Richter verknackt Stalker – ohne Bewährung
Der 50-jährige Schreiner Peter F. stellt seinem Opfer monatelang nach. Auch im Prozess zeigt er sich uneinsichtig. „Jetzt kriegen sie die rote Karte“, sagt der Richter.
München - Sie hat Angst. Ksenija M. (39) verlässt ihre Wohnung in Großhadern nur ungern, wacht nachts schweißgebadet auf und hat Albträume'. Die Krankenhelferin ist ein Stalking-Opfer. „Ich habe ihm gesagt: Bitte, rufe mich nicht mehr an. Er hörte nicht. Da bin ich zur Polizei.“
Ein Vierteljahr schickt ihr der Schreiner Peter F. (50) täglich zehn SMS und terrorisiert sie 20 Mal am Handy. Auch als die Anklage von der Staatsanwaltschaft erhoben wird, schreibt er ihr am 24.September erneut SMS-Nachrichten: „Wir sehen uns vor Gericht. Ich war für Dich ein echter Freund. Ich werde gegen den Guru aussagen, der Dir eine Gehirnwäsche verpasst hat. Vor Gericht werde ich über Dein Sex-Verhalten nichts aussagen“, so der wirre Inhalt.
Im Herbst 2011 hatte der geschiedene Angeklagte an einem Infostand am Haderner Stern Spenden für den Malteser Hilfsdienst gesammelt. Auch Ksenija M. spendet. Dabei kommen sie ins Gespräch: „Ich habe ihn nach einem 400-Euro-Job bei den Maltesern gefragt. Er wollte sich umhören, wir tauschten Namen und Handy-Nummern aus.“
Im November besucht er sie oft in ihrer Wohnung. Das kam ihr komisch vor: „Ich sagte ihm, dass ich das nicht will.“ Dann ist erst einmal Funkstille. Anfang 2012 geht der Handy-Terror los: „Für mich bist Du eine wertvolle und liebe gute Frau“, „Sende mir eine SMS, wenn Du das alles nicht willst“, „Falsche Geister werden aus Dir herausfahren. Er pflanzt die Liebe ein, die Du noch nie hattest. Glaube fest an Jesus“. Im Prozess zeigt sich der übergewichtige Peter F. weiterhin uneinsichtig. Er spricht davon, dass er sie „nur vor einer bösen Sekte retten“ wolle. „Der Schamane Jochen zwang sie, nackt um ein Feuer zu tanzen. Ksenija weiß nicht, wem sie vertrauen soll“, sagt der Angeklagte in vollem Ernst.
Der Staatsanwalt fordert wegen Nachstellung eine Geldstrafe von 3600 Euro (90 Tagessätze). Richter Matthias Braumandl langt richtig hin: „Sechs Monate Haft ohne Bewährung. Bis heute haben Sie nicht verstanden, warum Sie überhaupt hier sind. Sie machen einfach schmerzfrei immer weiter. Jetzt kriegen Sie die rote Karte.“ Ksenija sucht jetzt eine neue Wohnung: „Wenn er aus dem Gefängnis kommt, bin ich nicht mehr sicher.“
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