Seltene Fotos vom alten München: Vieles wurde im Krieg zerstört, manches danach

Städte verändern sich stetig, ob’s uns gefällt oder nicht. Die AZ schaut nun in einer losen Reihe auf verschwundene Plätze und Bauten in München. An vielen stellt sich die Frage: Hätten Sie's gewusst, wie es hier früher aussah?
von  Myriam Siegert
Der Münchner-Kindl-Keller an der Rosenheimer- und Hochstraße, 1910. Die Großgaststätte der gleichnamigen Brauerei verfügte über einen Saal für 5000 Gäste und wurde zuletzt von Löwenbräu genutzt. Ende der1960er Jahre wurde der Bau abgerissen, später das Motorama und Holiday-Inn-Hotel gebaut.
Der Münchner-Kindl-Keller an der Rosenheimer- und Hochstraße, 1910. Die Großgaststätte der gleichnamigen Brauerei verfügte über einen Saal für 5000 Gäste und wurde zuletzt von Löwenbräu genutzt. Ende der1960er Jahre wurde der Bau abgerissen, später das Motorama und Holiday-Inn-Hotel gebaut. © Stadtarchiv München

München – Man stelle sich vor, gäbe es den Münchner-Kindl-Keller noch. Wo heute Motorama und Holiday Inn am Eck Rosenheimer- und Hochstraße mit Blick über die Isar thronen, könnte man in einem schattigen Biergarten sitzen. Das wäre schon was.

Erinnern Sie sich an den alten Mathäser oder den Ostbahnhof früher?

Oder der Mathäser am Stachus. Selbst die 1957 gebaute Mathäser-Bierstadt hat vielen besser gefallen als der heutige Komplex an der Bayerstraße von 2003. Dessen Vorgängerbau aus der Vorkriegszeit mit repräsentativer Neorenaissancefassade hatte übrigens Architekt August Exter gebaut. Auch beim Anblick der Baustellenwüste am Hauptbahnhof ist man leicht geneigt, sich den alten Bürklein-Bau zurückzuwünschen.

So mancher trauert auch noch immer ums 50er-Jahre-Schwammerl-Vordach. Und der Ostbahnhof? Kein schöner Ort. Auch hier stand einst ein Bau von Bürklein und selbst den Nachkriegsbau fanden viele schöner als das heutige Gebäude aus den 80er Jahren.

Vieles wurde im Krieg zerstört, sehr vieles aber auch in den Jahrzehnten danach

Nicht alles ist also auf Kriegsschäden zurückzuführen. Wie das Europäische Patentamt an der Erhardtstraße. Eine ganze Zeile, an die 20 denkmalgeschützte Jugendstilhäuser, sowie Häuser an der Cornelius- und Kohlstraße, mussten in den 70er Jahren dem imposanten Bau weichen. Die Behörde damals nach München zu holen war ein Politikum, genauso wie der Abriss, der damals viel Protest hervorrief.

Oder der Kaufhof am Marienplatz – für viele bis heute eine einzige Bausünde. Architekt Josef Wiedemann galt als Wegbereiter des Wiederaufbaus in München. Hier war der Vorgängerbau, das Kaufhaus Roman Mayr, ein Jugendstilgebäude von 1912, im Krieg zerstört, aber danach mit einer historisierenden Fassade wiederaufgebaut worden.

Bis 1969 der heutige Bau folgte und sofort für seine monolithische Großform kritisiert wurde. Mancher Neubau gefällt aber auch: Der neue Königshof, obwohl würfelförmig, hat durchaus auch Fans.

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