Sanierung der Olympiahalle: Kosten explodieren
Die Sanierung der 39 Jahre alten Anlage wird teurer als gedacht. Mit der Finanzspritze steigen die Kosten auf 110 Millionen.
München - Den Münchnern ist ihre Olympiahalle lieb – und teuer. Im wahrsten Sinne des Wortes. 67,54 Millionen Euro hat die äußere Kosmetik für die alte Dame gekostet – bisher. Jetzt müssen nach AZ-Informationen noch einmal mindestens 40 Millionen Euro für Brandschutz und Sanierung der 39 Jahre alten Technik investiert werden. Dazu gibt es noch „weitere Maßnahmen im Ideenstadium“, die „bei Bedarf den entsprechenden Gremien vorgelegt“ werden. Dafür gibt es noch keine Schätzungen.
„Was wollen wir uns denn da eineinhalb Stunden lang anschauen“, fragte sich mancher in der kleinen Besuchergruppe, die sich vorige Woche an der Olympiahalle traf. Eingeladen von Olympiaparkchef Ralph Huber und den Stadtwerken, die seit 2007 Erbpacht-Eigentümer des Olympiaparks sind und die Sanierung der Olympia-Anlage aus dem Jahre 1972 bezahlen. Dabei war dem Park beim Baubeginn nur eine Nutzungsdauer von maximal 25 Jahren gegeben. Nach fast 40 Jahren funktioniert sie immer noch.
„Da ist doch schon alles gemacht“, meinen viele im Stadtrat. Ja: das optisch Sichtbare. Doch als die Gruppe in die Katakomben der Oly-Halle geführt wurde, fielen die Kinnladen nach unten, wie sie Ratskollegen erzählten: Asbestplatten sind mit Stützen abgefangen, damit sie nicht herunter fallen. Im Keller lagert Krempel, der bei Brand ungeschützt ist. Alte Brandschutztüren bieten keine Sicherheit mehr. Unter den Decken verlaufen kilometerlange Kabelstränge, die gesichert werden müssen. Auslöser der Aufregung: der verheerende Kabelbrand auf dem Düsseldorfer Flughafen.
Auch die Fluchtwege genügen den heutigen Bauregeln nicht mehr. Die neuen Garderoben dürften eigentlich auch nicht mehr da sein, wohin sie gebaut wurden. „Erst haben wir gedacht, wir haben doch jetzt eine schöne modernisierte Halle, dann haben wir das gesehen“, erzählt ein alter Olympiapark-Kenner. „Aber wir haben auch keine Chance zu sagen: Das machen wir nicht.“
Am Dienstag wird der Aufsichtsrat des Olympiaparks informiert. Die Halle ist eben in den 40 Jahren abgenutzt, und die Brandschutzvorschriften wurden nach 1972 erheblich verschärft. Das bekommt die Stadt seit Jahren auch bei ihren alten Schulen zu spüren, die für dreistellige Millionensummen nachgerüstet werden müssen. Ist Gefahr im Verzug? „Nein“, heißt es von den Parkbetreibern.
Die neuen Kosten: 40 Millionen Euro plus x – denn genau gerechnet wurde noch nicht. Für die Bauzeit gibt es zwei Varianten: Eine kurze Bauzeit, bei der die Halle geschlossen werden müsste. Oder eine lange über fünf bis sechs Jahre. Dabei kann der Betrieb weiter geführt werden. Baubeginn: wohl 2013.
Die Kosten für die Sanierung der 39 Jahre alten Olympiahalle – sie spielt in der Spitzenliga der Veranstaltungshallen – sind in den Veröffentlichungen einzeln aufgelistet, da hört sich die Summe dann nicht so hoch an. Man muss sie addieren: Der „Umbau“ wird mit 34,55 Millionen Euro angegeben. Dazu kommen noch 19,2 Millionen für „optische und funktionale Aufwertung“, 12,02 Millionen für die abgehängte Decke, 1,24 Millionen für zwei zusätzliche Kioske auf der Ebene 3 und 530 000 Euro für „Sonstiges“. Macht zusammen: 67,54 Millionen Euro. Dazu kommen jetzt die „Muss-Maßnahmen“ von mindestens 40 Millionen Euro. Zusammen fast 110 Millionen Euro
118 Millionen kostete die Sanierung des Olympiaparks bisher. Dazu kommen noch 30,8 Millionen für die neue Kleine Olympiahalle, rund 40 Millionen für eine neue Eishalle, jene 40 Millionen für Technik und Brandschutz der Olympiahalle und 3,7 Millionen „Sonstiges“. Zusammen: 233,43 Millionen Euro. Und dann folgt in zehn Jahren die Generalsanierung des Zeltdachs – für projektierte 80 Millionen Euro. Die Kosten der Schwimmhalle laufen separat bei den Stadtwerken. Zuletzt hatte die alte Olympiahalle ein Restaurant mit 480 Sitzplätzen bekommen – wobei rund 260 Plätze in einer verglasten „Kanzel“ über die Tribüne in die Halle hinein ragen –, einen Biergarten mit 1000 Plätzen, acht Kioske. Aus der ehemaligen Kegelbahn wurde ein „Backstage Club“. Es gab eine neue Garderobe, neue Teleskoptribünen, eine neue Bestuhlung und Videowände. Der Ehrengastbereich wurde für neue Sponsorenräume umgestaltet, mit einem Zugang zu den 192 komfortablen Business-Plätzen auf der Tribüne. Die Besucher-Kapazität wurde um 1500 auf 15500 erhöht.
- Themen:
- Olympiahalle