Sie sucht den Mann, der ihr so gefallen hat
Zum Valentinstag erzählen wir eine Geschichte, aus der eine Love-Story werden könnte: Meike Killermann möchte einen Münchner wiedersehen, den sie auf dem Heimflug von Kreta kennengelernt hat – hier berichtet sie davon
München - Ungewöhnlich groß, schlank, Glatze, schwarze Kunststoffbrille und ein Lächeln, „als würde sich eine ganze Welt vor dir öffnen“: So beschreibt Meike Killermann den sympathischen Fremden, den sie vor vier Monaten im Flugzeug kennen gelernt hat – und an den sie seitdem immer wieder denkt. Die Ambergerin würde ihn gerne wiedersehen. Doch sie kennt weder seinen Namen noch seine Telefonnummer.
Trotzdem, sagt sie, „habe ich das unbestimmte Gefühl, dass diese Geschichte noch nicht zu Ende ist.“ Vielleicht führt dieser Artikel ja zum Happy-End.
Am 18. Oktober 2013 steht Meike Killermann am Flughafen von Heraklion. Sie hat eine Woche Urlaub auf der griechischen Insel Kreta gemacht und wartet nun darauf, dass ihr Condor-Flug (Nummer 5567) nach München aufgerufen wird.
Der große, leger gekleidete Mann fällt ihr sofort auf – zunächst, weil er auf sie extrem angespannt wirkt. „Ich dachte: Der hat bestimmt Flugangst, und habe mich gefragt, wo er wohl hinfliegt.“
Am Check-In-Schalter sieht sie ihn wieder. Diesmal schaut er ihr direkt in die Augen. Dieser Blick habe etwas Besonderes gehabt, sagt Meike Killermann. „Ich hatte den Eindruck, er erkennt mich, obwohl wir uns noch nie begegnet waren.“
Als der Rollfeld-Bus, der die Passagiere zum Flieger bringt, vor der Maschine hält, steigt der Unbekannte hinten ins Flugzeug, sie vorne. Trotzdem ist sich die bayerische Krankenschwester sicher: „Dich sehe ich wieder.“
Sie hat Recht. Beide haben einen Platz in Reihe 23. Meike Killermann sitzt am Fenster, der Fremde am Gang. Zwischen ihnen sind noch zwei Plätze unbesetzt. „Toll, wenn die frei bleiben, kann ich schlafen“, sagt Meike Killermann. „Da hat er zum ersten Mal gelacht.“ Offen, herzerfrischend, sein Lachen gefällt ihr.
Schließlich quetscht sich doch noch ein Ehepaar zwischen die beiden. „Dann konnten wir uns nur noch über Gesten austauschen.“
Nach der Landung steht der Unbekannte als Erster auf, dreht sich noch einmal um, und verabschiedet sich. „Ich dachte: Wie schade, das war’s jetzt.“
Doch diesmal irrt sich die 39-Jährige. Obwohl er nur mit Handgepäck reist, wartet der Fremde an der Kofferausgabe. Auf sie. „Er war sehr charmant, hatte eine angenehme, ruhige Stimme und eine faszinierende Art zu erzählen.“
Die beiden stellen fest, dass sie gern nebeneinander gesessen hätten. Meike Killermann erfährt, dass ihr neuer Bekannter seinen Vater in Agios Nikolaos besucht hat; dass er in München wohnt und mit der U-Bahn nach Hause fahren wird. „Aber leider weiß ich weder Linie noch Richtung.“
Denn plötzlich verabschiedet sich der Unbekannte recht abrupt. Meike Killermann vermutet, dass sie ihn mit einer unbedachten Bemerkung verschreckt hat: „Er hat mich gefragt, wie ich heim komme. Die Familie holt mich ab, hab’ ich gesagt. Er muss gedacht haben, gleich kommen mein Mann und mindestens sieben Kinder.“
Dabei ist die attraktive Frau alleinstehend. „Ich habe mich einfach geschämt zu sagen, dass mich meine Mutter nach Amberg fährt. Wie klingt denn das? In meinem Alter!“ Nach wenigen Sekunden wird Meike Killermann bewusst, wie ihre Antwort auf den Fremden gewirkt haben muss. Sie sucht nach ihm, will Klarheit schaffen. „Ich wäre ihm quer durch den Flughafen nachgelaufen.“ Doch der Mann ist verschwunden.
Zu Hause in Amberg lässt die Geschichte Meike Killermann keine Ruhe. Nach etwa einem Monat fasst sie einen mutigen Entschluss. „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben versucht, jemanden über eine Annonce zu finden.“ In der Anzeige, die in der AZ erscheint, beschreibt sie ihren Flugzeug-Flirt und fügt hinzu: „Ich habe versäumt, Sie auf einen Kaffee einzuladen und würde das gerne nachholen.“ Ob der große Unbekannte die Zeilen gelesen hat, weiß die Absenderin nicht. Vielleicht.
Vielleicht hat er sogar versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen – und sich gewundert, dass seine E-Mails zurückkamen. Das Problem: In der Aufregung hatte sich ein Tippfehler in die E-Mail-Adresse geschlichen, die Meike Killermann in der Anzeige angegeben hatte. „Oh nein! Das ist mir gar nicht aufgefallen“, sagt sie bedrückt.
Aufgeben will die Ambergerin aber noch nicht. „Ich fände es so toll, ihn wieder zu treffen. Ich würde ihn wirklich gerne besser kennen lernen“, sagt sie – und diktiert diesmal Buchstabe für Buchstabe, ganz langsam und konzentriert, ihre richtige E-Mail-Adresse. Sie lautet: kreta.suche@gmx.de.
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