Seit 1995 vermisst: Knochen von Münchnerin Sonja Engelbrecht gefunden

München - Rund 100 Polizisten unterstützt von besonderen Leichenspürhunden haben am Diesntag den ganzen Tag über ein unwegsames Waldstück bei Kipfenberg im Landkreis Eichstätt abgesucht. Ein Waldarbeiter hatte in dem Gebiet einen Knochen der im April 1995 verschwundenen Münchner Schülerin gefunden.
Speziell trainierte Knochenspürhunde aus Kroatien sind im Einsatz. Doch die Bedingungen sind ungünstig. Es ist kalt, stellenweise liegt Raureif. Die Hunde haben es schwer eine Witterung aufzunehmen, heißt es bei den Suchteams, weil die Duftstoffe im Boden bleiben. Die Suche wurde bis Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt, am Dienstag und die nächsten Tage soll es weitergehen. Das Gebiet ist etwa zehn Quadratkilometer groß, dicht bewaldet teilweise hügelig.

Knochen von vermisster Münchnerin entdeckt
Dass die erste neue heiße Spur im Mordfall Sonja Engelbrecht ausgerechnet in ein Waldstück im Altmühltal führt, überrascht auch erfahrene Mordermittler. Keine Spur, kein Hinweis habe je in diese Richtung gedeutet, heißt es. Es sieht so aus, als habe der Mörder vor beinahe 26 Jahren die tote Sonja Engelbrecht in den Wald gebracht und die Leiche dort vergraben.
Im Sommer 2020 fand ein Arbeiter in dem gut 100 Kilometer von München entfernt liegenden Waldstück bei Kipfenberg einen Knochen. Der Waldarbeiter wollte Bäume markieren, als er vor sich auf dem Boden einen menschlichen Oberschenkelknochen liegen sah. Er war offenbar von Tieren angenagt worden.
Der gruselige Fund kam anschließend ins Kriminallabor beim Landeskriminalamt nach München. "Eine kürzlich neu durchgeführte DNA-Typisierung ergab, dass es sich um die vermisste Sonja Engelbrecht handelt", sagt Polizeisprecher Werner Kraus.

Warum verschwand Sonja Engelbrecht?
Das rätselhafte Verschwinden der jungen Frau war immer wieder Thema in den Medien, auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" wurde der Fall präsentiert. Es war einer der mysteriösesten "Cold-Case"-Fälle Deutschlands, die Münchner Polizei hatte die Akte eigentlich schon geschlossen.

Im April 1995 hatte Sonja Engelbrecht erst in der Kneipe "Vollmond" an der Schleißheimer Straße und anschließend bei Freunden in der Schellingstraße gefeiert.
Gegen 2.30 Uhr, in der Nähe einer Telefonzelle am Stiglmaierplatz, verabschiedete sie sich von ihrem Schulfreund Robert. Robert nahm die Nachttram, Sonja wollte von der Telefonzelle aus ihre Schwester anrufen und bitten, sie abzuholen. Doch das Telefon klingelte nie, Sonja verschwand spurlos.
Familie kann nun endlich abschließen

Nun also gibt es immerhin die traurige Gewissheit, dass Sonja Engelbrecht nicht mehr am Leben ist. Für die Familie von Sonja Engelbrecht, die über so viele Jahre hinweg hoffte und bangte, alles unternahm, um das Mädchen zu finden, eine schreckliche Nachricht. "Ich bin von der Polizei informiert worden", sagte eine Angehörige am Telefon zur AZ. Sie wirkte gefasst. "Das ist jetzt alles Sache der Polizei", betonte sie. Mehr wollte die Frau verständlicherweise dazu nicht sagen.
Was genau vorgefallen ist, warum Sonja verschwand, wer sie mutmaßlich getötet hat: All das hofft die Kripo nun, aufzuklären.