"Sind ein Herzstück im Viertel": Warum Olympia diesen Münchner Traditionsverein bedroht

600 Kinder und 250 Erwachsene spielen beim FC Teutonia. Doch der Verein hat ein Problem: Auf seinem Platz plant die Stadt temporäre Wettkampfstätten für Olympia. Und auch an anderen Stellen soll sich der Olympiapark verändern. 
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
2  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Volker Schay und Nico Ludwig sorgen sich um ihren Verein – den FC Teutonia. Denn auf ihrem Fußballplatz sollen für Olympia temporäre Stadien gebaut werden.
Volker Schay und Nico Ludwig sorgen sich um ihren Verein – den FC Teutonia. Denn auf ihrem Fußballplatz sollen für Olympia temporäre Stadien gebaut werden. © Daniel von Loeper
Carbonatix Pre-Player Loader

Audio von Carbonatix

Nico Ludwig würde gerne für Olympische Spiele in München werben. Er ist Jugendleiter beim FC Teutonia, wo rund 600 Kinder spielen und noch mal rund 250 Erwachsene. "Ich bin 1972 geboren, habe die Spiele also nicht mitbekommen. Die Vorstellung, dass sie sich wiederholen könnten, ist traumhaft", sagt er.

Allerdings wird Ludwig seine Mitglieder wohl nicht dazu aufrufen, am 26. Oktober beim Bürgerentscheid dafür zu stimmen, dass sich München um Sommerspiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 bewirbt. Denn die Spiele bedrohen seinen Verein, in den er "Tausende Stunden ehrenamtliche Arbeit gesteckt habe", sagt Ludwig bei einem Spezi im Biergarten vor seinem Vereinsheim.

Der FC Teutonia hat sein Gelände südlich des Olympiaparks. Vom Platz aus sieht man den Olympiaturm. Eine traumhafte Lage – doch die wird für den Verein bald womöglich zum Problem.

Der Olympiapark soll erweitert werden

Für Sommerspiele plant die Stadt, den Olympiapark zu erweitern. Im Süden soll er sich "einer neuen Generation des Sports" öffnen, heißt es in dem Bewerbungskonzept. Skateboard, 3×3 Basketball, BMX-Freestyle und BMX-Racing und -Parkour sollen hier "ein neues Zuhause finden". Das Problem ist nur: Genau da, wo die Stadt in ihrem Plan die Anlagen eingezeichnet hat, befindet sich der Fußballplatz von FC Teutonia.

Wie lange sein Verein weichen müsste, habe ihm noch niemand beantworten können, sagt Volker Schay, der zweite Vorsitzende des Vereins. Denn schließlich müssten die temporären Anlagen irgendwann aufgebaut werden. Dauert das ein Jahr, zwei – oder sogar noch länger? Und wo sollen die 600 Kinder dann Fußball spielen? "Man kann uns nicht einfach verpflanzen", sagt Jugendleiter Ludwig. "90 Prozent unserer Mitglieder kommen aus der Nachbarschaft. Wir sind ein Herzstück in diesem Viertel." Und abgesehen davon: "Es gibt keine anderen Vereine, die noch Kapazitäten haben." Alle voll – auch der FC Teutonia selbst: "Ich sage jedes Jahr bis zu 150 Kindern ab, weil wir keinen Platz mehr haben."

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann ist deshalb entsetzt: "Olympia verdrängt dort Sportflächen für Kinder. In einer Stadt, in der Kinder schon heute kaum noch Sportangebote finden, ist es ein fatales Signal, dass Breitensport dem IOC weichen soll."

