Schwindelgefühl: Prozess gegen Demjanjuk vertagt

MÜNCHEN - Immer wieder das Gleiche: Weil sich der Angeklagte John Demjanjuk unpässlich fühlt, war der aktuelle Prozesstag nach wenigen Minuten beendet.
John Demjanjuk (89) ist angeklagt wegen Beihilfe zum Mord an 27 900 Juden im NS-Vernichtungslager Sobibor. Dort war der gebürtige Ukrainer Wachmann. Im Prozess in München kam es immer wieder zu Verzögerungen, weil der Angeklagte aus gesundheitlichen Gründen nicht im Gerichtssaal erschien.
Ansonsten verfolgte der 89-Jährige das Geschehen teilnahmslos - entweder im Liegen oder im Rollstuhl. Richter Ralph Alt hatte bereits angekündigt, dass er auch ohne Angeklagten verhandeln könne. Am Mittwoch erschien Demjanjuk erneut nicht. Der Vorsitzende Richter erklärte, dass der Angeklagte im Krankenhaus Harlaching behandelt wird, da sein Hämoglobinwert unter den kritischen Punkt gesunken war. Der Prozess soll aber am Donnerstag fortgesetzt werden.
Das Gericht nutzte den Mittwoch, um über einige Beschlüsse des Gerichts zu informieren. So wurden die Anträge der Verteidiger auf Aussetzung des Haftbefehls und des Verfahrens samt und sonders zurückgewiesen. Weder das Argument der Verjährung, noch der mangelnden Zuständigkeit eines deutschen Gerichts für Straftaten, die in Polen von Ukrainern begangen wurden, noch der angeschlagene Gesundheitszustamd des Angeklagten bewogen das Gericht, seine Meinung zu ändern.
John Schneider