S-Bahn-Schubser: "Ich bin vom Teufel besessen"

Das sagt der Mann, der einen anderen vor die S8 geschubst hat. Sein Opfer ist schwer verletzt.
von  Hüseyin Ince
Ein Bild vom Sonntag, nach dem Vorfall am Stachus.
Ein Bild vom Sonntag, nach dem Vorfall am Stachus. © Peter Kneffel/dpa

München - Der 41-Jährige, der am Sonntagabend eine spontane Bekanntschaft vor die einfahrende S8 am Karlsplatz gestoßen hat, ist wahrscheinlich nicht voll zurechnungsfähig. Das ergaben die ersten Ermittlungen der Polizei.

Der Täter ist offenbar schizophren

Bei der Befragung des 41-Jährigen, wohnhaft in Burgkirchen (Landkreis Altötting), stellte sich heraus, dass er vor wenigen Tagen seinen Job verloren hatte. Er arbeitete als Pizzabäcker. Kippte durch den Jobverlust sein psychisches Gleichgewicht? Er gab zudem an, vom Teufel besessen zu sein. Bei der Festnahme und während des Verhörs leistete er laut Polizei erheblich Widerstand.

Psychologen, die bei der Vernehmung des Festgenommenen zurate gezogen wurden, verfassten ein erstes Gutachten. Demnach leidet der ehemalige Pizzabäcker unter anderem unter Schizophrenie. Worüber sich der 41-Jährige und sein Opfer, ein 37-Jähriger aus Gröbenzell, am Sonntagabend gestritten hatten, ist noch unklar.

Am Hauptbahnhof kassierte er einen Platzverweis

Die Ermittlungen der Polizei - wie etwa die gesichteten Kamera-Aufzeichnungen - brachten aber einige Details der Vorgeschichte hervor. Demnach war der Pizzabäcker ein paar Stunden zuvor in den Edeka-Supermarkt am Hauptbahnhof gegangen und hatte dort ohne Anlass Mitarbeiter und Kunden belästigt. Die Mitarbeiter sahen keinen anderen Ausweg, als die Polizei zu rufen.

Einige Beamte der Bundespolizei, zuständig auf Bahnhöfen, waren bald zur Stelle. Sie sprachen dem 41-Jährigen einen Platzverweis aus. Der Mann gab sich einsichtig und verschwand.

Heftiger Streit zwischen den Männern

Dann ging er weiter zum Marienplatz und lernte den 37-Jährigen kennen - eine Zufallsbekanntschaft. Gemeinsam gingen die beiden Männer in Richtung Karlsplatz. Und hier zeigen die Aufnahmen laut Polizei: Auf dem Weg dorthin begannen die Männer bereits, ziemlich heftig zu streiten und auch handgreiflich zu werden.

Eskalation am Stachus

Der Streit eskalierte am S-Bahnsteig Stachus. Als am Sonntag, kurz vor 16 Uhr, die S8 zum Flughafen einfuhr, stieß der Pizzabäcker seinen Kontrahenten vor den Zug. Der 37-Jährige konnte von den Rettungskräften geborgen werden, ist in klinischer Behandlung und außer Lebensgefahr. Laut Polizei wird er aber dauerhafte Schäden davontragen.

Die Mordkommission ermittelt weiter gegen den Pizzabäcker. Vorerst wurde der Mann aufgrund seines psychischen Zustands in einer geschlossenen Klinik untergebracht.

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