SEK überwältigt tobenden Irren
Laim - Der Mann ist völlig außer Kontrolle: „Schieß rauf”, brüllt der 34-Jährige aus dem Fenster den Polizisten entgegen und zeigt auf seine Stirn.
Seine Mutter, mit der er die Wohnung in der Paul-Lagarde-Straße bewohnt, hat gegen 9.30 Uhr die Polizei gerufen. Ihr Sohn ist völlig ausgerastet, zertrümmert die Einrichtung mit einer Axt, schmeißt Geschirr aus dem Fenster. Ein Sondereinsatzkommando nimmt den Mann schließlich fest und bringt ihn in die Psychiatrie.
Die Mutter kommt mit dem Schrecken davon, sie kann sich rechtzeitig auf die Straße flüchten. Eine Nachbarin sieht die weinende Frau am Eingang. „Schad, dass I da ned hin bin”, sagt eine Nachbarin, die das Ganze vom Fenster gegenüber beobachtet hat. Dann ist auch schon die Polizei da – zunächst mit einer kleinen Einsatztruppe von der Inspektion Leim. Durch die einen Spalt breit geöffnete Tür hören die Beamten drei vermeintliche Schüsse. Die rühren womöglich daher, dass der Randalierer mit aller Kraft auf den Fernseher eindrischt. Doch die Beamten vermuten zunächst eine Schusswaffe: Sie riegeln das Haus ab und fordern ein Sondereinsatzkommando an.
„Die ganze Straße war voll mit Einsatzwagen”, erzählt Abderrezak A, der die Szene von schräg gegenüber beobachtet. Insgesamt 70 Polizeibeamten rücken an. Auch Kranken- und Leichenwagen seien vor Ort gewesen, erzählen Nachbarn.
Ein Polizei-Psychologe versucht, mit dem Mann zu reden. Der zeigt sich immer wieder am Fenster der Wohnung im zweiten Stock – mal mit einem Krummsäbel, mal mit einem Beil. Er brüllt die Beamten auf der Straße an: „Heute ist mein Tag!”
Sandra E. sieht die Szene vom Haus gegenüber. „Der ist völlig durchgedreht”, sagt sie. Noch ein paar Häuser weiter hört man das Krachen und Splittern der Möbel durchs Fenster. Zertrümmerte Teller und Gläser, die der Mann aus dem Fenster geworfen hat, liegen auf der Straße Eine Wodka-Flasche sei auch dabei gewesen, sagt eine Zeugin.
Als der 34-Jährige dann nochmals kurz die Wohnungstür öffnet, schlägt die Spezialeinheit zu. Der Mann wehrt sich zunächst heftig. Größere Verletzungen trägt er aber nicht davon, wie der Notarzt feststellt. Jetzt sitzt der Randalierer in einer Psychiatrischen Klinik.
So richtig gut kannte keiner der Nachbarn den Mann, der zusammen mit seiner Mutter in der Wohnung gelebt hat. „Ein paar Male ist er an die Tür gekommen”, erzählt Philipp Schuster, der zwei Stockwerke darunter wohnt, „er wollte alten Krempel verkaufen, einen Schrank und so.” Das sei ihm seltsam vorgekommen, meint der Student.
Warum der Mann am Dienstag durchgedreht ist, bleibt noch unklar.
Gegen Mittag ist der Spuk vorbei, nur die Kindergartenkinder vom Ende der Straße durften heute nicht im Garten spielen. „Zur Sicherheit”, sagt die Kindergärtnerin, „wir wussten ja nicht, was noch passiert.”