Sex, Drogen, Prügel: Die Wahrheit übers P1
München - Seine Karriere in der Münchner Szene-Diskothek P1 verdankt Klaus Gunschmann einem Zufall. Mitte der 1980er Jahre studierte er in München Kommunikationswissenschaft und arbeitete nebenbei als DJ. Beim Auflegen in einer Kneipe lernte er den Geschäftsführer der P1 „Er hat mich dann gefragt, ob ich nicht mal im P1 auflegen will“, erzählt der 48-Jährige. Gunschmann hatte erst wenige Einsätze als DJ hinter sich, als der Türsteher der Nobel-Disco erkrankte. Der 1,90 Meter große und 95 Kilogramm schwere Student sprang ein – und behielt den Job fast zehn Jahre lang.
Die Abendzeitung durfte vorab einen Blick in das Buch werfen und hat die besten Anekdoten auf einer großen Seite in der gedruckten Zeitung zusammengefasst. Lesen Sie P1-Geschichten über Sex und Drogen, was Mick Jagger und Tina Turner im "Einser" trieben und wieso die Scorpions an der Tür scheiterten. Die Printausgabe der AZ am Kiosk und am stummen Verkauf für 60 Cent.
Später stieg er zum Geschäftsführer und Gesellschafter der bei Promis beliebten Disco auf. Seine Erfahrungen als Türsteher und seine Erlebnisse mit den Promi-Gästen schildert Gunschmann nun in dem Buch mit dem Titel „Du kommst hier nicht rein! Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus“ (Heyne Verlag).
„An meinem ersten Abend als Türsteher standen 30 Leute vor der Tür. Das war im ersten Moment schon Respekt einflößend“, erinnert sich Gunschmann im dapd-Interview. „Ich war ein 23-jähriger Student, hatte eine 20 Quadratmeter große Bude in Schwabing und habe am Abend 100 Mark im P1 gekriegt. Da hat man sich in dieser Rolle natürlich nicht direkt wohlgefühlt.“
Gäste wurden nach dem „Mixed Salad“-Prinzip reingelassen
Man müsse einschätzen können, wie man mit den Leuten vor der Tür umgeht, erläutert Gunschmann. „Die Kunst bei dem Job war, eben keine körperliche Präsenz einzusetzen.“ Intern galt das „Mixed Salad“-Prinzip als Einlasskriterium. „Das Ganze funktioniert so, wie ein Koch einen gemischten Salat zubereitet: In den Salat kommt ein bisschen Rucola, ein bisschen grüner Salat und ein bisschen Radicchio. Und von keiner Sorte darf es zu viel sein“, sagt der 48-Jährige. „So gibt es die Herren in den Anzügen, die sind dann der Radicchio, und der Rucola-Salat waren damals die Punks.“
Persönliche Highlights verbindet er insbesondere mit den Promi-Erlebnissen. Noch heute erinnert eine Narbe auf seiner Stirn an eine Schlägerei mit einem Bandmitglied der Toten Hosen, der amerikanische Sänger Prince ging im Keller des P1 vorübergehend verloren, und der Schlagzeuger der irischen Rockband U2, Larry Mullen, wartete vor der Tür vergebens auf Einlass. Die meisten großen Stars seien wirklich entspannt und locker, berichtet Gunschmann. Bis auf wenige Ausnahmen habe es keine Probleme gegeben.
J.Lo und Puff Daddy wollten die Zeche prellen
Eine dieser Ausnahmen – ein Abend mit Puff Daddy und Jennifer Lopez samt Gefolge – beschreibt Gunschmann in seinem Buch. „Sie hatten 20 Flaschen Champagner getrunken, die dann keiner bezahlen wollte“, erzählt der Münchner. „Von den Bodyguards bekam ich nur die eine Antwort: "Wir zahlen dafür nicht!" Zusammen mit einem anderen P1-Mitarbeiter verfolgte er die Stars bis zum Nobelhotel Bayerischer Hof. Zufällig lief den beiden ein Manager der Stars über den Weg, der dann letztendlich für die Rechnung aufkam. "Die wären sonst alle los, ohne zu zahlen." In den USA seien es die Stars gewohnt, von den Clubs eingeladen zu werden.
Ende 2008 verabschiedete sich Gunschmann nach 22 Jahren vom P1 und eröffnete zusammen mit einem Geschäftspartner ein eigenes Lokal im Münchner Stadtteil Lehel. “Natürlich hätte ich noch gern mehr Anteile am P1 gehabt. Mir fehlte aber damals das Geld", sagt er. Zudem sei das Clubleben mit 45 Jahren nicht mehr seine Welt gewesen, weil die Gäste immer jünger geworden seien.
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