S-Bahn Stammstrecke München: Beeinträchtigungen, Störungen und Verspätungen
München – Ein lauter Knall, dann noch einer, Blitze zucken und plötzlich zieht Rauch auf. Die S 2 steht am Mittwochmorgen zwischen Ostbahnhof und Leuchtenbergring auf offener Strecke.
Nichts rührt sich mehr. Stromkabel baumelten draußen vor den Fenstern der S-Bahn direkt vor der Nase einiger Fahrgäste. Manche bekommen ein mulmiges Gefühl – handelt es sich doch dabei um eine 15 000-Volt-Leitung.
Eines der Kabel liegt auf dem Dach des Zuges. Der Lokführer macht sofort eine Durchsage, mahnt die 250 Passagiere an Bord zu Ruhe und warnt davor, die S-Bahn auf eigene Faust zu verlassen. "Macht viel mehr Spaß, wenn man permanent vom Fahrer daran erinnert wird, dass 15 000 Volt auf ihr liegen", witzelt eine junge Münchnerin, die wie viele andere auch auf dem Weg in die Arbeit ist und plötzlich festsitzt.
Über Stunden in der S-Bahn festgesessen
Ohne Strom funktioniert auch die Klimaanlage im Zug nicht mehr "Solange die Leute im Zug bleiben, sind sie in Sicherheit", betont ein Bahnsprecher, "die S-Bahnhülle wirkt wie ein faradayscher Käfig." Erst wenn der Strom abgestellt ist und die Leitungen geerdet, besteht keine Gefahr mehr für Menschen.
Schnell wird die Luft in der S-Bahn stickig. Es ist schwülwarm, die Klimaanlage ist ausgefallen. Einige Passagiere klagen über Schwindel und Atemnot. Doch die Helfer von Rettungsdienst und Feuerwehr können erst in die Nähe des Zuges, als der Strom ausgeschaltet ist. Das müssen Techniker der Bahn übernehmen. Sie erden die beschädigten Leitungen, dann kann die Evakuierung der S-Bahn beginnen.
Feuerwehrleute schieben mobile Steighilfen an die S-Bahntüren. Behutsam helfen sie Fahrgästen die Stufen hinunter. Eine Frau ist auf Krücken angewiesen, eine Weitere ist etwas übergewichtig und tut sich entsprechend schwer, beim Aussteigen. Doch auch die beiden schaffen es schließlich aus dem Zug. Über zwei Stunden haben 250 Passiere in der brütend heißen S-Bahn festgesessen.
Ursache noch unklar
Am Bahnsteig kümmern sich Sanitäter und Notärzte um die Passagiere. Jeder von ihnen wird kurz durchgecheckt. Allen geht es trotz der Strapazen und der Aufregung recht gut. Niemand muss ins Krankenhaus. Dafür steht das Münchner S-Bahnnetz kurz vor dem Kollaps. Der Kurzschluss schlägt sofort auf den Betrieb auf der Stammstrecke durch und von dort aus verbreiteten sich Verspätungen aus das gesamte Netz. Die Züge haben 15 Minuten Verspätung, einige mehr. Auch die Bahnstrecke in Richtung Weilheim ist betroffen.
Den gesamten Vormittag hält die Störung an. Fahrgäste versuchen mit U-Bahn, Bus oder Tram weiter zu kommen. Erst gegen 15 Uhr fahren die meisten Züge wieder normal. Die S-Bahn wird abgeschleppt und ins Ausbesserungswerk nach Steinhausen gebracht. Der Grund für die Oberleitungspanne ist unklar.
Auch rund fünf Stunden nach dem Zwischenfall läuft es auf der Stammstrecke noch nicht wieder rund. Aktuell fahren die S-Bahnen wie folgt:
- Die Linie S 2 Petershausen/Altomünster beginnt/endet am Münchner Hbf Gleis 27-36. Der Halt München-Hackerbrücke entfällt.
- Die Linie S 2 Erding beginnt/endet in Riem
- Die Linie S 1 Freising/Flughafen verkehrt auf dem Regelweg durch die Stammstrecke.
- Die Linie S 3 verkehrt auf dem Regelweg durch die Stammstrecke.
- Die Linie S 4 Geltendorf beginnt/endet in München-Ost.
- Die Linie S 4 Ebersberg beginnt/endet in Trudering. Alternativ können Sie auf die U-Bahnlinie U2 von/nach Trudering ausweichen.
- Die Linie S 6 Tutzing beginnt/endet am Münchner Hbf Gleis 27-36. Der Halt München-Hackerbrücke entfällt.
- Die Linie S 7 verkehrt auf dem Regelweg durch die Stammstrecke.
- Die Linie S 8 Herrsching – Flughafen wird zwischen München-Pasing und München Ost umgeleitet und die Stammstrecke nicht angefahren. Der Halt Leuchtenbergring entfällt.
- Die Linie S 20 München-Pasing – Höllriegelskreuth entfällt.
DB Fahrscheine werden für die Dauer der Störung auch in den Verkehrsmitteln der MVG (U-Bahn, Bus, Tram) anerkannt. Die Störung dauert voraussichtlich noch bis 18:00 Uhr an.
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