Rüdentreff statt Party
Hier erzählen Leute von ihrem Wochenende: Heute ist das Frisörin Christina Nemetz. Dank Morgan ist sie wieder ausgehfreudig.
„Die Tina“ (32) schneidet im Lehel den Kreativen das Haar. Dort ist sie bekannt wie ein bunter Hund – jetzt hat sie selbst einen
Von Christina Nemetz
Seit ich 14 war, bin ich ein Ausgeh-Mäuschen. Mein erster Freund war DJ in der Tanzschule – feiern war einfach mein Ding. Die letzten beiden Wochenenden habe ich mein Wautzi untergebracht und wollte mal wieder richtig raven: Wir sind sicher durch acht Läden gezogen, von Heart über Bobbeaman bis Rote Sonne. Ganz ehrlich, beim zweiten Mal wurd’s mir fad. Langsam merk’ ich, es nicht mehr das Gleiche wie früher.
Als ich vor vier Monaten meinen tschechischen Wolfshund bekommen habe, hat sich viel geändert. Erst hatte ich Bedenken: Was, wenn sich die Kunden vor ihm fürchten? Aber die sind begeistert, Morgan liegt im Salon herum und wenn mal jemand länger warten muss, führt der ihn Gassi. Wegen Morgan gehe ich auch viel mehr nach draußen. Die letzten fünf Jahre, seit ich meinen Salon „Christina Nemetz“ in der Sternstraße führe, bin ich gar nicht mehr so viel ausgegangen – es kommen ja alle zu mir. Freunde, Leute, die was bewegen, Kreative, ein bisserl Irre. In meinem Salon geht’s immer recht lustig zu, meistens machen wir ab etwa fünf den Weißwein auf.
Praktischerweise wohne ich gegenüber vom Salon. Also im Lehel, dem schönsten Viertel überhaupt. Und mein Wautzi braucht viel Auslauf. Wir gehen zum Beispiel gern vom Maxmonument Richtung Friedensengel, und von da ist es nicht weit zum Isargold in der Ismaninger Straße: Eine Oase, perfekt für einen Feierabend-Absacker.
Überhaupt, Terrassen. Die vom Charles Hotel in der Sophienstraße ist schön, und die haben gute Weine dort. Nur leider darf da Morgan nicht mit. Und mein Liebling ist die Terrasse der Goldenen Bar im Haus der Kunst. Was für ein Ort, direkt am Eisbach! Da trinke ich Kaffee, bevor ich mit Morgan morgens in den Englischen Garten gehe, und esse da später Weißwürste. Die sind nämlich fantastisch. Die Brezn dazu sind genau richtig teigig, wie eine Brezn sein muss, und da ist die perfekte Menge Senf dabei.
Wenn ich abends nochmal auf einen Sundowner vorbei komme, lachen die Kellner. Ich mag deren Partys da, wenn DJs auflegen auf der Terrasse – da trifft man genau die Leute wie abends im Club, nur dass man in der Goldenen Bar auch nett ratschen kann.
Samstags frühstücke ich gern ausgiebig mit ein paar Freunden im München 72 in der Kohlstraße. Kann sein, dass wir mit dem rosa Perlwein von Fritz Müller anfangen, und weil’s den beim Armin Stegbauer auch gibt, fahren wir noch ins Neue Kubitscheck in die Gollierstraße.
Essen gehe ich gern ins Tattenbach in der Tattenbachstraße: Perfekt für gemütlich verregnete Tage, einfach eine nette Kneipe, wo sich das Viertel trifft, junge Leute schafkopfen und selbst Nachbarn, die nach Schwabing gezogen sind, mal wieder vorbeischauen.
Samstag nach Ladenschluss darf ein Besuch bei Mary im Ruby Store in der Reichenbachstraße nicht fehlen: Wenn sie den Klamottenladen zusperrt, sitzen wir auf der Bank davor, trinken Prosecco und schauen Leute. Toll geht das auch im Corso in der Müllerstraße: Da zieht alles vorbei, was aus dem Glockenbach rein- und rausläuft. Neulich war ich mit meinem Vater ein Stündchen da, da hat er gleich 20 meiner Freunde kennen gelernt.
Letztes Wochenende war ich zum ersten Mal in der Isar baden: Vielleicht geh’ ich am Sonntag mit meinem Wautzi wieder hin. Wegen Morgan bin ich jetzt lieber beim Rüden-Treff als auf ’ner Singleparty. Eins steht fest: Wer mein Leben so aus dem Tritt bringt wie er – der bleibt.
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