Sabine Csampai versucht Politik-Comeback

Als Bürgermeisterin war sie ein Star bei den Grünen. Nun kehrt sie zurück: „Ich will nicht bloß vorm Fernseher sitzen und die Faust ballen, wenn ich die Nachrichten sehe.“
von  Julia Lenders
Sabine Csampai mit ihren Schafen. Jetzt zieht es sie zurück in die Politik. Sie sagt: „Ich fände es schön, wieder aktiv zu werden.“
Sabine Csampai mit ihren Schafen. Jetzt zieht es sie zurück in die Politik. Sie sagt: „Ich fände es schön, wieder aktiv zu werden.“

Als Münchner Bürgermeisterin war sie ein Star bei den Grünen. Nun kehrt sie zurück aus der Toskana: „Ich will nicht bloß vorm Fernseher sitzen und die Faust ballen, wenn ich die Nachrichten sehe“

MÜNCHEN - Es ist jetzt fast zehn Jahre her, dass sich Sabine Csampai (59) aus dem Stadtrat zurückgezogen hat. In der Toskana verwirklichte sie sich den Traum, „grün“ zu leben – in der Natur, mit Schafen, Hühner und Hunden. Die AZ hat mit der früheren Galionsfigur der Grünen gesprochen. Über Frauen in der Politik, über ihre Zeit im Rathaus und über das politische Comeback, das sie plant.

AZ: Frau Csampai, Sie waren Münchens erste Bürgermeisterin. War es für Sie damals eigentlich schwer, sich in der Männerwelt Politik durchzusetzen?
SABINE CSAMPAI: Der Feind war klar. Ich war umzingelt von Männern. Alle Positionen waren mit Männern besetzt. Mehr noch: Ich war umzingelt von alten Männern, die eine ganz andere Denke hatten und noch gar nicht angekränkelt waren von emanzipatorischen Gedanken. Die waren vielleicht gerade einmal froh, eine Tochter zu haben, die jetzt auch studiert. Im Prinzip waren das sehr viele traditionell denkende Männer um mich herum, die es als absolute Provokation empfanden, dass da eine Frau rumspringt. Jeden Tag musste man sich zusammenreißen und sagen: Schultern zurück, Blick nach vorne und durchkämpfen.

Warum sind Frauen in politischen Führungspositionen auch heute noch in der Minderheit?
Dieses Selbstverständnis von Männern, dass sie für Führungspositionen geschaffen sind, führt dazu, dass sie immer sofort hier schreien. Frauen haben viel mehr Bedenken, ob sie einen Posten ausfüllen können. Die haben viel größere Selbstzweifel. Das ist ein Ungleichgewicht, das ich sehr bedauere. Weil hinzukommt, dass Männer sich gerne überschätzen und Frauen sich oft unterschätzen. Außerdem fühlen sich Frauen mehr für ihre Familie verantwortlich. Dagegen sehen Männer es nicht als Karrierehindernis an, wenn sie Kinder haben.

Wie ist es aktuell um Ihre politischen Ambitionen bestellt? Wollen Sie in die Politik zurückkommen?
Meine Tochter ist inzwischen groß, meine Betreuung wird demnächst überflüssig sein. Das erste Mal in meinem Leben seit meinem 25 Lebensjahr bin ich dann kinderfrei. Das ist eine vollkommen neue Situation, die mich herausfordert. Ich will nicht bloß vorm Fernseher sitzen und die Faust ballen, wenn ich die Nachrichten sehe. Das ist mir zu wenig. Deshalb fände ich es schön, wieder aktiv zu werden.

Was würde Sie denn reizen? Der Landtag?
Ich würde mich zur Verfügung stellen, wenn die Partei mich braucht. Ich bin frei, ich habe keine konkreten Karriereambitionen. Macht interessiert mich nicht. Mich interessieren die Inhalte. Auf jeder Ebene gibt es Inhalte, deren Umsetzung wichtig ist. Insofern bin ich da ganz offen.

Ihr Lebensmittelpunkt lag in den vergangenen Jahren in der Toskana. Damit wäre es bei einer Rückkehr in die Politik zwangsläufig vorbei.
Ich habe ja in München die ganze Zeit weiterhin meine Wohnung gehabt. Wenn meine Tochter, die in Italien zur Schule geht, mich in Zukunft weniger braucht, werde ich meinen Schwerpunkt wieder nach München verlagern. Und dort, auf welcher Ebene auch immer, politisch aktiv sein.

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