Rettung aus der Flammenhölle

BERG AM LAIM - Die Flammen loderten überall. Die Hitze war so stark, dass die meterhohen Fenster mitsamt Rahmen herausgedrückt wurden und drei Stockwerke tiefer auf eine Terrasse stürzten. Sigi F. (24, Name geändert) hatte keine Chance mehr, sich durch seine Wohnungstür in Sicherheit zu bringen.
Der junge Musiker aus Berg am Laim konnte sich in der Nacht zum Mittwoch nur dadurch retten, dass er aus etwa zehn Metern Höhe an der Fassade von seinem Balkon auf den darunter liegenden Balkon kletterte.
„Ich war im Bad, wollte gerade ins Bett gehen, da sah ich unter dem Türschlitz die Flammen,“ so Sigi F. zur AZ. Nach ersten Ermittlungen hatte ein technischer Defekt im Flur den Brand verursacht. Dort hatte der Ton-Ingenieur, der gerade sein Studium beendet hatte, Verstärker, Lautsprecher und Instrumente gelagert. Als Sigi F. gegen 1.20 Uhr die Badezimmertür öffnete, facht der Luftzug das Feuer erst richtig an. „Die Wand, die ich mit flammenhemmenden Schallschutzplatten isoliert hatte, brannte lichterloh. Von dem Regal, in dem der PC stand, tropfte der Kunststoff.“
Sigi F. rannte zum Balkon. „Ich bin ein geübter Kletterer“, sagt er – das rettete ihm wohl das Leben. Zwar erlitt der 24-Jährige eine leichte Rauchvergiftung und eine Schnittverletzung, doch er kam raus aus der Feuersbrunst. Auch drei weitere Hausbewohner wurden mit Hilfe von Leitern in Sicherheit gebracht. Sie erlitten ebenfalls leichte Rauchvergiftungen.
Renate von B., mit 75 Jahren die Älteste im Haus, wurde von einer Nachbarin geweckt: „Ich war gerade eingeschlafen, da hämmerte die junge Frau von nebenan an meine Tür.“ Renate von B. war im Nachthemd, barfuß – eilig zerrte die junge Frau sie hinter sich her ins Freie. Renate von B.: „Ich habe mich in einem Krankenwagen aufgewärmt– und gebetet, dass niemand zu Schaden kommt.“
F.s Wohnung, die seinem Vater gehört, ist völlig ausgebrannt. Auch die Wohnungen daneben und darunter wurden durch Rauch, Ruß und Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen. Die Fassade wurde durch die Flammen erheblich beschädigt. Polizei und Feuerwehr schätzen den Gesamtschaden auf 300000 Euro. Sigi F. war gestern noch nicht klar, was nun auf ihn zukommt: „Ich habe keine Versicherung. Ob mein Vater eine hat, weiß ich noch nicht.“
Nina Job