Schrott auf Rädern
MÜNCHEN - Jeder TÜV-Prüfer hätte die Hände über den Kopf zusammengeschlagen angesichts der Mängel. Doch ein Münchner Busunternehmen setzte den fast 20 Jahre alten MAN trotzdem noch als Schulbus ein.
Jetzt ist die Klapperkiste von der Polizei nahe einer Grundschule in Zamdorf aus dem Verkehr gezogen worden. Aus dem Ausgleichsgetriebe tropfte das Öl wie aus einem lecken Eimer, Felgen und Bremstrommeln waren ölverschmiert, der ganze Bus rauchte und qualmte wie eine alte Dampflok. Außerdem war das Bremswellenlager ausgeschlagen, die Spurstange an der Vorderachse defekt und die Handbremse funktionierte auch nicht mehr so richtig.
Trotzdem kutschierte ein 59-Jähriger im Auftrag eines Münchner Busunternehmens mit dem heruntergekommenen Vehikel rund 25 Kinder in die griechische Schule in Zamdorf.
Mehrere hundert Euro Bußgeld drohen
Aufgeflogen ist der altersschwache MAN im Rahmen der Kontrollaktion „Sicherheit bei Schulbussen“. Nachdem in ganz Bayern immer wieder schwere Mängel bei Schulbussen festgestellt wurden, kontrolliert auch die Münchner Polizei verstärkt Schulbusse auf den Straßen der Stadt. Der fragliche MAN-Bus wurde von der Polizei sichergestellt. Fahrer und Busunternehmer drohen mehrere hundert Euro Bußgeld und Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.
Zu voll, zu schnell und bisweilen technisch mangelhaft – das ist das Ergebnis eines deutschlandweiten Tests des ADAC. 141 Schulbusse nahmen die Prüfer dabei unter die Lupe und stießen auf eine lange Mängelliste: Neben defekten Nothähnen zum Öffnen der Türen und nicht richtig funktionierendem Einklemmschutz wurden in zehn Fällen Schäden an der Karosserie entdeckt. Zwölfmal mussten die Reifen beanstandet werden. Drei Busse mussten sogar aus dem Verkehr gezogen werden – wegen hervorstehender Blechteile in der Karosserie beziehungsweise einer undichten Bremsanlage.
Außer technischen Mängeln kritisierten die Tester auch das knappe Sitzplatzangebot. Bereits beim Einsteigen spielten sich im Gedränge „dramatische Szenen" ab. Dabei ereignen sich immer wieder Unfälle. Im niederbayerischen Abensberg beispielsweise wurde ein Bub (8) im Dezember letzten Jahres von einem Schulbus mitgeschleift und getötet, nachdem sich seine Kleidung in der Tür verfangen hatte.
Außerdem, so die Kritik des Automobilclubs, hätten die Busfahrer zu knapp kalkulierte Fahrpläne und damit keine Zeit, bei Rangeleien im Bus einzugreifen.
Ralph Hub