So kaltblütig wurde der Manager erschossen

Witwe Daniela von Poschinger-Camphausen (36) hört der Aussage des Gutachters zu, als er schildert, wie und wo die Projektile in den Körper ihres Ehemannes Dirk (†35) eingedrungen sind
MÜNCHEN Tapfer sitzt Daniela von Poschinger-Camphausen (36) im Münchner Schwurgerichtssaal 101. Sie verlässt nicht den Saal, als der Schusswaffenexperte Simon Eichner (60) den Todeskampf ihres ermordeten Mannes Dirk (†35) schildert: „Projektil eins und zwei drangen in den Schädelbereich ein. Eine Kugel ging durch die rechte Stirnseite in die Hirnmasse bis zum Schädeldach. Die zweite ging durch den Kiefer.“
Die Witwe bleibt ruhig, verfolgt die Ausführungen des Gutachters vom Landeskriminalamt (LKA). Der Manager Dirk von Poschinger-Camphausen ist am 14. Januar 2010 vom mutmaßlichen Mörder Rainer H. (40) mit 13 Schüssen getötet worden. Motiv: Der Täter wollte den 50000 Euro Audi A8 des Managers rauben (AZ berichtete).
Eichner hat die Tatwaffe, eine halbautomatische Selbstladepistole Ruger (Kaliber 22), untersucht. Sie gehört dem Angeklagten. „Durch den Obduktionsbericht wusste ich, wo die Projektile im Körper eingedrungen sind“, sagt Eichner.
Die Tat passierte laut Ermittlungen in der Garage am Freiburger Platz. Sie gehört dem Angeklagten. Der Manager lässt sich die Hände mit Handschellen hinterm Rücken fesseln. Er denkt, dass der Täter es dabei belassen wird. Ein ganzes Magazin mit zehn Schuss feuert der Täter ab. Er lädt nach. Die Projektile dringen in den Oberkörper ein, durchschlagen die Oberarme, Bauchdecke und Gesäß. „Projektil zehn und elf dringen steil nach oben in den Körper ein“, sagt der Gutachter. Das heißt: Der Täter liegt am Boden, als er schießt. Auch ein Fingerglied der rechten Hand wird getroffen.
Dass der Tatort die Garage ist, zeigen auch die DNA-Spuren. DNA-Spezialistin Katja Anzlinger fand an den Fliesen Blut: „Der Test hat ergeben, dass das Blut vom Opfer stammt.“
Der Angeklagte bestreitet die Tat aber weiterhin. Sein Verteidiger Christian Finke meint, dass jemand seinem Mandanten die Tat anhängen will. Die Spuren könnte ein Unbekannter in die Garage gelegt haben. Torsten Huber