Scanner an Taxis in München: Mit künstlicher Intelligenz zum freien Parkplatz
München - Wer in den nächsten Wochen aufmerksam durch München geht, wird an Taxis und Lieferfahrzeugen ein schwarzes Kästchen entdecken, nicht größer als eine Hand. Was das ist?
Darin verstecken sich Laser, die den Straßenraum scannen und speichern, wo sich Parklücken befinden. Mit diesen Daten - und mittels künstlicher Intelligenz - sollen Vorhersagen getroffen werden, wann und wo die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, irgendwo einen Parkplatz zu finden.
Die Idee dafür hatte Detlev Hülsebusch. Er war erst Unternehmensberater und gründete dann 2016 sein Start-up Parkling. Er ist davon überzeugt, dass sich viele Staus vermeiden ließen, wenn die Autofahrer nicht mehr so lange nach einem Parkplatz suchen müssten.

Straßen mit freien Parkplätzen auf Karte markiert
Die ersten mit Scannern ausgestatten Fahrzeuge schickt Hülsebusch in München demnächst los. Wie viele es sind, will er nicht verraten. "Man braucht weniger, als man meint", sagt er bloß. Ein paar Wochen dauert es, bis die Flotte genug Daten gesammelt hat.
Dass die Scanner an Taxis und Lieferwagen befestigt sind und dort auf unbestimmte Zeit bleiben, habe jedoch einen entscheidenden Vorteil: "So bleiben die Daten immer aktuell - weil die Fahrzeuge damit ja ständig herumfahren." Eine Genehmigung von der Stadt brauchte Hülsebusch für seinen Versuch nicht. Allerdings würde er gerne mit der Stadt ins Geschäft kommen und seine Daten verkaufen.
Verhandelt hat Hülsebusch mit der Stadt jedoch noch nicht. Doch das Mobilitätsreferat sei "immer aufgeschlossen gegenüber innovativen Entwicklungen", antwortet Sprecherin Christina Warta auf eine Anfrage der AZ.
Das Referat stehe bereits mit diversen Unternehmen im Kontakt, die sich mit Smart Parking und Routingstrategien beschäftigen - zum Beispiel mit der israelischen Firma Mobileye, die ebenfalls mit Sensoren an Fahrzeugen arbeitet.
SPD-Verkehrsexperte sieht großes Potenzial
Nikolaus Gradl, der Verkehrsexperte der SPD-Fraktion im Stadtrat, sieht großes Potenzial in solchen Projekten. Bis jetzt, meint er, hat die Stadt zu wenig Daten über den Verkehrsfluss. Auch müsste sich die Stadt aus seiner Sicht mehr mit dem Umland vernetzen. Denn die städtische Münchner Park-App funktioniert eben nur in der Stadt - und nicht in Erding oder Ebersberg.
Detlev Hülsebusch könnte mit seinem Team, das aus 25 Mitarbeitern besteht, voraussichtlich bis September Daten liefern. Auf einer Karte würden dann die Straßen, in denen man in neun von zehn Fällen einen Parkplatz findet, grün aufleuchten. In Berlin, Bochum, Bonn, Köln und einigen weiteren deutschen Städten funktioniert das bereits.