So ging der Mörder der Polizei ins Netz

Während die Gäste auf der Geburtstagsparty feierten, klickten die Handschellen: Zwei Festnahmen nach dem Mord an einem 17-Jährigen in Fulda.
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Die Polizei hatte auf einer Geburtstagsparty die beiden Verdächtigen festgenommen.
nh24.de 3 Die Polizei hatte auf einer Geburtstagsparty die beiden Verdächtigen festgenommen.
An dieser Tankstelle bat der 19-Jährige um Hilfe.
osthessennews.de 3 An dieser Tankstelle bat der 19-Jährige um Hilfe.
Ermittler sichern und untersuchen den Tatort, an dem der 17-Jährige erschossen wurde.
dpa 3 Ermittler sichern und untersuchen den Tatort, an dem der 17-Jährige erschossen wurde.

Fulda - Während die Gäste auf der Geburtstagsparty feierten, klickten die Handschellen. Spezialkräfte der Polizei überwältigten den 38-Jährigen und seine Freundin in der Nacht zum Dienstag im nordhessischen Verna. Der Arbeitslose soll am Freitagabend einen 17-Jährigen aus München bei einem fingierten Autokauf erschossen haben (AZ berichtete). Gegen ihn und seine Freundin wurde Haftbefehl beantragt.

Ahnungslos waren der 38-Jährige und seine Freundin der Polizei in die Falle gegangen. In dem gesuchten schwarzen 5er BMW-Touring war das Paar am Montagnachmittag zu einer Familienfeier nach Verna im Schwalm-Eder-Kreis gefahren. Die Tante der 30-Jährigen feierte mit Familie und Freunden ihren Geburtstag.

Unauffällig riegelte die Polizei die Gegend um das nordhessische 640-Seelen-Dorf ab. „An allen Straßen standen Polizeiwagen“ erzählt eine Einheimische. „Komisch war das irgendwie schon“, sagt sie. Doch niemand in Verna hätte je im Traum daran gedacht, dass die Polizisten einen seit Tagen gesuchten und äußerst gefährlichen Mörder in ihrer Nachbarschaft jagen. Zivilbeamte beschatteten unterdessen bereits das Haus, in dem die Geburtstagsfeier stattfand. „Bei Einbruch der Dunkelheit riegelten die Einsatzkräfte die komplette Nachbarschaft ab“, berichtet ein Polizeisprecher.

SEK-Beamte mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen gingen in Stellung. Während der mutmaßliche Mörder und seine Freundin ausgelassen feierten, zog sich die Schlinge um sie immer weiter zusammen.

Doch die Beamten zögerten, das Haus sofort zu stürmen. Niemand wusste, ob der 38-Jährige die Waffe, mit der er am Freitagabend in Fulda einen 17-Jährigen aus München erschossen hatte, noch immer bei sich trug. Als der Verdächtige kurz zum Rauchen vor die Tür ging, schlug das SEK zu.

Das Opfer, Lorenzo M., sollte für seinen Onkel ein Auto kaufen und gemeinsam mit einem Freund (19) nach München überführen. Knapp 15000 Euro hatte ihm der Onkel für den VW-Bus mitgegeben. Tagelang hatte man mit dem Anbieter verhandelt, bis man sich einig war. Der Verkäufer wollte die beiden jungen Männer am Bahnhof abholen und sie zu seinem Schwager und dessen Auto bringen. Stattdessen fuhr sie der 38-Jährige in seinem 5er Touring auf einen abgelegenen Parkplatz. Dort zog er eine Waffe und feuerte.

Lorenzo M. wurde sechs Mal in den Oberkörper getroffen. Sein Freund konnte in letzter Minute unverletzt entkommen und von einer nahe gelegenen Tankstelle aus Hilfe rufen.

„Der Täter hatte es auf das Geld abgesehen“, erklärte ein Polizeisprecher gestern in Fulda. Der Tod des 17-Jährigen sei nicht eingeplant gewesen. Motiv war vermutlich Geldnot. Der 38-Jährige aus Grünberg (Kreis Gießen) hat keinen Job. Er ist polizeibekannt. Wegen Körperverletzung und dubioser Geldgeschäfte war gegen ihn ermittelt worden.

Das wurde dem 38-Jährigen nach dem Raubmord auch zum Verhängnis. Eine Überwachungskamera am Fuldaer Bahnhofsplatz lieferte gestochen scharfe Bilder von ihm und den beiden Münchnern. Die Polizei erstellte ein Phantombild und stellte es ins polizeiinterne Computersystem. Ein Polizist aus Mittelfranken erkannte sofort den Gesuchten. Es war ein Bekannter aus dem Sportverein in Grünberg. Gegen den 38-Jährigen wurde Haftbefehl wegen Mordes beantragt.

Der Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen. Die Tatwaffe ist verschwunden. Seine Freundin gibt zu, dass sie am Freitag mit ihm in Fulda war, dass sie von dem Verbrechen aber nichts gewusst habe. Die Polizei ermittelt gegen sie wegen Beihilfe.

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