Schranne: Vermieter schmeißt Wirt Lochbihler raus
MÜNCHEN - Der Streit um die Schrannenhalle geht weiter. Die Eigentümer-Gmbh hat Wirt Jürgen Lochbihler überraschend gekündigt. Der Grund: "Totaler Vertrauensverlust", wie die Anwälte der Schrannenhalle GmbH & CO KG mitteilten.
Showdown in der Schranne: Der Mieter Jürgen Lochbihler soll vor die Tür gesetzt werden. Gestern um 10.30 Uhr brachte ein Anwalt die Kündigung in der Halle vorbei. Für den Geschäftsmann ist das der Supergau: Gerade erst hatte Lochbihler viel Geld in die Hand genommen, um die Schranne zu erneuern – mehr als 280 000 Euro. Erst am vergangenen Freitag fand die große „Opening Party“ statt. Jetzt die Kündigung.
Das Verhältnis ist seit langem zerrüttet
Lochbihler hat hoch gepokert. Zu hoch, wie es scheint. Am 20. Juli stellte er Insolvenzantrag gegen seine Vermieterin – die „Schrannenhalle GmbH & Co. KG" (AZ berichtete). Bei der hält Klaus Thannhuber das Zepter in der Hand.
Die beiden Männer waren einst Geschäftspartner – doch ihr Verhältnis ist seit längerem zerrüttet. „Es kann nicht sein, dass jemand mit einem solchen Schuldenberg seine Gläubiger an der Nase herumführt", hatte Lochbihler gerade erst im AZ-Gespräch über seinen Kontrahenten gesagt. Der schlägt jetzt zurück.
Die „Schrannenhalle GmbH & Co.KG“ als Eigentümerin kündigte gestern den Mietvertrag mit Lochbihlers Firma „Gastronomie & Kultur GmbH“. Frist für die Räumung: 18. September. Dann muss Lochbihler die Halle verlassen haben und ist nur noch Wirt in der angrenzenden Pschorr-Gaststätte. Wie kam es zum Eklat? „Ausschlaggebend für die Kündigung ist der totale Vertrauensverlust, verursacht durch mehrere Maßnahmen der Mieterin beziehungsweise des Herrn Lochbihler“, erklärt Anwalt Michael Scheele.
Beispiel: Stahlbauten. Bei der Umgestaltung zur Eventlocation hatte Lochbihler Terrassen und einen Balkon aus der Halle verbannt. Der Vermieter war dagegen. Lochbihler habe der Besitzgesellschaft großen Schaden zugefügt, befand ein erboster Thannhuber. Er bezifferte den Schaden damals auf 500 000 Euro.
Anwalt Scheele rechnet mit einem Räumungsprozess
Jetzt die Sache mit dem Insolvenzvertrag – da eskalierte der Streit. Anwalt Scheele wirft dem Mieter „vorsätzliche Rufschädigung“ vor. „Mit seinen Aktionen und Verlautbarungen stört Herr Lochbihler die laufenden Verhandlungen mit Investoren, die bereit und in der Lage sind, die Schranne zu übernehmen und in ruhiges Fahrwasser zu bringen.“ Scheele meint, dass eine nahtlose Folgenutzung der Halle gewährleistet ist. Gleichzeitig rechnet er schon jetzt mit einem Räumungsprozess.
Lochbihlers Mietvertrag sollte noch bis Jahresende laufen. Er hatte gehofft, auch danach bleiben zu können. Lochbihler: „Mich macht die ganze Geschichte sehr betroffen.“ Kampflos nimmt er die Kündigung nicht hin: Der Versuch, das Mietverhältnis vorzeitig zu beenden, „ist bedauerlich und rechtwidrig“, erklärt er. „Es besteht keinerlei Grund für eine außerordentliche Kündigung.“ Ein Rechtsstreit ist also programmiert.
Julia Lenders
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