Schwabing: Amoklauf in der Elisabethstraße
Eine 42-jährige Frau sticht auf zwei Nachbarn und eine Joggerin ein – dann lässt sie sich festnehmen
Schwabing - In der Weinbar Backerl stellt eine Bedienung gerade Stühle raus auf die Elisabethstraße. Die ersten Gäste sitzen beim Frühstück. Plötzlich dringen Schreie durch die Nachbarschaft. Eine Frau mit einem Messer in der Hand stürmt auf den Gehweg, sieht eine Joggerin und sticht sofort zu. Auch im Haus sind zwei Menschen verletzt. Die Frau hat sie ebenfalls mit dem Messer attackiert.
„Ich habe das angstverzerrte Gesicht der Joggerin gesehen“, erzählt ein Augenzeuge später, „und das Blut, das zwischen ihren Fingern hervorquoll.“ Die Klinge hat die Wange der Jogger (45) aufgeschlitzt. „Hilfe, Hilfe!“, schreit sie und versucht, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Angreiferin steht da noch mitten auf dem Gehsteig. Katja S. (42) hält ein Küchenmesser in der Hand. „Ich habe die blutige Klinge gesehen“, berichtet eine Bedienung aus dem Café Cordial, „und gleich gewusst, dass im Haus nebenan etwas Schreckliches passiert sein muss.“ Passanten rufen die Polizei. Mehrere Streifenwagen rasen zum Tatort. Zwei Rettungswagen sind alarmiert. In der Elisabethstraße 2 gibt es noch mehr Verletzte. Wie viel genau, weiß zunächst niemand. Aus der Hausnummer2 dringen Schreie. Das Treppenhaus ist im ersten und im vierten Stock voller Blut. Kleidungsstücke, ebenfalls blutverschmiert, liegen herum. Verängstigte Menschen rufen um Hilfe. „Die Schreie waren überall in der gesamten Nachbarschaft zu hören“, berichtet ein Mann geschockt.
Einer der Bewohner der Elisabethstraße 2 läuft auf die Straße. Alexander M. (50) blutet am Unterarm. Er stoppt ein Taxi. Der Fahrer bringt ihn ins Schwabinger Krankenhaus. Einer weiterer Nachbar aus dem 1. Stock ist ebenfalls verletzt. Joachim S. (60) hat eine blutende Wunde am Hals. Auch er wurde von Katja S. im Treppenhaus angegriffen. Die Klinge hat nur knapp seine Halsschlagader verfehlt.
In dem Durcheinander versucht die Amokläuferin zu entkommen. Katja S. rennt die Elisabethstraße hoch zur Nordendstraße, kommt aber nicht weit. Sie läuft einer Streife in die Arme. Die Polizisten ziehen ihre Pistolen. „Messer weg“, rufen sie. Doch die Frau reagiert nicht. Schließlich setzen die Polizisten Pfefferspray ein. Katja S. wird festgenommen. Sie wirkt apathisch. Die 42-Jährige ist in dem Mietshaus bekannt. „Die G’spinnerte“, nennt sie eine Nachbarin. Warum die Münchnerin am Sonntagmorgen ausflippte, zwei Nachbarn und eine völlig Unbeteiligte angriff, ist unklar. „Wir wissen nicht, ob ein Streit vorausging“, sagt Markus Kraus, Chef der Mordkommission.
Das Motiv für den Ablauf ist noch völlig unklar. Opfer Joachim S. wurde offenbar angegriffen, weil er im Treppenhaus nachsehen wollte, was los ist. Das zweite Opfer wohnt im 5. Stock Stock. Warum die Frau auf Alexander M. losging, ist ebenfalls unbekannt. Beide hatten vorher kaum Kontakt zu der Frau.
Das letzte Opfer, die 45-jährige Joggerin, wohnt nicht in dem Haus. Opfer und Täterin kennen sich nicht einmal vom Sehen.
Katja S. wurde noch am Sonntag von Beamten der Mordkommission vernommen. Gegen sie wird wegen eines versuchten Tötungsdelikts in drei Fällen ermittelt. Vermutlich wird die Amokläuferin auf richterliche Anweisung in die Psychiatrie eingewiesen. Ein Psychiater soll sie untersuchen und klären, ob die Frau psychisch krank ist
- Themen:
- Polizei