Schrannenhalle: Der Countdown der Insolvenz
MÜNCHEN - Für 3000 Besucher am Tag ist die Schrannenhalle gedacht, derzeit sind es nur rund 200: Jetzt wird ausgeräumt, am 30. April zugesperrt – und kein Retter ist in Sicht. Wie wird es danach mit der Schranne weitergehen?
Das Würstl-Standl ist geschlossen, das kleine Atelier verwaist, der Zeitungskiosk seit langem dicht. Im Thailand-Restaurant „Van Hoi“ kündigt ein Plakat das „Abschieds-Buffet am 23. März“ an. Beim Italiener wartet eine Bedienung vergeblich auf Kundschaft. Nur Werner Schweitzer arbeitet noch. Im Frisör-Salon von „Ralph Salger“ schraubt er die Fußbodenleisten ab: „Am Sonntag sind wir hier raus.“
Wer mal pure Tristesse spüren will, der sollte dieser Tage in die Schrannenhalle gehen. Zwar ist die insolvente Veranstaltungslocation offiziell noch bis Ende April geöffnet, schon in wenigen Tagen werden aber die meisten Standl ihren Betrieb einstellen. So wird der Essens-Imbiss mit Spezialitäten aus der Steiermark schon Ende des Monats schließen. Auch der deutsche Weinladen macht am 29. März dicht: „Eigentlich müssten hier zwischen 10 und 18 Uhr bis zu 3000 Passanten durchgehen“, erzählt Inhaber Günther Frühm, „stattdessen sind es derzeit lediglich 200.“
Der Fahrplan zur Räumung steht fest
Bereits am Mittwoch erhielten die letzten zwölf verbliebenen Standl-Besitzer die Kündigung für Ende April. Unter ihnen ist auch Szene-Gastronom Kay Wörsching, der sein „Prosecco Teatro" aber ohnehin nicht mehr mit voller Kraft betreiben will. „Bis Ostern werde ich nur noch am Mittwoch, Donnerstag und Freitag geöffnet haben“, erklärte er, „danach höre ich dann ganz auf.“
Der Fahrplan zur Räumung steht ohnehin fest: Ab dem 20., spätestens aber am 23. April, müssen alle verbliebenen Standlbesitzer mit den Abbauarbeiten beginnen. „Am 30. April ist dann endgültig Schluss“, erzählt Geschäftsführer Jürgen Lochbihler. Dann wird das Erdgeschoss zugesperrt, die Halle vorerst für die Öffentlichkeit geschlossen.
Gaststätte „Der Pschorr“ nicht betroffen
Wie es danach mit der Schrannenhalle weitergeht, steht derzeit noch nicht fest: „Wenn ein neuer Pächter gefunden wird, könnte die Halle nahtlos weiter betrieben werden“, teilte eine Sprecherin von Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach auf AZ-Anfrage mit. Derzeit sei dieser Heilsbringer aber nicht in Sicht. Alles deutet deshalb darauf hin, dass die Halle zunächst einige Wochen oder sogar Monate leer stehen wird.
Immerhin: Die Gaststätte „Der Pschorr“, die sich ebenfalls in der Halle befindet, ist von der Insolvenz nicht betroffen. „Das Wirtshaus ist eigenständig, verfügt über unabhängige Räume und einen gesonderten Pachtvertrag“, erklärt Lochbihler. Die Entwicklung in der benachbarten Halle habe keine Auswirkungen auf den Gaststättenbetrieb: „Wir haben beste Zukunftsaussichten.“
Daniel Aschoff
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