"Das ist doch unseriös"

Ein wenig habe die Stadt bei einem Treffen Ende der vergangenen Woche beruhigen können, sagt Jugendleiter Ludwig. Bei diesem habe das Sportreferat erklärt, dass es möglichst viele eigene Flächen vorweisen will, das sei besser für die Bewerbung. Im besten Fall brauche man die Flächen vom FC Teutonia gar nicht. Nur: In den Stadtratsunterlagen werden die Flächen genannt. "So ein Stadtratsbeschluss ist doch nicht nur ein Zettel, den man hinterher in den Müll schmeißt", sagt Schay. "Es ist doch unseriös, in der Bewerbung Flächen anzugeben, die man gar nicht verwenden will."

Was sagt das Sportreferat zu all dem? Die Planungen für den südlichen Olympiapark seien "noch fiktiv und sehr flexibel". Im Süden sollen die Sportarten Handball, Moderner Fünfkampf, Skateboard, BMX, 3x3 Basketball, Parkour und Breaking stattfinden. Eine temporäre Halle wird laut der Stadt nur für Handball gebraucht. Für die anderen Sportarten sollen temporäre Outdoor-Anlagen gebaut werden. Die "Betrachtungsfläche" sei deutlich größer als der Flächenbedarf. Außerdem hofft das Sportreferat auf bundeseigene Flächen im Westteil, dort befindet sich zum Beispiel eine Verwaltung der Bundeswehr. Eine Inanspruchnahme der "Sportanlage FC Teutonia" sei noch nicht abzusehen und auch eher unwahrscheinlich.

Diese Pläne gibt es für den Nordteil des Parks

Auch den Nordteil des Olympiaparks plant die Stadt für Olympia mit ein. Hier soll eine temporäre Halle für Volleyball und ein temporäres Bahnradstadion hin. Heute befindet sich dort der Hochschulsport der TU München. Und Vereine nutzen das Gelände – zum Beispiel der Baseball-Club "München Caribes". Auch diese Hobbysportler müssten für die Spiele erst einmal ein neues Trainingsgelände suchen.

Nutzen will die Stadt zudem das frühere Olympia-Eissportzentrum. Weil der Eissport in den neuen SAP-Garden umgezogen ist, wird es gerade zu einem Actionsportzentrum umgebaut. Erst einmal soll das nur fünf Jahre bleiben, so hat es die Stadt von Anfang an kommuniziert. Was danach daraus werden soll, schien aber immer unklar. Olympia würde Tatsachen schaffen:

In ihrem Olympia-Konzept plant die Stadt hier Tischtennis – in einer neuen Halle. So steht es in den Stadtratsunterlagen. Baut die Stadt also doch neu für Olympia? Darauf antwortet das Sportreferat: "Eine Halle würde dort auch ohne Zuschlag für die Spiele und damit völlig unabhängig davon entstehen, weil das immer geplant war. Deshalb ist dies auch kein Neubau im Sinne der Bewertungskriterien des DOSB."

"Re:Start Olympiapark" heißt das Motto, das sich die Stadt für den Olympiapark ausgedacht hat. Er soll größer und grüner werden, heißt es. Nur: Wo überhaupt, wenn die Vereine hinterher alle wieder zurückkommen sollen? Die Flächen des Bundes sollen, so heißt es vom Sportreferat, an den Olympiapark angegliedert werden. Angestrebt werde, dass die temporären Anlagen etwa für BMX und Skateboard später von Hobbysportlern genutzt werden können. Außerdem solle auf der alten, stillgelegten S-Bahntrasse eine neue Radverbindung zur Dreiseenplatte im Münchner Norden entstehen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
  • AufmerksamerBürger vor 35 Minuten / Bewertung:

    Die Stadtverwaltung trickst und schwindelt hin und her mit den Angaben, das ist keine seriöse, sondern lupenreine grüne Politik .

    Es kann nur ein "Nein!" geben.

    Antworten lädt ... Kommentar melden
  • 1Muenchner am 23.09.2025 00:47 Uhr / Bewertung:

    Mit diesem Klein-Klein Denken wird's nix mehr mit diesem Land. Sich für die Gemeinschaft einbringen und anpacken? Offenbar ein Fremdwort. Schade.

    Antworten lädt ... Kommentar melden
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.