Schluss mit dem Mädchen-Image! Interview mit Anne Hathaway
Plötzlich war sie Prinzessin, in ihrem neuen Film macht sie Chaos: Anne Hathaway. Ein Interview.
Seit dem Disney-Märchen „Plötzlich Prinzessin“, einer modernen Aschenputtelversion aus dem Jahr 2001, galt Anne Hathaway als das nette Mädchen von nebenan, das „All American Girl“. Mit diesem Film, der 2004 wegen des Kassenerfolges eine Fortsetzung erfuhr, wurde Hathaway international bekannt. An der Seite von Meryl Streep in der bissigen Komödie „Der Teufel trägt Prada“ bewies sie 2006 eindrucksvoll, dass sie mehr kann als herzig mit großen Augen in die Welt zu schauen. Und in „Bride Wars – Beste Feindinnen“ lieferte sie sich mit Kate Hudson einen heftigen Zickenkrieg.
Aber ihre bisher beste Rolle ist die der drogensüchtigen und kaputten Kym in Jonathan Demmes „Rachels Hochzeit“ (siehe Kritik in AZ-Kultur, Seite 21). Da zeigt sich die 26-Jährige als schwarzes Schaf der Familie von einer ganz neuen und ernsthaften Seite. Kym ist ein Mädchen mit Vergangenheit, hat Erfahrung mit Drogen und vielleicht auch Leichen im Keller. Zur Hochzeit ihrer Schwester Rachel (Rosemarie DeWitt) kommt Kym nach langer Zeit wieder mal nach Hause zur Familie – und richtet ein gewaltiges zwischenmenschliches Chaos an. Dabei darf natürlich auch gelacht werden.
Für diese Rolle bekam Anne Hathaway, geboren am 12.11. 1982 in Brooklyn, New York, als Tochter eines Richters und einer Theaterschauspielerin, sogar Nominierungen für den Golden Globe und den Oscar.
Nach ihrem Debüt in der TV-Serie „Sechs unter einem Dach“ und dem plötzlichen Prinzessinnen-Erfolg 2001 wurde Hathaway als einfaches, süßes Mädchen, in dem ungeahnte Talente stecken, gar als Nachfolgerin von Julia Roberts gehandelt.
Nun, als Kym, wirft Anne alle Nettigkeit über Bord. Ein Image-Wechsel, über den sie sich im AZ-Gespräch offen freut: „Ich habe mehr als drei Facetten und möchte immer wieder etwas Neues versuchen. Jonathan Demme gab mir die Wahnsinnschance, mal auf einem ganz anderen Parkett zu tanzen. Dieser Film ist ein Wendepunkt in meinem Leben. Als junge Schauspielerin muss ich noch viel lernen. Es geht nicht darum, was die Geschichte für meine Karriere tun kann, sondern darum, wie ich diese komplexe Rolle spielen kann.“
Anne Hathaway hat hart daran gearbeitet, sogar New Yorker Selbsthilfegruppen für Gestrauchelte besucht. Und sie mag Kym sogar, wegen ihrer „Lebendigkeit und Emotionalität. Sie kämpft ums Überleben, ,clean’ zu sein ist härteste Arbeit. Sie hat als Teenager sicherlich zu tief ins Glas geguckt, Kokain genommen, ist in schlechte Gesellschaft geraten. Und dann rafft sie sich auf und will raus aus dem Sumpf der Drogenabhängigkeit. Mit ihren erst 24 Jahren verfügt sie über mehr Erfahrungen als die ganze Hochzeitsgesellschaft zusammen.“
Kym hat auch Probleme mit ihren Eltern, Anne Hathaway ist glücklich: „Ich habe die besten Eltern der Welt. Sie würden alles für mich tun, mir alles verzeihen. Dieses Gefühl, geliebt zu werden, verleiht mir Stärke und Selbstvertrauen. Ich bin aber auch eine gute Tochter, bereite ihnen nicht viel Stress, bleibe trotz der Karriere immer schön auf dem Boden. Das ist wichtig im Filmbusiness. Wer abhebt, kann ganz schön tief fallen.“
Margret Köhler
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