Skandal bei Tierfriedhof in München-Obermenzing: Anzeigen wegen Betrugs

Nach dem AZ-Bericht haben sich Tierfreunde zusammengetan, um gemeinsam gegen die Verantwortlichen vorzugehen.
von  Nina Job
Dieses Paar besucht das Grab seines toten Hundes auf dem Tierfriedhof regelmäßig.
Dieses Paar besucht das Grab seines toten Hundes auf dem Tierfriedhof regelmäßig. © ho

Nach dem AZ-Bericht über den Tierfriedhof in Obermenzing haben sich Tierfreunde zusammengetan, um gemeinsam gegen die Verantwortlichen vorzugehen.

München - "Wir lassen uns das nicht gefallen!" So lautet die Kampfansage vieler Tierfreunde, deren vierbeinige Lieblinge auf dem Tierfriedhof "Letzte Ruhe" in Obermenzing liegen. Erst durch den AZ-Bericht vor zwei Wochen hatten sie von der bevorstehenden Schließung des Friedhofs erfahren.

Tierfriedhof Obermenzing: Schließung

Und durch den Bericht erfuhren sie außerdem, dass sie abgezockt worden waren: Ende 2017 hatte der Lebensgefährte der damaligen Betreiberin alle Friedhofsbesucher, die er antraf, aufgefordert, die Laufzeit ihrer Grabstätten zu verlängern. Dabei kassierte er nach AZ-Informationen auch für Jahre, in denen der Friedhof längst wieder dem Erdboden platt gemacht sein wird. Wie berichtet, will der Bauer seinen Grund ab 1. August 2025 zurück und den Pachtvertrag mit den Friedhofsbetreibern nicht verlängern.

"Das ist eine ganz gemeine Abzocke von alten Leuten!"

"Ich wurde bis 2031 abkassiert", berichtet der Rentner Heinrich R. der AZ. Der 80-Jährige ist einer derjenigen, die die Schließung besonders hart trifft.

Der Rentner aus Laim hat seine beiden Möpse Jenny und Kissa in einem Doppelgrab beerdigen lassen: "Für die Beisetzung, die Trauerfeier und die Grabstätte habe ich pro Mops 3.000 Euro gezahlt." Dazu kamen aufwendige Steinmetzarbeiten. Auf dem Doppelgrab liegen weiße Natursteinplatten. Auch eine kleine Bank ließ der Rentner aufstellen. Er kommt jeden Tag hierher, um seine toten Möpse zu besuchen. "Alles in allem habe ich weit über 10.000 Euro gezahlt", sagt der 80-Jährige.

Grabkosten sollen weiter gezahlt werden

Im Herbst ließ der Münchner auf Drängen von Herrn H., dem Lebensgefährten der damaligen Betreiberin Eva L. das Doppelgrab noch einmal um fünf Jahre verlängern. Dabei hatte er bereits bis 2026 bezahlt. "Der Herr H. hat die Preise frei Schnauze bestimmt. Bei mir hat er richtig zugelangt", sagt Heinrich R.: "Ich musste 2.800 Euro zahlen. Der hat mich sauber betrogen!"

Der 80-Jährige will sich wehren. Vergangene Woche hat er über seine Anwältin Anzeige wegen Betruges gegen Eva L. erstattet. "Diese Leute müssen bestraft werden! Viele hier sind alte Leute, die jeden Tag kommen. Und da gibt es auch einige, die nicht viel Geld haben. Das ist eine ganz gemeine Abzocke von alten Leuten!" Auch andere erstatteten bereits Anzeige. Anwälte sammelten Dutzende Adressen Betroffener. Viele der Tierfreunde – auf dem Friedhof liegen etwa 800 Haustiere – wollen gemeinsam gegen die Verantwortlichen vorgehen.

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