Scheren-Angreifer vom Arbeitsamt: Er litt unter Verfolgungswahn

Die Polizei konnte ihn erst mit Schüssen stoppen: Am Montag beginnt der Prozess gegen den Mann, der vor dem Arbeitsamt mit einer Schere auf Passanten losgegangen ist.
München – Bereits zwei Monate vor den tödlichen Schüssen am OEZ hat ein angeblicher Amokläufer vor der Arbeitsagentur in der Kapuzinerstraße viele in ängstliche Aufregung versetzt. Der Münchner war mit einer Schere auf Passanten und Polizisten losgegangen und konnte von den Beamten nur durch gezielte Schüsse gestoppt werden. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Unterbringung des schizophrenen Mannes in der Psychiatrie beantragt. Am Montag beginnt der Prozess gegen Daniel M. (26).
Es ist der Nachmittag des 19. Mai, als bei der Polizei ein Notruf eingeht: Ein verwirrt wirkender Mann gehe am Kaiser-Ludwig-Platz mit einem Messer auf einen Passanten los. Die Beamten sind schnell vor Ort. Doch der Mann lässt sich zunächst nicht stoppen. Als er von uniformierten Polizisten aufgefordert wird, stehenzubleiben, rennt Daniel M. davon. Dabei nimmt er eine Schere in die Hand, die von den Beamten zunächst für ein Messer gehalten wird.
Die Aufforderungen „Messer weg!“ ignoriert er nach den Erkenntnissen der Ermittler ebenso wie den Einsatz von Pfefferspray. Als er doch von mehreren Polizisten gestellt werden kann, macht er Stichbewegungen mit der Schere und geht auf einen Polizisten zu.
Der erste Schuss konnte den Angreifer nicht stoppen
Der zieht seine Pistole und warnt den Angreifer. Doch der erwidert lediglich: „Schieß doch!“. Was der Beamte tut, als ihm der 26-Jährige zu nahe kommt.
Eine Kugel trifft Daniel M. im Oberarm. Stoppen lässt er sich nicht. Im Gegenteil: Er wird immer aggressiver und geht weiter mit der Schere auf die Polizisten los. Er sticht damit auch auf ein Polizeiauto ein und soll dabei sogar das Fahrzeugdach durchstochen haben.
Als er dann wieder mit erhobener Schere auf einen Polizisten zugeht, gibt dieser mehrere Schüsse ab. „Die Kollegen reagierten auf die Bedrohungslage und machten zur Eigensicherung Gebrauch von der Dienstwaffe“, wird Polizeisprecher Thomas Baumann später sagen.
Verteidigung hofft auf Bewährung
Der getroffene Mann geht zu Boden und kann endlich festgenommen werden. Von der Aktion hat ein Anwohner ein Video aufgenommen. Daniel M. selbst litt damals wohl unter der wahnhaften Vorstellung, dass er verfolgt wird.
Er und sein Verteidiger Roland Autenrieth werden darauf hoffen, dass Video und psychiatrisches Gutachten den Schluss zulassen, die dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie noch einmal zur Bewährung auszusetzen.
Für den Prozess sind vorläufig sechs Termine festgesetzt worden. Ein Urteil wird demnach am 13. März erwartet.