Röntgenbilder-Skandal: Beschuldigter freigesprochen
München - Zunächst ging man von einem riesigen Datenskandal aus: Etliche Säcke, gefüllt mit Röntgenbildern, wurden von Passanten im Neuperlacher Marieluise-Fleißner-Bogen gefunden. Die etwa zehn Jahre alten Bildern, auf denen vertrauliche Daten von Patienten standen, sollten eigentlich von einer speziellen Firma entsorgt werden.
Lange ging man davon aus, dass der Fahrer die Säcke zu einer professionellen Entsorgungsfirma bringen sollte, sie jedoch einfach in der Nähe seines Wohnortes in Neuperlach abgeladen hat.
Fast ein Jahr später stellt sich nun allerdings alles ganz anders dar: Statt einem Datenskandal handelt es sich bei dem Vorfall um eine dreiste Betrugsmasche. Mehrere Personen hatten sich die Bilder unerlaubt beschafft – ihr Ziel war es, aus den Bildern Silber zu gewinnen. Jedes Kilogramm Röntgenbilder enthält einige Gramm des wertvollen Edelmetalls. Der bisher beschuldigte Münchner wurde am Dienstag freigesprochen.
Was war passiert?
Der, damals noch 19-jährige, Mann furh am 6. Februar mit einem Freund und einer unbekannten weiteren Person an einem Weilheimer Klinikum vor. Der besagte Freund hatte ihn bei einem Transport um Hilfe gebeten – gegenüber dem Haustechniker des Klinikum gab er sich fälschlicherweise als Mitarbeiter einer Entsorgungsfirma aus. Er behauptete, dass er damit beauftragt wurde, Röntgenbilder abzuholen.
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Das Krankenhaus hatte tatsächlich Ende Januar 2015 einen Vertrag mit einer professionellen Entsorgungsfirma geschlossen, weswegen der Betrug zunächst nicht aufgeflogen ist. Der Schaden der Entsorgungsfirma, die den Silberanteil eigentlich verkauft hätte, beträgt nach Schätzung eines Mitarbeiters zwischen 1.300 und 1.500 Euro. Die Bilder hätten allerdings erst später abgeholt werden sollen.
Also händigte der Haustechniker nichts ahnend rund 80 Säcke mit Röntgenbildern aus. Dabei handelte es sich um ausgesonderte Bilder, die älter als zehn Jahre waren und auf denen der Name und das Geburtsdatum des Patienten sowie die Patientennummer vermerkt waren. Etwa 50 der 80 Säcke enthielten einen Anteil von Silber. Das Gericht geht davon aus, dass rund sechs Gramm Silber pro Kilo Filmgewicht gewonnen werden konnten.
Die Röntgenbilder wurden vom Beschuldigten und seinem Freund vorsortiert und bis auf zwei Säcke im Keller der Eltern zwischengelagert. Der Pkw wurde für einen anderen Transport benötigt, weswegen er schnell entladen werden musste. Die beiden Säcke hatte der Münchner kurzerhand in einer Grünanlage versteckt, um sie später abzuholen. Nach einiger Zeit entdeckten Passanten allerdings die Säcke mit dem brisanten Inhalt und verständigten die Polizei.
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Als der Münchner im Radio hörte, dass die Röntgenbilder gefunden wurden, hat er sofort die Polizei angerufen und gesagt, dass er der Transportfahrer war. Für die Fahrdienste hat er zwischen 100 120 Euro von dem Freund bekommen.
Beschuldigter freigesprochen
Das Gericht hat ihn nun nach einer Beweisaufnahme freigesprochen. Es konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er in den Tatplan seines Freundes eingeweiht war und dass er wusste, dass sein Freund tatsächlich keinen Anspruch auf die Säcke mit den Röntgenbildern hatte. In der Hauptverhandlung konnte nicht geklärt werden, woher der Freund wusste, dass die Röntgenbilder von der Klinik zur Abholung durch eine Entsorgungsfirma bereitgestellt worden waren. Gegen den Freund wird noch immer von der Polizei ermittelt.
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