Rezeptbetrug mit Abnehmspritzen in München: Polizei nimmt drei Verdächtige fest

Ein 14-Jähriger fliegt in einer Münchner Apotheke mit der Fälschung auf. Die Polizei nimmt ihn und zwei weitere 18 Jahre alte Verdächtige in der Innenstadt fest. In einer Wohnung in Ramersdorf werden 19 gefälschte Rezepte sichergestellt.
Ralph Hub
Ralph Hub
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Mithilfe von gefälschten Rezepten versuchen Gauner, an Abnehmspritzen heranzukommen. Für Apotheken und Krankenkassen ist der finanzielle Schaden groß. (Symbolbild).
Mithilfe von gefälschten Rezepten versuchen Gauner, an Abnehmspritzen heranzukommen. Für Apotheken und Krankenkassen ist der finanzielle Schaden groß. (Symbolbild). © Roberto Pfeil
Carbonatix Pre-Player Loader

Audio von Carbonatix

Mit gefälschten Rezepten haben drei junge Burschen versucht, in einer Münchner Apotheke an Abnehmspritzen der Marke Mounjaro heranzukommen. Der 14-Jährige aus dem Landkreis Erding tauchte nach Polizeiangaben am Samstagnachmittag in einer Apotheke im Lehel auf. Er legte ein Rezept für die Abnehmspritze von Mounjaro vor. Offenbar erkannte der Apotheker die Fälschung und ließ sich Zeit, damit er unauffällig die Polizei verständigen konnte.
Der 14-Jährige reagierte zunehmend nervös und verließ schließlich unter einem Vorwand die Apotheke, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Sofort lief eine Fahndung nach dem Teenager an. Polizisten nahmen ihn und einen 18-Jährigen wenig später in der Innenstadt fest.

Knapp zwei Dutzend gefälschte Rezepte

In der Wohnung des 18-Jährigen in Ramersdorf stellten die Beamten 19 gefälschte Rezepte für Abnehmspritzen wie Mounjaro, Ozempic oder Wegovy sicher. Zuletzt waren im August Betrüger aufgeflogen, die mit gefälschten Rezepten in Apotheken in München Abnehmspritzen abholen wollten.

Das Trio, das jetzt aufgeflogen ist, hat offenbar auch in größerem Stil Kleidung in Münchner Geschäften gestohlen. Einige Stücke lagen in der Wohnung des 18-Jährigen. Noch während die Beamten da waren, tauchte ein zweiter 18-Jähriger auf. Er brachte eine Tüte mit weiterer gestohlener Markenkleidung vorbei. Der Gesamtwert beträgt nach Polizeischätzungen rund 50.000 Euro.

Zahl der Rezeptfälschungen stark gestiegen

Mit gefälschten Rezepten versuchen Betrüger in Bayerns Apotheken immer häufiger, an verschreibungspflichtige Medikamente zu kommen. Genaue Zahlen kann das bayerische Landeskriminalamt (LKA) zu den Fällen zwar nicht nennen. Aber: "Ganz grundsätzlich lässt sich sagen, dass in den vergangenen ein bis zwei Jahren eine Steigerung an Fallzahlen für das Einbringen gefälschter Rezepte zu verzeichnen ist", sagte eine LKA-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Im laufenden Jahr verharre die Zahl der gemeldeten Fälle bisher auf dem höheren Niveau.

Spritzen der Marken „Wegovy“, „Ozempic“ und „Mounjaro“ sind teuer. Betrüger versuchen, mit gefälschten Rezepten an die Medikamente heranzukommen.
Spritzen der Marken „Wegovy“, „Ozempic“ und „Mounjaro“ sind teuer. Betrüger versuchen, mit gefälschten Rezepten an die Medikamente heranzukommen. © Jens Kalaene

Zu den bei Betrügern besonders gefragten Mitteln zählen demnach zum Beispiel Antidiabetika, die aktuell auch als Abnehmmittel und für Diäten verwendet werden. Die Landesapothekerkammer nannte auf Nachfrage als besonders begehrte Beute "teure Medikamente, wie Krebsmedikamente sowie Lifestyle-Arzneimittel wie "Abnehmspritzen" (Wegovy, Ozempic) und Mittel mit Abhängigkeitspotenzial".

Betrüger scheitern oft an aufmerksamen Mitarbeitern

In den meisten Fällen, von denen die bayerische Polizei wisse, hätten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Apotheken die Fälschungen rechtzeitig erkannt, sagte die LKA-Sprecherin. "Dadurch entstand dann bei den Apotheken zumeist kein finanzieller Schaden."

In vielen Fällen nahmen Polizisten die mutmaßlichen Betrüger fest – zuletzt unter anderem einen 18-Jährigen, der in München ein gefälschtes Rezept eingereicht hatte und die Ermittler zu mutmaßlichen Fälschern in Hannover und Mannheim führte.

Ermittler verschicken Warnhinweise an gut 1000 Apotheken

Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in bayerischen Apotheken gegen die Betrugsversuche zu wappnen, hätten das LKA und die Münchner Polizei im Frühjahr Warnungen an rund 1000 Apotheken geschickt. Darin stünden auch Hinweise, wie man gefälschte Rezepte häufig erkennen kann. Meist würden die Fälschungen falsche oder widersprüchliche Daten enthalten, zum Beispiel ausgedachte Namen oder Praxisstempel mit Fehlern - und sie würden oft in Apotheken eingelöst, der fernab der angeblichen Arztpraxis liegen.

Die Landesapothekerkammer teilte mit, die Fälschungen in Papierform seien inzwischen "teilweise so gut", dass sie "sehr schwer" oder "kaum noch zu erkennen sind". Aber auch beim E-Rezept gebe es keinen vollkommenen Schutz vor Fälschungen. Werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter misstrauisch, empfehlen die Ermittler ein klares Vorgehen: die womöglich gefälschten Rezepte behalten, nach Möglichkeit schnell und unauffällig die Polizei informieren und, sofern machbar, die mutmaßlichen Betrüger in ein Gespräch verwickeln, bis die Beamten bei der Apotheke sind.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.