholl-Platz oder der Lindwurmstraße wurden insgesamt 12500 Radlfahrer kontrolliert.

Die Ergebnisse:

7539 Radler verstießen gegen Verkehrsregeln.

5045 Radler wurden zur Kasse gebeten.
2308 Radfahrer bekamen eine Anzeige. Davon fuhren 2106 Radler bei Rot über die Ampel.
Acht Radler benahmen sich bei der Kontrolle so uneinsichtig, dass sie die Beamten zum Verkehrsunterricht vorluden.
2,7 Promille war der Spitzenwert bei den Radlern, die von der Polizei auf Alkohol untersucht worden sind.
Vier Radler waren auf einem geklauten Drahtesel unterwegs, einer hatte Drogen dabei. Alle fünf wurden festgenommen.

Bei den Kontrollen haben sich die Polizisten vor allem über das mangelnde Unrechtsbewusstsein gewundert: „Mit welch stoischer Selbstgerechtigkeit manche Radler ihr Fehlverhalten bagatellisieren, ist bemerkenswert“, sagt Kopp. „Da bekommt man von einem Geisterradler zu hören, er wollte im Schatten fahren.“

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt die Aktion, bewertet sie aber auch kritisch: Manche Kontrollpunkte seien von den Radfahrern als Schikane empfunden worden, sagt ADFC-Sprecherin Traudl Schröder. Ein Radfahrer habe sich etwa über eine Kontrolle an einer Ampel an der Tivolistraße am Ausgang des Englischen Gartens beschwert, obwohl die Ampel wegen der gesperrten Trambahn-Strecke derzeit keinen Nutzen habe.

Immerhin, die Zahl der Unfälle, bei denen Radler verletzt wurden, ist gesunken. Daher will die Polizei im Juli eine zweite Aktion starten. Dann sollen auch Autofahrer kontrolliert werden. 

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