S-Bahn: 7 Wochenenden mit SEV statt Stammstrecke

Weil Gleise und Bahnhöfe erneuert werden, müssen die Münchner ab 6. Juli längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Die Bahn nimmt Rücksicht auf Arztkongress und Christopher Street Day. So läuft’s:
MÜNCHEN Eine derart langwierige und massive Baustellen-Sperrung hat die Münchner S-Bahn seit 2003 nicht mehr erlebt. An sieben Wochenenden, vom 6. Juli bis zum 21. August jeweils zwischen freitags 19.30 Uhr und montags 4 Uhr, geht zwischen Pasing und Ostbahnhof gar nichts mehr. Die Hoffnung der Bahn: Bei den Sperrungen 2011 haben die Fahrgäste bereits Erfahrung sammeln können. Diese Generalproben seien gut verlaufen.
Die Gründe
Die Tunnel-Haltestellen sollen auf den neuesten Stand des Brandschutzes gebracht werden (AZ berichtete), dazu werden 16,2 Kilometer Gleise erneuert, Schotter ausgetauscht und Bahnhöfe und Brücken inspiziert und repariert.
Wo welche Linie stoppt
Die S 1 endet und beginnt am Hauptbahnhof (siehe Karte oben). Die S 2 West endet und beginnt am Hauptbahnhof Haupthalle. Die S 3 West endet und beginnt in Pasing. Die S 4 West endet und beginnt in Pasing. Die S 6 fährt ab Pasing ohne Halt bis/ab Hauptbahnhof. Die S 7 fährt ab Donnersbergerbrücke ohne Halt bis/ab Hauptbahnhof. S 2, S 3, S 4, S 7 Ost enden und beginnen am Ostbahnhof. Die S 8 fährt ab Pasing über den Südring ohne Halt bis Ostbahnhof weiter und dann ohne Halt am Leuchtenbergring bis zum Flughafen.
Der SEV
Statt mit der S-Bahn werden die Fahrgäste zwischen Pasing und Ostbahnhof mit dem Bus fahren müssen, der alle S-Bahnhöfe ansteuert. Das dauert 50 statt 20 Minuten wie mit der S-Bahn. Die Busse fahren freitags ab 19.30 Uhr und samstags im 3-Minuten-Takt, am Sonntag sowie vor 7 Uhr und nach 23 Uhr alle fünf Minuten. In der Nacht fährt der SEV alle zehn Minuten.
SEV-Alternativen
Um den Engpass zu überbrücken wird der Takt der U5 erhöht. Tramlinie 19 und Buslinie 162 bieten mehr Plätze an. Die Fahrgäste können zudem die Regionalzüge zwischen Pasing, Haupt- und Ostbahnhof nutzen.
Noch mehr Verdruss
Die Züge des Zehn-Minuten Taktes der S 2 und S 3 von Montag bis Freitag müssen wegen der Bauarbeiten zwischen dem 6. Juli und dem 21. August durchgehend entfallen, weil nur noch 24 statt 30 Züge pro Stunde durch die Stammstrecke gelotst werden können. Außerdem werden freitags bereits ab 16 Uhr bzw. 18 Uhr an den S-Bahnhöfen zwischen Ost- und Hauptbahnhof Umwege nötig, da einzelne Bahnsteige zur Baustelleneinrichtung gesperrt werden.
Die Ausnahmen
Noch einmal anders wird es am Wochenende zwischen dem 13. und dem 16. Juli. Dann wird der Schienenersatzverkehr zwischen Hauptbahnhof und Isartor nicht über Karlsplatz und Marienplatz geleitet, sondern nur am Odeonsplatz halten. Der Grund: die Festivitäten rund um den CSD.
Die Kritik
Warum wird nicht die komplette Ferienzeit für die Bauarbeiten genutzt? Weil die Stadt ihr Veto eingelegt hat. Am letzten Wochenende im August findet ein Ärztekongress statt, der mit Münchens hervorragendem ÖPNV beworben wird. „Wir verwalten den Mangel”, wehrt sich Bernhard Weisser, S-Bahn-Geschäftsleiter, gegen Kritik. „Hätten wir schon die zweite Stammstrecke, müssten wir uns jetzt nicht auf den Kopf stellen.”
Das „Finale”–Bonbon
Bevor es mit den Unannehmlichkeiten losgeht, hat die S-Bahn noch ein Bonbon: Zum Finale werden am Sonntag zusätzliche und längere Züge ab 23.30 Uhr eingerichtet. Ob Deutschland das Endspiel erreicht oder nicht.