Sgarbi aktuell: Liveticker zum Gigolo-Prozess
Jetzt ist es amtlich. Der Erpresser von Susanne Klatten, Helg Sgarbi, wurde zu 6 Jahren Haft verurteilt. Der Schweizer Gigolo hatte zuvor gestanden, vier Frauen verführt und um Millionen erleichtert zu haben.
Liebe Leser, mit dem Prozess endet auch unser Live-Ticker. Helg Sgarbi ist verurteilt, die Sitzung ist geschlossen. Danke für Ihre rege Aufmerksamkeit.
13.48 Der Prozess ist gelaufen - aus. Sgarbi wird wieder in seine Zelle gebracht.
13.47 Der Richter betont: Es sei wahrscheinlich, dass Sgarbi seine Strafe voll absitzen muss. Auch bei guter Führung könne er nicht damit rechnen, dass er nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe auf Bewährung rauskommt.
13.43 Helg Sgarbi hört gefasst den Worten des Richters zu. Der rechnet ihm das Geständnis hoch an.
13.41 Sechs Jahre Haft für Helg Sgarbi! Der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf kommt rein, steht hinter seinem Pult und liest das Urteil ab - dann setzt er sich zur Urteilsbegründung.
13.38 Helg Sgarbi spricht mit der Presse. Dreht sich sogar den Fotografen zu, die seitlich stehen und ihn nicht richtig fotografieren können - er zeigt, was er kann und spricht auf italienisch mit Presseleuten aus Italien.
13.35 Helg Sgabi kommt vom Mittagessen wieder in den Münchner Schwurgerichtssaal. Geduldig erträgt er das Blitzlichtgewitter. Er wirkt gelöst und entspannt.
13.25 Noch sind die Richter nicht zurück - das Urteil wird für 13.30 Uhr erwartet. Die Spannung vor dem Schwurgerichtssaal steigt.
13.20 Zuschauer Martin Lindner rätselt auch, welches Urteil fällt: "Ich denke, es werden so um die 6 bis 7 Jahre." Und Herbert Plüschke: "Die goldene Mitte soll er bekommen - 9 Jahre sind zuviel." Den Angeklagten Helg Sgarbi hält er für "sehr smart, eloquent und sympathisch - ein guter Typ."
13.16 Unter den Zuschauern werden in der Pause schon Wetten abgeschlossen - 7up oder 7down? Die Vorschläge reichen von 4,5 bis 7 Jahren. An die 9 Jahre glaubt keiner. Viele munkeln auch: Der Prozess geht so schnell, damit der Fall Klatten schnell aus den Schlagzeilen kommt.
13.06 AZ-Reporterin Julia Lenders ist enttäuscht: "Völlig unverständlich, was die Ladys an dem fanden. Sieht aus wie ein Banker - langweilig. Finden alle hier." Helg Sgarbis Gigolo-Charme scheint bei den Zuschauerinnen und Journalistinnen nicht zu wirken. Lesen Sie darüber morgen mehr in der AZ!
Zweite Pause
12.48 Gontersweiler: "Ich ersuche das Gericht, um ein faires Urteil" Dann hat Helg Sgarbi das letzte Wort: "Ich schließe mich den Worten meiner Anwälte an", sagt er nur knapp. Die Richter werden sich jetzt beraten. Das Urteil fällt um 13.30 Uhr - bleiben Sie dran, es folgen Interviews mit den Prozessbeteiligten.
12.43 Sgarbi-Anwalt Till Gontersweiler: "In der Schweiz würde ich auf Freispruch plädieren. Es war nur eine einfach Lüge, die gar nicht strafbar sein kann."
