So haben Frauen Spaß am Sex: Sex-Trainerin packt aus

Sie nennt sich Charlotte de Luxe – und vermittelt Frauen Spaß am Sex. Den zu spüren, ist auch Übungssache. Die Lehrerin erklärt, wie.
von  Irene Kleber
Charlotte daheim auf ihrer Couch. Wenn sie Unterricht gibt, gerät der anschaulich: „Ich erzähle, was ich tue – damit die Frauen das selbst nachmachen können.“
Charlotte daheim auf ihrer Couch. Wenn sie Unterricht gibt, gerät der anschaulich: „Ich erzähle, was ich tue – damit die Frauen das selbst nachmachen können.“ © Daniel von Loeper

München -Ein Wohnhaus im Münchner Süden. Auf dem Klingelschild steht: „Charlotte de Luxe, Sexological Bodywork“. Dahinter: Eine elegante Wohnung mit Stuckdecke, modellierten Säulen an den Wänden, großzügiger Dachterrasse. Ein durchscheinender Stoffraumteiler, auf dem raumhoch der Canale Grande von Venedig im Sonnenlicht schimmert, trennt den Privatbereich ab von einem ovalen großen Tisch mit violetten Stühlen. „Kaffee?“, fragt Charlotte de Luxe, kommt wenig später mit einem Tablett aus der Küche und setzt sich: „Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“

AZ: Charlotte, was genau machen Sie hier eigentlich?

CHARLOTTE DE LUXE: Ich ermögliche Erfahrungen. Zu mir kommen Frauen, Männer, Paare, die mit ihrem Sexleben unglücklich sind, die mehr sexuelle Lust erleben und etwas dazulernen wollen.

Sie unterrichten Sex?

So kann man das nennen. Ich arbeite mit der Atmung, Bewegung, Stimme und mit den Körpern meiner Klienten. Man kann kaum glauben, wie viele Frauen es in München gibt, die sagen: Ich habe noch nie einen Orgasmus gehabt.

Und Sie helfen dann zum Höhepunkt?

Ich helfen ihnen herauszufinden, was es braucht, um zum Orgasmus zu kommen.

Jetzt sind wir aber neugierig.

Erst mal rede ich lange mit so einer Klientin und versuche, heraus zu finden: Hat sie eine Beziehung? Mit wem hat sie Sex? Wie fühlt sich das an? Dann schauen uns zusammen ein Vulva-Modell aus Samt und Velours an. Ich frage: Wo genau magst du da gerne angefasst werden? Tut dir Streicheln gut, oder brauchst du einen Penis?

Kommen da klare Antworten?

Selten. Viele Frauen haben sich nie richtig angefasst. Die wissen gar nicht, was ihnen Lust bereitet und was sie ihrem Mann sagen sollen, dass er tun soll, um sie glücklich zu machen. Das finden wir dann zusammen heraus.

Wo findet das statt?

Auf einer Massagematte, die ist rund und liegt auf dem Boden – oder auf einer Massageliege.

Sie haben ein Sex-Übungszimmer?

Ich nenne es Arbeitszimmer. Ich bitte die Klientin, sich ihren Intimbereich in einem Handspiegel anzuschauen und sich zu berühren. Ich frage sie: Wie lange magst du das, da gestreichelt zu werden. Wo genau tut’s dir gut? Willst du es ganz sanft oder härter?

Wo sitzen Sie dabei?

Schräg davor, also ganz nah.

Masturbieren vor Zeugen liegt nicht jedem, oder?

Ich zeige Handgriffe, die gut tun. Und ich atme mit der Klientin mit. Beim Lustatmen fällt die Scham dann ganz schnell weg.

Lustatmen? Sie meinen, Sie seufzen da laut mit?

Ja, wenn’s passt. Das kann dann schon mal laut werden. Gerade dann, wenn wir zusammen den G-Punkt suchen.

Aha. Wo finden Sie den?

Mit gebogenem Finger gleich hinten oben am Eingang der Vulva, da wo es etwas rau und ribbelig ist. Viele Frauen kennen die Stelle zwar theoretisch...

...fühlen sie aber nicht?

Richtig. Dann sage ich: Den G-Punkt musst du erwecken, der schläft. Bleib dran! Beim zweiten oder dritten Mal streicheln, drücken, kitzeln tut’s plötzlich gut. Da kommt bei vielen Frauen zum ersten Mal ein erregendes Lustgefühl im Körper hoch, das ihnen hilft, sich richtig gehen zu lassen.

Und dann: Üben?

