Schrannenhalle: Bilanzen verspätet eingereicht
MÜNCHEN - Vor Gericht: Klaus Thannhuber, Ex-Investor der Münchner Schrannenhalle, sowie Geschäftsführer Jürgen Lochbihler müssen wegen Verletzung der Buchführungspflicht 20000 Euro zahlen
Gebräunt und entspannt kam der ehemalige Schrannenhallen-Betreiber Klaus Thannhuber (66) in den Münchner Amtsgerichtssaal 117. Für den Mann, der einst mit Millionen jonglierte, ist der Vorwurf Peanuts: 546903 Euro fehlten bei der Insolvenzeröffnung im Mai 2009 in der Schrannen-Bilanz 2007.
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Thannhuber und sein früherer Schrannen-Geschäftsführer Jürgen Lochbihler (44), der inzwischen mit Thannhuber verfeindet ist, haben gegen die Buchführungspflicht verstoßen.
„Wir haben uns damals die Bilanz ausgedacht, weil wir bei Verkaufsgesprächen der Schrannenhalle Zahlen vorlegen mussten", gestand Thannhuber. Das war Anfang 2008. „Aber im September waren plötzlich alle Kaufinteressenten von der Bildfläche verschwunden", erinnert sich Thannhuber und irgendwie habe der Wirtschaftsprüfer wohl vergessen, die Jahresbilanz 2007 wieder nach unten zu korrigieren. Die Staatsanwältin wirft den Angeklagten vor, nach dem Motto gehandelt zu haben: „Die Braut macht sich hübsch." Man habe eine Bilanz entworfen, um die Schranne besser verkaufen zu können.
Auch der Münchner Stadtrat, der das Erbbaurecht an Thannhuber vergab, mischte in dem Schrannen-Skandal mit. Ein Prestige-Objekt stand auf dem Spiel.
2005 waren 37 Millionen Euro verbaut und der Prachtbau neben dem Viktualienmarkt wurde eröffnet. Das Konzept Kultur, Gastro und Handwerk unter einem Dach ging nicht auf. Standlbesitzer klagten über die schlechte Logistik, hohe Mieten. Thannhuber habe mit falschen Zahlen gespielt. Im Dezember 2009 übernahm der Münchner Immobiliendienstleister Hans Hammer das Objekt. Noch steht die Halle leer.
Thannhuber, der Privat-Insolvenz angemeldet hat, ist die Schranne egal: „Ich pendle zwischen London und München, bin als Unternehmensberater tätig und baue mir ein neues Geschäftsumfeld auf. Einzelheiten möchte ich nicht sagen." Momentan lebe er von monatlich 3000 Euro und weiß nicht, wie er die richterliche Auflage bezahlen soll. Das Gericht stellte das Verfahren ein, wenn Thannhuber 15000 Euro an den Verein „Helfende Hand“ zahlt und Lochbichler 5000 Euro. Thannhuber grinsend: „Ich muss mir jetzt einen Sponsor suchen." Kein Problem für den umtriebigen Geschäftsmann. Torsten Huber