12.40 Anwalt Geis will eine mildere Strafe für seinen Mandanten: "Nicht 7up, sondern 7down. Ich fordere nicht mehr als 5 Jahre Haft." Den Begriff "7up" hatte Susanne Klatten geprägt - damit meinte sie 7 Millionen, die sie Sgarbi geben wolle. Anwalt Geis macht daraus ein Wortspiel - jetzt plädiert sein Schweizer Kollege Till Gontersweiler. Der meint: "Mein Klient hat ein Geständnis abgelegt. Nun soll er auch die Vorteile eines Geständnisses genießen."
12.36 Geis legt nach und höhnt weiter: "Frau Klatten ist eine sehr erfahrene Dame. Sie ist nicht schutzbedürftig. Dass jetzt die BMW-Aktien runtergegangen sind, dafür kann Herr Sgarbi nichts."
12.34 Dann macht sich Anwalt Geis auch noch über Susanne Klatten lustig: "Sie hat bei der Polizei gesagt, dass sie gefühlt habe, dass er ihr Geld wollte - was hätte er sonst gewollt?"
12.32 Verteidiger Egon Geis meint in seinem Plädoyer, dass kein vollendeter Betrug vorliege: "Hier hat jemand nur laut gebettelt: ich bin in Not, ich bin Not." Und Frau Klatten habe entsprechend reagiert.
12.28 Auch Sgarbis Strafverteidiger Egon Geis ist schockiert über die harte Forderung des Staatsanwaltes - und wirft ihm vor: "Es scheint, dass die Schwurgerichts-Atmosphäre Sie voll erfasst hat." Im Schwurgerichtssaal sitzen sonst nur Mörder.
12.19 Jetzt kommt die Forderung des Staatsanwalts Thomas Steinkraus-Koch. Er will eine Gesamtstrafe von 9 Jahren für Helg Sgarbi. Der scheint entsetzt. Er starrt an die Decke - dachte er, dass er mit seinem Geständnis den Staatsanwalt milde stimmen konnte?
12.15 Steinkraus-Koch: Den Fall Barretta wird aber ein italiensiches Gericht klären müssen. Vielleicht kommt da raus, wo Geld und Video sind.
12.12 Staatsanwalt Steinkraus-Koch: "Juristisch ist die Sache nun einfacher geworden. Aber drei Fragen offen geblieben. Wo ist das Geld, wo ist das Video und wie ist die Tatbeteiligung des Herrn Barretta?"
12.07 Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch fängt an und sagt in seinem Plädoyer: "Der Fall hat eine überraschende Wende genommen." Das liege am Geständnis des Angeklagten. "Zum Glück konnten wir den Opfern die Vernehmung ersparen."
Die Plädoyers
12.02 Der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf fragt, ob gleich plädiert werden soll oder ob die Prozessteilnehmer lieber eine Pause machen wollen. Die eindeutige Entscheidung: Jetzt laufen die Plädoyers!
12.01 Die Befragung des Zeugen und Polizisten Jürgen Siegel ist beendet.
11.59 Neues Thema: Die Geldübergabe. Richter Wolf fragt Siegel: "Was hat Frau Klatten darüber gesagt?" Der Zeuge:: "Es war in der Tiefgarage im Holiday Inn. Sie wusste nur noch, dass Sgarbi ein Audi hatte."
11.58 Woher weiß die Polizei, dass das Sex-Video verbrannt wurde? Jürgen Siegel: "Es gibt ein abgehörtes Telefongespräch. Da hat Barretta gesagt, er habe alles verbrannt. Ob es es wirklich so ist, wissen wir nicht."
11.51 Jetzt stellt auch Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch Fragen an den LKA-Ermittler. Er will wissen, wo dass Video jetzt ist. Jürgen Siegel sagt: "Wir haben gehört, es sei verbrannt."
11.49 Jetzt wird klar, wie Sgarbi das intime Video im Zimmer 629 des Holiday Inns in Schwabing drehte! "Wo wurde das Sex Video gedreht?", fragt Richter Wolf. Der LKA-Ermittler: "Die Kamera war am Bettende aufgebaut. 38 Minuten war das Video lang. Um Frau Klatten zu erpressen, hat Sgarbi ihr sieben Minuten Mitschnitt von dem Video geschickt."