Sie bekommen die Hausaufgabe, das jeden Tag zu üben – bis zum nächsten Termin.

Und wenn alles nicht hilft?

Dann schlage ich vor, dass ich die Frau stimuliere – mit einer Tantramassage im Intimbereich.

Sie scherzen! Darauf lassen sich heterosexuelle Frauen ein?

Warum denn nicht? Sie lernen ja etwas über ihre eigene Lust, was ihnen hilft, mit ihren Männern sexuell glücklicher zu sein.

Darf man sowas auch im Sperrbezirk anbieten?

Nein, das Ordnungsamt verlangt Räume außerhalb. Obwohl das eigentlich nur eine Art Sexual-Coaching ist: Ich führe vor, wie man mit besonderen Handgriffen sensible Stellen stimulieren kann. Und ich erzähle, was ich tue, damit die Frauen das selbst nachmachen können.

Gibt’s einen besonderen Trick?

Wichtig ist, keinen Zeitdruck zu haben. Ich setzte Düfte ein, Musik, Federn, Tücher. Natürlich Gleitgel und auch mal, wenn die Frau das möchte, einem Vibrator oder einen Dildo. Fast jede Frau erreicht so den Höhepunkt – oft zum ersten Mal.

In welchem Zustand ist sie dann?

Tief bewegt. Unglaublich berührt. Da kommen oft Tränen. Man sieht das Glücksgefühl in den Augen – und Dankbarkeit. So eine Frau findet fast keine Worte. Das ist ein bisschen wie ein zweites „erstes Mal“.

Was kostet die Behandlung?

Für eine zweistündige Sitzung berechne ich 170 Euro. In zwei bis vier Sessions hat eine Klientin in der Regel so viel gelernt, dass sie allein zurecht kommt.

Was wollen Frauen sonst noch so lernen? Auch SM-Techniken?

Damit arbeite ich nicht. Privat mag ich das, beruflich ist da für mich eine Grenze.

Männerverwöhn-Tricks?

Solche Fragen kommen auch, klar. Aber wichtiger ist zum Beispiel eher die Frage der Verhütungstechnik. Bei vielen Frauen scheitert entspannter und erfüllter Sex daran, dass ihr Partner sich weigert, ein Kondom überzuziehen. Dabei gibt’s einen simplen Trick: Gar nicht diskutieren, sondern den Gummi einfach unauffällig überstülpen.

Unauffällig? Wie soll das vonstatten gehen?

Man saugt das Kondom mit der Spitze nach hinten in den Mund und klemmt es zwischen Zunge und Gaumen. Beim Lippenspiel an seinem besten Stück drückt man das Kondom dann mit der Zunge auf die Penisspitze und rollt es mit den Fingern runter.

Das merkt er nicht?

Nein. Und wenn, ist es schon wurscht, weil es dann schon drauf ist. Beim vierten Mal üben an einem Dildo schafft das jede Frau.

Haben Sie auch männliche Klienten?

Sicher. Männer haben doch auch Sexprobleme.

Was beklagen sie?

Er kommt zu schnell. Er ist unglücklich, dass er seine Frau nicht glücklich machen kann. Er hat Erektionsprobleme oder er glaubt, dass er, wie im Porno, immer können muss.

Wie helfen Sie den Zu-schnell-Kommern?

Ich zeige, wie man durch Atmung die Erregung im Körper verteilen kann, anstatt sich von ihr mitreißen zu lassen. Wenn man tief und lang vom Steißbein in den Kopf atmet, verteilt sich die Erregungsenergie und der Mann kann spüren, wo er abbremsen kann.

Woher können Sie das alles eigentlich?

Ach je, ich habe schon viel geübt. Vor meiner Tantramassage- und Ayurveda-Ausbildung sogar ein paar Monate lang in einem Erotik-Club – da lernt man alles über die Vorlieben und Sorgen von Männern. Und dann natürlich in meiner Ausbildung als Sexological Bodyworker bei Didi Liebold in der Schweiz. Die Lehre kommt ursprünglich aus Amerika.

Sie sind 60. Haben Sie noch nicht genug vom Thema Sex?

Genug? Ich habe einen Traumberuf. Davon kann man nie genug kriegen.
 


Charlotte de Luxe (60, im wirklichen Leben Charlotte Klauber), begann als Erzieherin. Nach Jahren als Floristin, in denen sie einen Blumenladen führte, lernte sie Tantramassage und machte eine Ausbildung zur Sexological Bodyworkerin. Mehr unter: www.charlottedeluxe.de

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