Schranne in CSU-Hand

MÜNCHEN - Der 37-jährige Hans Hammer ist Schatzmeister der Münchner Christsozialen: Jetzt hat der Bauingenieur das Erbbaurecht an der Schrannenhalle erworben – und ist somit der neue Chef der Pleiten-Immobilie.
Riesenüberraschung bei der Schrannenhalle: Das Objekt am Viktualienmarkt hat einen neuen Chef. Der Münchner CSU-Schatzmeister und Bauingenieur Hans Hammer (37) hat das Erbbaurecht an der Schrannenhalle erworben. Damit gehört sie jetzt der Hammer AG, einem Münchner Familienunternehmen.
Eigentlich hätte die Schranne vergangenen Mittwoch bei einer Zwangsversteigerung den Besitzer wechseln sollen. Doch im letzten Moment wurde die Auktion abgesagt. Jetzt die völlig unerwartete Wende. „Die Schrannenhalle ist ein schönes Projekt, das leider in die Grütze gefahren wurde“, sagte Hans Hammer gestern zur AZ. „Es ist kaputt gemacht worden durch die ganzen Querelen.“ Deswegen sei ihm nun daran gelegen, dass endlich Ruhe einkehrt. Was genau er mit der Halle vorhat, welches Konzept er umsetzen möchte, darüber wollte Hammer gestern noch nicht reden.
Die neue Entwicklung in der verworrenen Schrannen-Geschichte offenbart einmal mehr das Geschachere um die Halle. Denn nach Auskunft von Hans Hammer liegt das Erbbaurecht an dem einstigen Prestigeprojekt bereits seit etwa einem halben Jahr nicht mehr bei der Schrannenhalle GmbH & Co.KG – ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon ahnte. Damals soll es an eine Tochterfirma des umstrittenen Leipziger Immobilienkönigkönigs Oliver Bechstedt abgegeben worden sein. Und jetzt hat Hans Hammer genau diese Firma erworben – über eine eigens gegründete Projektgesellschaft, die Hammer Hallen GmbH.
Die Stadt, die das Projekt im Erbbaurecht vergeben hatte, hat nur begrenzte Mitspracherechte. „Wir haben nur ein Vetorecht – für den Fall, dass etwas erkennbar nicht in Ordnung wäre“, erklärt Kommunalreferentin Gabriele Friderich. Mit OB Christian Ude hat Hans Hammer bereits gestern lange gesprochen.
Wer von dem Geschäft völlig überrumpelt wurde, ist der niederbayerische Unternehmer Günther Karl. Er hat nach eigenen Angaben gerade erst die gesamten Forderungen der Hauptgläubigerin, der Deutschen Bank London, gekauft. Ursprünglich sollen diese bei 26 Millionen Euro gelegen haben. „90 Prozent aller Schulden gehören damit mir“, sagt er. Doch jetzt heißt der neue Schrannen-Chef nicht Karl, sondern Hammer. Ein schwerer Schlag für den Niederbayern.
„Man wird einen Weg finden, sich zu einigen“, versichert der CSU-Schatzmeister Hammer. „Das sollte das Interesse von jedem Beteiligten sein.“ Es sei „extrem ärgerlich“, dass so ein schönes Projekt wie die Schrannenhalle bislang nicht funktioniert habe. Jetzt wird sich zeigen, ob das Blatt sich nun endgültig wendet.
Julia Lenders