"So etwas habe ich noch nie erlebt": Geht der Open-Air-Sommer in München unter?

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Wolken, Regen, Unwetter und keine 20 Grad. Bei herbstlichen Temperaturen ist von der Hitzewelle von Anfang Juli nichts mehr übrig. Gerade in Süddeutschland regnete es im Juli viel, fast 30 Prozent mehr als im langjährigen Referenzzeitraum. Das aktuelle Wetter lässt schnell vergessen, dass wir uns eigentlich mitten im Hochsommer befinden, was in München sonst Filmabende unter freiem Himmel, Open-Air-Konzerte und Freilufttheater in lauen Sommernächten bedeutet. Wie geht es also Münchens Open Air Veranstaltern, während der herbstliche Hochsommer dazu einlädt, gemütliche Abende auf dem heimischen Sofa zu verbringen?
Rotwein- statt Weißweinwetter
"So was wie jetzt habe ich noch nie erlebt", sagt Sven Schöcker, Leiter und Regisseur der Theaterspiele in der Glyptothek. Seit er 2013 als Schauspieler zu den Theaterspielen kam, habe es keinen derart verregneten Sommer gegeben. Er frage sich, ob wir als Menschen zu sehr in die Natur eingreifen und fordert mehr Umweltschutz. Gerade die Flächenversiegelung in Städten wie München würde zudem das Lebensgefühl in der Stadt beeinträchtigen. Als Open Air Veranstalter sei die aktuelle Wetterlage ein "Riesenproblem", der Zustrom komme eben in den lauen Sommernächten. Trotzdem gilt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt". Außerdem entstehe auch bei den aktuellen Vorstellungen eine spezielle, gute Atmosphäre, wenn sich die Zuschauer in dicken Jacken im Innenhof des Museums versammeln. Dann werde eben weniger Weißwein und mehr Rotwein getrunken.

Gleichzeitig liegen Phasen schlechteren Wetters in der Natur von Open-Air-Events. Darum seien die Theaterspiele langfristig geplant, so dass Zuschauer zur Not auf spätere Vorstellungen ausweichen können. Einmal gekaufte Karten behalten in diesem Fall ihre Gültigkeit. Sven Schöcker betont: "Wir suchen den Austausch". Da komme es nicht darauf an, wann die Leute kommen, sondern, dass sie kommen. In den ersten Tagen nach einer Regenphase kommt es dann gerne mal zu einem großen Andrang.
Aktuell laufen zwei Stücke: "Alkestis" und "Kassandra". Ob die Vorstellungen stattfinden, wird recht kurzfristig bis 17 Uhr auf der Internetseite der Glyptothek bekannt gegeben. Wie wichtig es ist, Veranstaltungen nicht voreilig abzusagen, betont auch Andreas Schessl, der als Geschäftsführer von München Musik für einige Konzerte des Open Air Sommers im Brunnenhof der Residenz verantwortlich ist. Die Zuschauer seien sehr verständnisvoll, wenn Konzerte wetterbedingt abgesagt werden oder in den Herkulessaal umziehen müssen. Wirklich ärgern würden sie sich nur, wenn das Wetter dann doch gut genug gewesen wäre, um draußen zu spielen.
"Wir sind Optimisten"
Auch die Tickets würden sich weiterhin gut verkaufen. "Die Menschen sind zum Glück Optimisten und wir auch", sagt Schessl. Zudem hätten sie bis jetzt Glück gehabt und nur zwei Vorstellungen drinnen spielen müssen. Ob die Produktionen spontan nach innen verlegt werden können, liege vor allem an der Aufwendigkeit des technischen Aufbaus. Gerade bei Pop-Geschichten wie der "ABBA Summer Night" sei der schnelle Umbau nicht möglich, während der Umzug bei kleineren Bands gut und schnell zu bewerkstelligen sei.

Peter Mopils, der Gründer und Veranstalter von Kino, Mond & Sterne blickt ebenfalls entspannt auf den Wetterbericht. "Wir machen das schon seit 30 Jahren und da hatten wir noch keinen Sommer, in dem es nicht geregnet hat", kommentiert er die letzten verregneten Wochen gelassen. Außerdem hätten sie bereits einen guten Juni gehabt und hofften nun auf einen wieder sommerlichen August. Und dann gehe das Kinoprogramm ja auch noch bis September und damit bis in den Spätsommer hinein.
"In die Sonne schauen" kann man garantiert im August
Das Kino, Mond & Sterne verfolgt seit Beginn den Ansatz auch bei schlechtem Wetter zu spielen, worauf sich dann auch die Zuschauer einstellen würden. Natürlich würden Open-Airs mit dem Wetter stehen und fallen. Obwohl auch eine Veranstaltung bei Regen zum Erfolg werden könne, wie das letzte Konzert von Robbie Williams gezeigt habe. Insgesamt will sich Mopils aber viel lieber mit dem Kinoprogramm, als mit der Wettervorhersage beschäftigen. Am 25. August läuft zum Beispiel der in Cannes ausgezeichneten deutschen Film "In die Sonne schauen". Bis dahin kommen die Sonnenstrahlen hoffentlich nicht nur von der Kino-Leinwand.
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