Schmutzige Wäsche im Stadtrat

Der Schlagabtausch zum Hygiene-Skandal im Rathaus ist heftig, das Aufräumen geht weiter: Es gibt zwei weitere Kündigungen. Auch der Chef von Medizet, der Stadt-Firma, die den Skandal ausgelöst hat, geht.
von  Abendzeitung
Hinter der Fassade brodelt es: Das Schwabinger Krankenhaus.
Hinter der Fassade brodelt es: Das Schwabinger Krankenhaus. © imago

MÜNCHEN - Der Schlagabtausch zum Hygiene-Skandal im Rathaus ist heftig, das Aufräumen geht weiter: Es gibt zwei weitere Kündigungen. Auch der Chef von Medizet, der Stadt-Firma, die den Skandal ausgelöst hat, geht.

Der Hygiene-Skandal um städtische Kliniken – da wurde am Mittwoch im Stadtrat bei der Generaldebatte viel schmutzige Wäsche gewaschen. Die CSU machte Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden Hep Monatzeder (Grüne) politisch für den Skandal verantwortlich und forderte wieder seinen Rücktritt. Am Ende blieb er erwartungsgemäß auf seinem Posten.

Hep Monatzeder war in den vergangenen Tagen sichtlich gezeichnet. Doch im Stadtrat fand er am Mittwoch schnell zum alten Spott wieder. Der Skandal habe sich zu einem „Drama für unsere Kliniken entwickelt“, die Mitarbeiter forderten, dass die Politiker mit den Grabenkämpfen aufhören sollten. Dann schoss er sich auf Josef Schmid ein: „Sie brauchen selbst einen Arzt, weil Sie wegen Profilierungssucht die Sicht auf die Realität verloren haben.“ Und: „Krach kann nicht die Funktion des Gehirns übernehmen.“ Vorwürfe der CSU gegen ihn seien „infam“ gewesen. An der Schärfe spürte man, wie sehr ihm die Kritik zugesetzt hat.

„Da bleibt mir der Atem weg“, stutzte CSU-Fraktionschef Josef Schmid: „Aber auf der Anklagebank sitzen nicht wir, da sitzen Sie!“ Da lehnte sich der OB zurück, Schmid: „Herr Ude, sind Sie zum Mauerblümchen geworden?“

Ude stellte sich vor Hep Monatzeder. „Mit einem in Bayern noch nie da gewesenen Blitztempo sind Konsequenzen gezogen worden. Es gab keine Bauernopfer.“ Sondern es traf die Chefebene mit der fristlosen Kündigung von drei der vier Geschäftsführer. „Wir wissen noch nicht alles, aber was wir wissen, ist schlimm genug.“ Dabei sei die Klinik Bogenhausen noch im Dezember von Gutachtern „zu den zehn Prozent der besten Krankenhäuser in Bayern gezählt worden“. Der Sparzwang, der von vielen als Ursache genannt wird, könne „keine Ausrede“ für das sein, was geschehen ist.

Gesundheitsreferent Joachim Lorenz lenkte auf andere Kliniken ab. „Die Hygiene in Krankenhäusern ist ein flächendeckendes Problem.“ Das Gesundheitsamt habe drei extreme Fälle gehabt: Vor drei Jahren sei die Sterilgutaufbereitung einer nichtstädtischen Klinik teilweise geschlossen worden. In einem anderen Fall sei in einem großen nichtstädtischen Krankenhaus die Intensivstation geräumt und Schwerkranke verlegt worden. In einem dritten Fall habe das Amtsgericht vorige Woche eine Privatklinik verurteilt, die Hygienauflagen der Stadt einzuhalten.

Als die Stadt nach dem Bekanntwerden des Hygiene-Skandals in Bogenhausen und Neuperlach den OP-Betrieb fast ganz stillgelegt hatte, hätten bei ihm die Chefärzte in Bogenhausen protestiert. „Die Neuperlacher waren uns dankbar“, so Lorenz. Ude hatte diese Chefärzte am Dienstag im Büro.

Das Aufräumen geht weiter. Inzwischen wurde auch der Chef von Medizet, jene Stadt-Firma, die den Skandal ausgelöst hat, und einer seiner Mitarbeiter entlassen. Am Montag will der Aufsichtsrat neben Franz Hafner und Birgitta Köbach einen dritten Interimsgeschäftsführer bestellten. Es soll ein Arzt werden. Doch Ude mahnt schon: Auch ein Arzt sei kein Allheilmittel, das zeigten Zustände an anderen Häusern.

Willi Bock

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