Schandflecke in München: Gekürte Hässlichkeit
MÜNCHEN - Und noch ein Platz in München, der zu wünschen übrig lässt: Der Ratzingerplatz in Obersendling ist Brachland – die Stadt unternimmt nichts.
Ein paar Bäume stehen wie verirrt auf der Betoninsel. Mehr Grün gibt es nicht am Ratzingerplatz. In der Mitte steht noch ein mit Graffiti verzierter Klotz, eingezwängt zwischen Boschetsrieder- und Aidenbachstraße. Mit Gras bewachsene Schienen erinnern an die Glanzzeiten des Platzes, als hier noch die 16er-Tram wendete. Diese Zeiten sind vorbei. Hier regiert die Tristesse.
Die Obersendlinger hassen den Platz. 2008 wurde er von den AZ-Lesern zum „hässlichster Platz der Stadt“ gewählt. OB Christian Ude fragte damals: „Wer will denn hier leben?“ Das fragen sich viele bis heute.
Denn geändert hat sich gar nichts. Dabei gibt es viele Pläne für diesen Schandfleck. Ein Ärztehaus, ein Einkaufszentrum, eine Tramlinie waren im Gespräch. Die Verantwortlichen beim Planungsreferat reden sich heraus. „Es gibt noch viel internen Klärungsbedarf“, sagt Sprecher Thorsten Vogel, „hoffentlich werden wir noch 2011 konkrete Pläne vorlegen können“.
Nur eines scheint sicher: „An der Tramstrecke führt kein Weg vorbei“, sagt Christian Miehling von den Münchner Stadtwerken. Der Ratzingerplatz soll ein Verbindungspunkt bei der geplanten Westtangente vom Romanplatz zur Aidenbachstraße sein.
Architekt Michael Gaenßler sieht das Problem woanders. „Die Straßen müssen reduziert werden und es braucht Geschäftsräume.“ Ein Boulevard wäre eine Lösung, damit das Viertel belebt werde. „Die Fußgänger müssen sich auf dem ausufernden Platz zurechtfinden.“ Dazu Bäume – fertig. „Dann flieht auch keiner mehr so schnell er kann.“ S. Heckl, A. K. Koophamel
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- Christian Ude