Schwerbehinderte Micki: „Wo ist mein Kater Felix?“
Der Siamkater ist für das kranke Mädchen „wichtiger als jede Therapeutin“, sagt die Mutter. Jetzt ist das Tier verschwunden. Die Familie verzweifelt.
Forstenried - Es vergeht kein Tag, an dem Maria, genannt „Micki“, nicht nach ihrem geliebten Siamkater fragt. „Wo ist mein Felix’le?“, fragt das junge, schwer behinderte Mädchen seine Mutter dann immer wieder – und weint. Der wunderschöne Kater mit den blauen Augen ist Marias Ein und Alles. „Er ist für meine Tochter wichtiger als jede Therapeutin“, sagt Vera G. Doch seit nunmehr fünf Wochen ist der Kater wie vom Erdboden verschluckt. Die Familie ist verzweifelt. Vera G.: „Ich hoffe so sehr, dass ihn jemand bei sich aufgenommen hat und sich nach dem AZ-Artikel meldet.“
Die Welt der Familie G. geriet aus den Fugen, als Baby Maria erst einen Tag alt war. Auf der Säuglingsstation einer Klinik in Niederbayern litt das neugeborene Mädchen stundenlang unter massiver Atemnot. „Aber die Schwestern haben keinen Arzt geholt“, berichtet die Mutter. „Die Schwestern veranlassten eine Not-Taufe. Zu mir sagten sie: ,Einen Notarzt brauchen wir nicht mehr. Sie stirbt gerade.’“
Maria überlebte, doch durch die mangelnde Sauerstoffzufuhr hat sie eine cerebrale Lähmung erlitten. Seitdem ist sie zu 100 Prozent körperbehindert. Vera G. betreut ihre Tochter zu Hause in Forstenried. Für die Familie sind Haustiere enorm wichtig. Zwei kleine Scottish Terrier leben noch bei ihnen. Aber: „Felix hab’ ich am allerliebsten“, sagt Micki.
Der Kater, der in die Familie kam, als Maria noch ein Kleinkind war, ist immer dabei. Wenn Micki mit ihrer Krankengymnastin arbeitet, sitzt Felix dabei. Wenn Micki sich an die Schreibmaschine setzt, leistet er ihr Gesellschaft. Und wenn sie sich hinlegt, kuschelt sich das Tier an Mickis schmerzende Hüfte. Der 19 Jahre alte Kater – Siamkatzen werden über 20 Jahre alt – fuhr sogar mit in den Urlaub. „Felix folgte uns ohne Leine“, erzählt die Mutter.
Doch nun ist Felix, der gesund und vital war, wie vom Erdboden verschluckt. Nachts ging der Kater oft durch eine Katzenklappe nach draußen. „Morgens, wenn ich die Hunde füttere, saß er normalerweise wieder da“, berichtet Vera G. Doch nicht am 8. Juni. Seit jenem Mittwoch ist der Siamkater verschwunden.
Mickis Mutter setzte alle Hebel in Bewegung, um den Liebling ihrer Tochter wiederzufinden: Sie befragte Nachbarn, sie bat darum, in Garagen und Gartenhäusern nachsehen zu dürfen, ob er aus Versehen eingesperrt worden war. Vera G. fragte bei der Polizei und im Tierheim, sie lief die Straßen der Umgebung ab – jährlich werden in München etwa 100 Katzen überfahren – und sie erkundigte sich bei „Tasso“. Der Verein führt ein Haustierregister. „Jeder zweite Hund und jede dritte Katze sind bei uns kostenlos registriert“, sagt Sprecher Achim Imlau (60). Wenn die vermissten – oder gefundenen – Tiere tätowiert sind oder einen Mikro-Chip tragen, können sie identifiziert und ihrem Herrchen oder Frauchen eindeutig zugeordnet werden. Nach ähnlichem Muster arbeitet auch das „Tierschutzverzeichnis“.
Auch Felix ist in beiden Ohren tätowiert. Normalerweise trug er auch noch ein rotes Wildleder-Halsband mit der Adresse seines Frauchens. Doch ausgerechnet in der Nacht, als er verschwand, trug er es nicht. Vera G.: „Ich hatte es zum Trocknen auf die Heizung gelegt.“
Jeden Tag hofft Micki, dass ihr geliebter Kater wieder zu ihr kommt. AZ-Leser, die den Siamkater gesehen haben, können online Tipps geben oder bei der AZ (089/2377-0) oder dem Verein Tasso (Telefon: 06190-937300) anrufen.
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