Schaben und Schaden
AZ-Chefreporter Matthias Maus über mangelhaften Verbraucherschutz in Bayern
Na also, geht doch! Am Dienstag gibt’s eine Kontrolle, am Mittwoch muss der Betrieb die Maschinen stoppen, und am Donnerstag erfährt die Öffentlichkeit von der jüngsten Sauerei in der Backstube.
Höchst aufschlussreich, dass die Behörden so blitzschnell reagiert haben im Fall der Regensburger Großbäckerei. Das bayerische Lebensmittelrecht gibt es sehr wohl her, einen kapitalen Lebensmittelsünder schnell zur Rechenschaft zu ziehen. Man muss es nur wollen. Genau dieser Wille hat im Falle Müller-Brot gefehlt – über Jahre und bis in die höchsten politischen Ebenen.
Er bleibt und erhärtet sich der Verdacht, dass die Interessen des Unternehmens und des Gewerbesteuerzahlers vor den Interessen des Verbrauchers gestanden hat. Müllers Insolvenz kam trotzdem. Die Vernebelungs-Strategie, die Kumpanie zwischen Täter und Aufsicht hat total versagt.
Dass sich die Staatsregierung immer noch darauf zurückzieht, die Schaben seien nicht gesundheitsschädlich, ist im besten Falle spitzfindig. Wenn der Biss in die Semmel zur Dschungelprüfung wird, hört der Spaß auf. Verbraucherschutz ist etwas anderes.
Fast noch bemerkenswerter als die Verteidigungslinie des Ministeriums ist das Schweigen seines einstigen Lautsprechers Markus Söder. Der war von Anfang an informiert und hat noch 2011 gegen die Veröffentlichung von Prüfergebnissen bei Lebensmittelkontrollen gestimmt – als einziger Fachminister. Man fragt sich: Warum wohl? Heute mehr denn je.
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