Shanti drohen 15 Jahre Haft

Sechs Jahre haben die Ermittler Jagd auf Deutschlands meistgesuchten Kinderschänder gemacht. Doch hätte der pädophile Ex-Guru Oliver Shanti (59) schon früher geschnappt werden können? Die Polizei in Portugal sei kaum behilflich gewesen, heißt es bei den Münchner Fahndern.
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Ulrich S. alias Shanti konnt sich auf den Schutz der portugiesischen Behörden verlassen.
Polizei Ulrich S. alias Shanti konnt sich auf den Schutz der portugiesischen Behörden verlassen.

Sechs Jahre haben die Ermittler Jagd auf Deutschlands meistgesuchten Kinderschänder gemacht. Doch hätte der pädophile Ex-Guru Oliver Shanti (59) schon früher geschnappt werden können? Die Polizei in Portugal sei kaum behilflich gewesen, heißt es bei den Münchner Fahndern.

MÜNCHEN Die Erleichterung ist den Ermittlern anzusehen. Sechs Jahre waren sie auf der Jagd nach Deutschlands meistgesuchtem Kinderschänder Oliver Shanti (59). Am Freitag klickten in Portugal die Handschellen, der Auslieferungsantrag läuft. „Wenn der Beschuldigte einwilligt, müsste er in zehn Tagen hier sein. Wenn nicht, dauert es 60 Tage“, sagt Oberstaatsanwalt Frank Gierschik. Shanti drohen nun 15 Jahre Haft.

Dem Musikproduzent und selbsternannten Esoterik-Guru wird vorgeworfen, zwei deutsche und vier portugiesische Kinder missbraucht zu haben (auch in einer Wohnung in der Münchner Herzog-Wilhelm-Straße). Im Haftbefehl ist von 300 Übergriffen des gebürtigen Hamburgers die Rede. Die Fahnder gehen davon aus, dass er sich mehr als 1000 Mal an Mädchen und Buben vergangen hat.

Seit 2002 wurde nach Ulrich Schulz, so sein richtiger Name, gefahndet. Die Mutter eines Buben hatte Anzeige erstattet. Ein zweites Opfer packte aus und Shanti tauchte unter. Vermutlich versteckte er sich auf seiner Finca in Vila Nova de Cerveira (Portugal).

Auch dort soll sich Shanti Schulz an Kindern vergriffen haben. Ein früherer Weggefährte berichtete dem Journalisten Klaus Wiendl für dessen BR-Reportage „Ein Kinderschänder wird gesucht“: „Das Schlimmste, was ich erlebt habe, war, dass ein Heranwachsender zu ihm gesagt hat: ,Ich will nicht mehr mit Männern schlafen.’ Worauf er diesen Jugendlichen brutal zusammengeschlagen hat.“ Anschließend habe Shanti den Teenager ohne Wasser in einen Wohnwagen gesperrt, der in der prallen Sonne vor der Finca stand.

Die deutschen Ermittler hatten das Gelände bereits 2005 auf den Kopf gestellt – erfolglos. Shanti war offenbar gewarnt worden. Erst als der Gesuchte am vergangenen Freitag in der Deutschen Botschaft von Lissabon einen Reisepass beantragte, erkannte ihn ein Diplomat. Shanti wurde festgenommen und ins Gefängniskrankenhaus der Stadt gebracht. Es heißt, der 59-Jährige sei an Blutkrebs erkrankt und habe sich in Brasilien behandeln lassen wollen.

„Ich bin ein bisserl enttäuscht von der Art, wie wir in Portugal unterstützt wurden“, sagt Peter van den Berg, Chef der Münchner Zielfahnder. „Wenn man kooperativer gewesen wäre, hätte man ihn möglicherweise früher gekriegt.“ Dass die portugiesische Polizei den Kinderschänder bewusst gedeckt hat, glaubt der Kommissariatsleiter aber nicht. An der Verzögerung sei wohl eher schuld, dass Pädophilie in Portugal nicht so hart verfolgt wird wie in Deutschland.

N. Kettinger

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