Schaulustige belagern Schwabinger Bombenkrater
Fast sieht es so aus, als gehöre die Schwabinger Bomben-Zone inzwischen zur Stadtrundfahrt. Touristen belagern den Krater in der Feilitzschstraße
München - Ganze Touristengruppen pilgern seit dem Wochenende zum Schwabinger Bombenkrater. Hunderte Schaulustige drängeln sich vor dem Absperrgitter in der Feilitzschstraße. Während die einen gaffen, räumen die Anwohner noch immer die Trümmer weg, die die gewaltige Explosion hinterlassen hat.
Surrend biegen acht Segway-Roller auf Stadtrundfahrt in die Feilitzschstraße ein. Touristen starren in die braune Brühe, die sich im Bombenkrater angesammelt hat. Schnell knipsen sie ein paar Erinnerungsfotos, dann rauschen sie auf ihren Elektrorollern zur Leopoldstraße.
Einem Ehepaar und seinen zwei Kinder genügt es nicht, nur am Zaun zu stehen. Sie wollen es ganz genau wissen. Über die Tiefgarage in der Marktstraße schleichen sie sich bis in den Hinterhof der Feilitzschstraße 11. Neugierig betrachten sie die verkohlte Hausfassade, die herumliegenden Trümmer und Möbel. Als ein Anwohner auftaucht und wissen will, was sie hier zu suchen haben, verschwinden die vier mit rotem Kopf.
Selbst Touristen aus Frankreich, Italien und den USA trifft man inzwischen am Sperrgitter. „Montag fliegen wir zurück“, erzählt ein Familienvater aus Paris, „vorher wollten wir uns unbedingt noch die Stelle anschauen, an der die Bombe hochging.“
Familien mit Babys, Radler, Jogger drängen sich am Absperrzaun. Fast könnte man meinen, München habe bei schlechtem Wetter nur eine Attraktion: den Bombenkrater und die demolierten Häuser ringsum.
Aus dem obersten Stockwerk der Feilitzschstraße 15 verfolgt ein älterer Herr das Spektakel unten auf der Straße. Sein Blick verrät alles – die Schwabinger nervt der Bombentourismus inzwischen. „Die kommen doch alle nur, um zu gaffen“, schimpft der Betreiber eines kleinen Kebab-Imbiss. Ganz allein hockt er in seinem Laden – während draußen am Absperrzaun der Platz langsam knapp wird.
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