11.46 Richter Gilbert Wolf: "Wie ist der Fall an die Presse gekommen?" Zeuge Siegel: "Ich weiß nicht, wo die undichte Stelle war." Am 2. November hatten Zeitungen als erstes von der Affäre berichtet.
11.42 Jetzt gibt es doch eine Verbindung Barrettas mit dem Fall Susanne Klatten. Der Zeuge Jürgen Siegel sagtl: "Frau Sgarbi war entsetzt, dass Barretta das Geld nicht zurück zahlen will. Er hat es abgelehnt." Frau Sgarbi ist Gabriela Francesca Sgarbi. Auch sie soll zur Sekte gehören und Klatten gedroht haben, an die Presse zu gehen. Sgarbi hatte sie 2001 geheiratet und 2002 ihren Namen angenommen - vorher hieß er Russak.
11.40 Richter Gilbert Wolf: "Man hat ja Teile des Geldes sicherstellen können. Wie viel Geld fehlt noch? Der Zeuge: "Ich schätze so 3 bis 4 Millionen."
11.35 Helg Sgarbi sitzt links vom Richter zwischen seinen beiden Anwälten und lauscht der Vernehmung. Er wirkt erleichtert, dass heute endlich der Prozess stattfindet.
11.33 Der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf. "Ist etwas über den Verbleib des Geldes bekannt?" Der Zeuge: "Wir wissen nur, dass Geld in teure Autos und Immobilien angelegt wurden. Es konnte nur ein Teil der Gelder sichergestellt werden."
11.30 Da muss ihn der Zeuge und Polizist enttäuschen: "Wir konnten keine konkreten Beweise feststellen."
11.28 Richter Gilbert Wolf möchte trotzdem mehr über Sgarbis Verbindung zu Barretta wissen - und fragt Jürgen Siegel: "Welche Abhängigkeit bestand zwischen Sgarbi und Barretta? Man liest ja, dass Sgarbi Barretta hörig gewesen sei. Gibt es da was für das Gericht verwertbares?"
11.26 Der Zeuge berichtet weiter: Barretta habe bei der Festnahme am 14. Januar 2008 gesagt, er kenne Sgarbi nur flüchtig. Sie wollten an der Raststätte nur gemeinsam Kaffee trinken. Anmerkung: Bis heute sagt der Italiener, er habe mit der Klatten-Affäre und anderen Erpressungen nichts zu tun. Trotzdem wird ihm in Pescara am 24. März der Prozess gemacht.
11.16 Siegel: "Eine Woche später wurde Sgarbi in Tirol festgenommen." Das war an einer Raststätte in Vomp bei Innsbruck. Sgarbi wollte sich dort mit Klatten treffen - sie sollte ihm 14 Millionen Euro geben. Bei seiner Verhaftung durch LKA-Beamte und eine Sondereinheit der österreichischen Polizei war auch der italienische Sekten-Guru Ernani Barretta dabei. Den ließen die Polizisten aber wieder laufen - und hörten ihn in der folgenden Zeit ab.
11.11 Jürgen Siegel berichtet vom Ablauf der Ermittlungen nach Susanne Klattens Anzeige gegen Helg Sgarbi im Januar 2008. "Als Frau Klatten Anfang letzten Jahres ihre Aussage gemacht hat, haben wir sofort Maßnahmen ergriffen."
11.02 Der Prozess geht weiter. Jetzt kommt der Ermittler Jürgen Siegel (39) vom Landeskriminalamt in den Zeugenstand.
11.00 Immer noch Pause. Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch hat sich gerade die Robe ausgezogen und hat den Gerichtssaal 101 verlassen. Die Pause könnte länger dauern. Bleiben Sie dran für weitere Interviews mit den Prozessbeteiligten - hier im Live-Ticker.
