Schleuserprozess in München: Kölner Clan verlangte 500 Euro pro Flüchtling
München - Remzi A. (53) streitet ab, was in der Anklage des Schleuserprozesses am Landgericht gegen ihn angeführt wird. Aber immerhin, er redet. Das unterscheidet ihn von den anderen Angeklagten, die es am ersten Verhandlungstag vorziehen, weder zur Sache noch zu ihrer Geschichte etwas zu sagen.
Jeder Passagier zahlte mindestens 500 Euro
Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft den vier in Köln lebenden Angeklagten (drei Brüder im Alter von 43, 45 und 53 Jahren und eine 47-jährige Frau) vor, als Schleuser vor allem Menschen aus dem Kosovo über Ungarn und Österreich nach Deutschland gebracht zu haben. Mit privaten Autos. Für jeden Passagier nahmen die Schleuser mindestens 500 Euro. Remzi A. soll die Autos gefahren sein.
Wenn man der Anklage glaubt, sind die vier nicht besonders zimperlich vorgegangen. Wenn ihre Kunden nicht schnell genug zahlten, wurden sie laut Anklage auch gerne mal ein paar Stunden im Fahrzeug oder anderswo eingeschlossen, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. Die Verwandten der Geschleusten zahlten dann meist schnell.
Kölner Clan teilte Arbeit genau auf
So geschehen im August 2015. 600 Euro wollten die Schleuser für den Transport von unbekannten Kosovaren. Und nach einem Anruf bei Verwandten wurden tatsächlich schnell 600 Euro überwiesen, die Eingesperrten nach zwei Stunden wieder frei gelassen.
Das Quartett soll laut Anklage arbeitsteilig vorgegangen sein. Während die beiden älteren Brüder die Schleuserautos fuhren, suchte und fand der jüngste Bruder Schleusungswillige und verständigte die 47-Jährige, dass der jeweilige Schleuserlohn überwiesen wurde. Die hob das Geld dann von ihren Konten bei Western Union und Moneygram ab.
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Die Zielorte der Schleuserfahrten lagen zumeist in Süddeutschland. Angesteuert wurden unter anderem München, Karlsruhe oder Freiburg.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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