Sechs Ex-Bahnangestellte plünderten 300.000 Euro aus Schließfächern

Kleingeld bringt auch was: In sechs Jahren klauten sechs Mitarbeiter der Deutschen Bahn Münzgeld aus den Schließfächern. Beute: 300.600 Euro. Einer hatte sich verplappert. Jetzt stehen sie vor Gericht: Vorwurf: schwerer Bandendiebstahl
von  Abendzeitung
Vor Gericht legten sie ein Geständnis ab: die diebischen Schließfachaufseher
Vor Gericht legten sie ein Geständnis ab: die diebischen Schließfachaufseher © Torsten Huber

MÜNCHEN - Kleingeld bringt auch was: In sechs Jahren klauten sechs Mitarbeiter der Deutschen Bahn Münzgeld aus den Schließfächern. Beute: 300.600 Euro. Einer hatte sich verplappert. Jetzt stehen sie vor Gericht: Vorwurf: schwerer Bandendiebstahl

Sie hielten dicht. Niemandem fiel auf, dass die sechs Mitarbeiter von der Deutschen Bahn über Jahre die Geldkassetten an den Schließächern im Münchner Hauptbahnhof plünderten. Schaden: 300.600 Euro. Dass sie jetzt wegen schweren Bandendiebstahls im Münchner Landgericht sitzen, haben sie ihrem Ex-Kollegen Mustafa K. (45) zu verdanken. Der hatte seinen Nachbarn bei gemeinsamen Grillfeten über die illegale Geldquelle berichtet. Als die Freundschaft wegen eines Streits zerbrach, gingen die Nachbarn zur Polizei. Nach der Anklageverlesung war der erste Prozesstag schon vorbei. Absprachen wurden getroffen. „Wir müssen uns jetzt darüber mit unseren Mandanten unterhalten. Dann geht es weiter“, sagte Anwalt Andreas Schwarzer.

Ein-Euro-Münzen untereinander aufgeteilt

Die Angeklagten waren für die Schließaufsicht zuständig. Sie arbeiteten zu zweit in wechselnder Besetzung. Ihre Aufgabe: Die Münzen aus den Schließfächern nehmen und ungezählt in Safebags verpacken. Die wurden dann von einer Werttransportfirma abgeholt. Sie waren auch für die Entleerung der Wechselautomaten zuständig. Die Geldscheine steckten sie gleich in die Hemdentaschen. Die Ein-Euro-Münzen aus den Schließfächern verpackten sie in 25-Euro-Geldrollen, um die Beute besser untereinander aufzuteilen.

Im Juli 2008 klickten die Handschellen

Bis zu zwei Stunden saßen sie mittags in ihrem Aufenthaltsraum und rollten das Geld in die Papierrollen die teilweise noch aus D–Mark-Zeiten stammten. Allerdings geht die Staatsanwaltschaft von einer Tatzeit zwischen 2002 bis 2008 aus. Im Juli 2008 klickten die Handschellen. Die Täter sind teils Familienväter und Beamte, die seit Jahren bei der Bahn tätig waren. Bis zu einem Jahr – wie Ex-Bundesbahnobersekretär Matthias Sch. (51) – saßen die Angeklagten in U-Haft. Bei der Polizei hatten bereits drei Täter ein Geständnis abgelegt. Jetzt erwarten sie bis zu zehn Jahre Haft.

Torsten Huber

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.