Schluss mit kindisch

Als krasser Checker im Trainingsanzug feierte Florian Simbeck mit „Erkan & Stefan” Erfolge. Jetzt startet er sein Soloprogramm.
Christian Pfaffinger |
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München - Als Florian nicht mehr Stefan war, wurde er zum Niemand. Vor etwa vier Jahren hat es angefangen, da musste Stefan langsam sterben. Noch ein paar Auftritte im Fernsehen, dann war Schluss. Übrig geblieben ist Florian. Der sitzt jetzt im Konferenzraum einer Münchner Werbeagentur. Der Agentur, die den Leuten sagen soll, wer Florian Simbeck ist.

Florian Simbeck ist ein Comedy-Star. Sein Gesicht kennt jeder, es ist das von Stefan Lust aus dem türkisch-münchnerischen Proll-Duo „Erkan & Stefan”. Mit den Kunstfiguren haben Simbeck und sein alter Schulfreund John Friedman Mitte der 90er einen Nerv getroffen. Sie spielen zwei Proleten, Stefan Lust aus Neuperlach und Erkan Maria Moosleitner aus dem Hasenbergl, zwei „konkrete Checker”, für die Frauen „Bunnys” und Döner „brontal gut” sind. Drei Jahre läuft die Show im Radio, ein Lokalsender lässt die beiden alle zwei Wochen spät nachts ans Mikrofon. Irgendwann kommt eine CD als Best Of. Und dann geht es schnell. „Es war ein Zeitgeist-Phänomen, das eingeschlagen hat wie eine Bombe”, sagt Simbeck. „Erkan & Stefan” spielen live vor ausverkauftem Haus, Komiker und Regisseur Michael „Bully” Herbig bringt sie ins Kino und bald kennen Millionen die Geschichte der Kumpel aus den Münchner Problembezirken. Aber niemand kennt die Darsteller dahinter.

Bis 2005 halten „Erkan & Stefan” ihre richtigen Namen geheim. „Wir wollten die Kids nicht enttäuschen”, sagt Simbeck. „Wir wollten es authentisch halten.” Am Schluss ist es so authentisch, dass Simbeck und Friedmann eins sind mit ihren Rollen. Sie bieten den Fernsehsendern neue Rollen und Drehbücher an, doch die wollen nur „Erkan & Stefan”. Die beiden beschließen: Schluss damit. John Friedmann versucht sich als seriöser Schauspieler. Er will weg vom Image des lustigen Südländers. Florian Simbeck bleibt in der Comedy, will zurück auf die Live-Bühne.

Eineinhalb Jahre schreibt er an einem Soloprogramm. Jetzt ist es da, heißt „LOL” und befasst sich mit dem Internet und der modernen Kommunikation. Morgen ist die offizielle Premiere im Schlachthof. Angetestet hat er das Programm bereits – in bayerischen Kleinstädten. Meist habe er vor etwa 40 bis 50 Leuten gespielt. Mit „Erkan&Stefan” waren die Säle immer voll. „Jetzt mit Inhalt und vollwertiger Comedy findet man am Anfang nicht so ein breites Publikum”, sagt er.

Für Florian Simbeck ist sein Soloprogramm ein spätes Erwachsenwerden, ein Weg von der kindischen Blödelei zur gesellschaftskritischen Comedy.
Und es ist ein Kampf gegen das ewige Etikett des Döner-Proleten. „Die Figur Stefan war so wahnsinnig einfach, da musste man überhaupt nichts erklären”, sagt er. Doch so eingängig die Rolle war, so hartnäckig verfolgt sie ihn. Es ist der Fluch berühmter Rollen, den schon Schauspieler wie Romy Schneider oder Götz George kennen lernen mussten. „Ich hab immer den Stefan geprägt und nicht der Stefan mich”, sagt Simbeck. Es ist ein Satz, den er sich zurechtgelegt hat. Gegen die Vergangenheit, für den Neuanfang.

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