10.54 Das Gericht berät immer noch. Helg Sgarbis Anwalt Egon Geis sagt in der Prozesspause: "Es wird heute nur noch ein Zeuge gehört. Ein Kriminalbeamter. Dann ist für heute Schluss."
10.40 Seit 15 Minuten ist Pause - gleich geht es weiter: Wie wird der Prozess weiterlaufen? Reicht es, was Helg Sgarbi gebeichtet hat? Gerichtssprecherin Margarthe Nötzel: "Die Kammer muss sich ein Bild vom Angeklagten machen." Vielleicht müssen auch noch Vernehmungsbeamte gehört werden.
Pause
10.27 Den Lebenslauf hatte Sgarbi selbst geschrieben. Darin gibt er auch seine Hobbys an: Architektur, Kunst, Tennis und Hochseesegeln. Außerdem fährt er einen Audi Q7 - den Wagen lässt der Richter gleich einziehen. Wie man sieht, ist der Schweizer recht auskunftsfreudig - nur über mögliche Hintermänner will er keine Angaben machen. Die italienische Staatsanwaltschaft vermutet, dass Sgarbi für seinen Sekten-Guru Ernani Barretta Frauen betrog. Das wird in diesem Prozess wohl unbeantwortet bleiben.
10.19 Richter Gilbert Wolf liest Sgarbis Lebenslauf vor - zuvor wollte Staatsanwalt Thomas Steinkraus noch wissen, was mit dem restlichen Geld und den bislang unentdeckten Sex-Videos sei. Dazu wollte Egon Geis aber keine Angaben machen.
10.08 Dann steht Helg Sgarbi auf - und entschuldigt sich persönlich bei seinen vier Opfern. Im Saal gibt es kein Geraune, kein Gemurmel. Das Geständnis kommt nicht überraschend - schließlich hatte die AZ exklusiv aus Justizkreisen erfahren, dass der Gigolo auspacken würde. Damit hofft er wohl auf eine mildere Strafe.
10.05 Sgarbi gesteht! Kaum ist der Staatsanwalt fertig, liest Verteidiger Egon Geis eine Erklärung vor - im Kern ist das schon das Geständnis. Darin gibt Sgarbi zu: Ja, ich habe gelogen. Die Summen, die die Frauen an ihn gezahlt hätten, seien richtig. Und ja: Er hat Videos gedreht!
10.00 Staatsanwalt Thomas Steinkraus ist mit der Anklage fast fertig. Helg Sgarbi liest konzentriert mit. Von Zeit zu Zeit legt er den Finger auf den Mund. Was wird er zu den Vorwürfen sagen?
9.45 Antrag der Verteidigung: Die anderen drei Opfer sollen nicht mit Namen genannt werden, wenn der Staatsanwalt die Anklage verliest. Wenn, dann nur mit Abkürzungen: H., S. und R. Der Staatsanwalt hat nichts dagegen - und meint: "Schau ma mal, dass nix rausrutscht!"
9.40: Das sind die handelnden Personen: Richter ist Gilbert Wolf. Der Staatsanwalt ist Thomas Steinkraus. Sgarbis Anwälte sind Egon Geis (78) aus Frankfurt und Till Gontersweiler aus Zürich.
9.30 Sgarbi kommt. Er wird in den Saal geführt, man nimmt ihm die Handschellen ab. Weißes Hemd, schwarzer Anzug, dunkelblaue Krawatte mit grünen Punkten, dunkle Brille. Sieht eher aus wie ein Bankangestellter als wie ein eleganter Mann von Welt. Er lächelt leise. Der Prozess beginnt.
9.25 Der Schwurgerichtssaal ist brechend voll: 140 Journalisten aus aller Welt drängen sich in den Raum - oben im Balkon kommen noch einmal so viele Besucher hinzu. Gerade betreten Helg Sgarbis Anwälte Till Gontersweiler und Egon Geis den Saal.