Sex-Täter vor Gericht: "Schwanz abschneiden!"

Eine Mutter (48) lässt im Zeugenstand ihre Wut raus. Der 48-jährige Angeklagte soll ihre damals 13-jährige Tochter auf einem Jägerhochstand sexuell missbraucht haben.
Torsten Huber |
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Martin H. (48) steht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor dem Münchner Landgericht. Sein Strafverteidiger Anton Pfeffer will ihn vor einer langen Haftstrafe retten. In erster Instanz wurde er freigesprochen.
th Martin H. (48) steht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor dem Münchner Landgericht. Sein Strafverteidiger Anton Pfeffer will ihn vor einer langen Haftstrafe retten. In erster Instanz wurde er freigesprochen.

München - Tumulte im Prozess um den Kinderschänder Martin H. (48) im Münchner Landgerichtssaal 264: „Wieso macht das Schwein das? Dem gehört der Schwanz abgeschnitten“, empört sich die Mutter des Opfers, Haushälterin Gabi B. (47 Name geändert), im Zeugenstand. Die Vorsitzende Richterin Michaela Welnhofer-Zeitler unterbricht den Prozess jetzt bereits zum dritten Mal. Für die aufgeheizte Stimmung sorgt Strafverteidiger Anton Pfeffer mit seinen gezielten Fragen.

Er will die äußere Erscheinung des Opfers Lena B. (Name geändert) klären, die zur Tatzeit Ende 2007 erst 13 Jahre alt und somit ein Kind ist. Nach Aussage seines Mandanten, habe Lena B. auf ihn viel älter gewirkt: „Sie ist geschminkt gewesen und war voll entwickelt.“

Der Angeklagte steht damals vor einer gescheiterten Ehe, der Tod der Eltern macht ihn betroffen und seine Firma ist finanziell ruiniert. Er sucht Abwechslung im Internet: „Ich wollte neuen Mut schöpfen!“ Unter dem Namen „Soccer Coach“ (Fußballtrainer) lernt er Lena B. auf einem Flirt-Portal kennen. „Was machst Du, was sind Deine Interessen?“, habe der Angeklagte ihr geschrieben und nach ein paar Wochen ein Treffen mit Lena B. auf dem Parkplatz eines Schnellimbiss in Sulzemoos vereinbart. Martin H. hat bereits vor Gericht gestanden, dass er mit Lena B. Händchen haltend in den nahegelegenen Wald gegangen ist.

Auf einem Jägerhochstand habe er sie an den Brüsten und im Intimbereich berührt. Martin H. vor Gericht: „Mehr nicht.“ Das Fürstenfeldbrucker Amtsgericht spricht ihn in erster Instanz bereits frei. Das Gericht glaubt ihm, dass Lena B. wie eine 16-Jährige und nicht wie ein Kind auf ihn gewirkt habe. Auf diese Annahme pocht Anwalt Pfeffer immer wieder. Er bohrt in der Vergangenheit des Mädchens rum. Sie habe bereits vor der Begegnung mit Martin H. Sex gehabt, soll schon einen BH getragen haben und er fragt nach Fotos von Lena B. aus dieser Zeit, die es angeblich nicht gibt: „Es muss doch Klassenfotos geben.“

Dies ist schließlich zu viel für die Mutter und schießt gegen den Angeklagten: „Was haben Sie sich dabei gedacht, dass eine 25-Jährige vor ihnen steht? Sie war noch ein Kind und sie Mitte 40.“ Sie wird deutlicher: „Sie sind nebenbei Fußballtrainer. Ich glaube nicht, dass meine Tochter das einzige Kind ist, das Sie missbraucht haben.“ Richterin Welnhofer–Zeitler und ermahnt Pfeffer bevor sie den Prozess wieder unterbricht: „Es ist vollkommen überflüssig durch die Art ihrer Befragung, die Zeugin und Tochter zu diskreditieren. Das ist hier nicht opportun.“

Sie droht Pfeffer sogar mit einem Ordnungsgeld, wenn er sich nicht an das Fragerecht hält. Pfeffer lässt keinen Zweifel, dass er die Tat nicht schön reden will. Aber das Strafmaß spiele eine Rolle. Jetzt sollen weitere Zeugen gehört werden, die etwas über das Aussehen von Lena B. im Jahr 2007 sagen können.

 

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