Rolf Schimpf wird 90: Sein trauriger Geburtstag
Vor sieben Jahren wollte er nicht mehr „Der Alte“ sein. Heute wird Rolf Schimpf offiziell 90 – eine Zahl, die bestens zu seiner Glanzrolle des Kommissars Leo Kress in der ZDF-Erfolgsserie gepasst hätte. Trotzdem bedauert er den Aussteig nach 21 Jahren nicht. Der AZ sagt er: „Es war mein eigener Wunsch – wer von den Zuschauern sollte mir damals noch glauben, dass ich 65 Jahre alt bin?“
Dass er nun 90 ist, können seine Fans kaum glauben. Das Verschmitzte hat er sich bewahrt. So beschreibt ihn auch der fast 40 Jahre jüngere Kollege Pierre Sanoussi-Bliss, der ihn dafür bewunderte, „wie er in seinem Alter durchgehalten hat, mit welch eisernen Disziplin er sich durch die Tage gekämpft hat, wenn es ihm mal nicht so gut ging.“
Seine Karriere sagte Schimpf, dessen Vater Marineoffizier war, einmal, sei reiner Zufall gewesen. Eigentlich wollte er Arzt werden, bekam aber nach dem Krieg keinen Studienplatz. Er landete beim Theater – und blieb. „Da war’s dann gelaufen, da wusste ich, wo ich hingehöre.“
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Bis ihn Star-Produzent Helmut Ringelmann fürs Fernsehen entdeckte. Ein Glücksfall. Er spielte im „Tatort“, in der „Hafenpolizei“, bei „Soko 5112“ und schließlich, 1986, wurde er „Der Alte“ der TV-Nation. Auch international lief die Serie mit ihm als Hauptdarsteller erfolgreich. Fast 21 Jahre blieb er im Dienst. Dann der freiwillige Ruhestand, weil er für den Alten zu alt wurde. Sein Haupt-Glück fand der zurückhaltende Schauspieler aber nicht in seiner Berühmtheit oder in irgendeiner Rolle, sondern in seiner Schauspiel-Kollegin Ilse Zielstorff, die er 1968 heiratete. Die Ehe der beiden blieb stets skandalfrei – und glücklich. Sie waren eine Einheit, immer zusammen. Vor vier Jahren zog das Paar auch gemeinsam in das Seniorenheim Augustinum.
Dann das traurige Schicksal nach ein paar Monaten: Die Demenz seiner geliebten Frau wurde immer stärker. Sie erkannte die Pfleger nicht, wollte sich nicht waschen lassen, schlug um sich und brüllte nur: „Wer sind Sie?“
Irgendwann gab es keine Alternative mehr. Schweren Herzens brachte Rolf Schimpf seine Ilse in ein Pflegeheim. Für ihn ein harter Schritt. Doch seine Ilse brauchte immer intensivere Pflege, die sie nicht zulassen wollte. Ein riesiges Problem, wie Schimpf mal erklärte. Und eine Situation, die anders nicht mehr (er)tragbar gewesen wäre.
Einmal pro Woche bringt ihn jetzt ein anderer Seniorenheim-Bewohner zu seiner Frau und den anderen Patienten im Pflegeheim. Wie es dort ist und wie es seiner Frau geht, lässt sich schwer in Worte packen. Sie lebt in ihrer eigenen Welt. Ein Zurück gibt es nicht.
Rolf Schimpf formuliert es im AZ-Gespräch sehr bewegend – und zwar so: „Meine Ilse Ist da und nicht da. Wenn ich sie besuche, freue ich mich, wenn sie mich erkennt. Sie spricht nicht. Nur ihre Blicke zeigen das. Ich füttere sie, und wir halten uns an den Händen“, erzählt Schimpf.
Der traurige Zustand seiner Ilse ist auch der Grund dafür, dass der heutige runde Geburtstag nicht groß gefeiert wird. „Ich habe keine Kollegen, nur Familie“, sagt der Jubilar. „Vor allem meinen Bruder mit seiner Frau und meinen Sohn Daniel Sigurdsson, der im Norden Europas lebt.“
Der Nachname seines Sohnes kommt übrigens daher, dass er vom zweiten Mann von Schimpfs erster Frau adoptiert wurde.
Sie alle werden Ilse an diesem Tag besonders vermissen, allen voran das Geburtstagskind Rolf Schimpf. Doch wenn sie ihn beim nächsten Besuch erkennt, ihm diese besonderen Blicke zuwirft, so ist er in diesem Moment glücklich.
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