Reparieren ist Fürsorge: Münchens nachhaltigster Jeansladen am Gärtnerplatz

Ein Altbau im Gärtnerplatzviertel, Rumfordstraße 2. Über den Schaufenstern steht in winzigen orangen Buchstaben "Nudie Jeans Repair Shop". Und in der Glastür: "Repairing is Caring" – also: Reparieren ist Fürsorge.
Was das bedeuten soll, kann man direkt darunter lesen, denn in diesem Laden kann man nicht nur 14 Herren- und Damen-Modelle von Nudie Jeans kaufen: "Wir reparieren jederzeit gerne deine liebgewonnene Nudie Jeans umsonst!" Man repariere auch die ex-geliebte Nudie, wasche sie gründlich und verkaufe sie dann als "Second Hand Unikat" im Laden. "Ja, wir machen das wirklich!"
Löcher in Taschen, Risse am Knie
Drinnen sitzt Manuel Egner (30) mit schulterlangen Locken an einer Industrienähmaschine, im Regal hinter ihm sind Jeans aus reiner Biobaumwolle aufgestapelt. Sie sind alle zur Reparatur da. Es gibt Knöpfe anzunähen, Löcher in Innentaschen zu stopfen, Risse am Knie oder im Schritt zu flicken oder am Oberschenkel, wo gern Schlüssel und Handys verstaut werden.

"Wie lange? Keine Ahnung. Jahre. Ewig."
Gerade ist ein Kunde da (einer von rund 50 jede Woche), der seine Lieblingshose zum achten Mal zum Flicken bringt. Wie lange er sie schon hat? "Keine Ahnung", sagt er lachend, "Jahre. Ewig."
Heute hat Nudie Jeans 23 Filialen weltweit
Nudie Jeans. Das ist ein Label, das es schon fast 25 Jahre gibt, gegründet im schwedischen Göteborg. Die Gründer Maria Erixon Levin (zuvor Designerin bei Lee) und Joakim Levin wollten eine Jeans kreieren, die mit fairen Löhnen in jeder Phase der Lieferkette produziert wird – und ohne die Umwelt zu belasten. Die erste Filiale eröffneten sie in Australien. 2007 folgten ein Shop in Schweden – und dann auch schon dieser in München. Heute hat das Label etwa 23 Filialen weltweit.

Keine Pestizide oder Gen-Samen
Schon 2012 sind sie vollständig auf Biobaumwolle für alle Denim-Modelle umgestiegen, angebaut ohne künstliche Düngemittel, Pestizide oder gentechnisch veränderte Samen. Geerntet werde die Baumwolle vor allem in der Türkei, aber auch bei fairtrade-zertifizierten Betrieben in Tunesien, erzählt Manuel Egner, der bei Nudie Jeans vom Ladenchef in München schnell zum Großhandelsmanager für Deutschland, Österreich und die Schweiz aufgestiegen ist.

"Diese Einblicke sind extrem motivierend"
"Die meisten Produktionsstätten wurden von Nudie Jeans persönlich besucht", sagt Manuel Egner. "Ich selbst war in unserer Weberei und Wäscherei in Italien, um zu erfahren, wo und unter welchen Bedingungen die Jeans entstehen. Diese Einblicke sind für mich extrem spannend und motivierend."
Transparenter Wasserverbrauch
Auf der Webseite kann man unter dem Stichwort "Transparenz" zu jedem Jeansmodell nicht nur nachlesen, wie hoch der Wasserverbrauch und die CO2-Emissionen für die Produktion waren. Sondern auch die Lieferkette nachvollziehen – von der Stoffgewinnung über die Frage, wo die Knöpfe herkommen bis zum Lager an der Firmenzentrale in Schweden.

Gewebt in Japan, genäht in Italien
Zum begehrten Modell "Steady Eddie 2" aus der japanischen Weberei Kaihara ist beispielsweise notiert: Die Biobaumwolle ist in der Türkei gewachsen. Gesponnen, gewebt und gefärbt wurde in Japan, auch das Garn kommt von dort. Knöpfe und Nieten kommen aus Wuppertal. Bestickt, bedruckt, genäht und verpackt wurde die Hose in Italien – und auf Lager liegt sie in Schweden.

Kundschaft? Von der Architektin bis zum Gärtner
"Eine Nudie Jeans", sagt Manuel Egner, "braucht ungefähr 36 Arbeitsschritte, bis sie fertig ist." Das hat seinen Preis: 160 bis 250 Euro kostet eine Jeans (aus zweiter Hand ab 60 Euro). Die Münchner Kundschaft, "von der Architektin über den Studenten bis zum Gärtner" leiste sich das "einfach, weil sie dein ganzes Leben halten kann", sagt Egner, "die kannst du noch deinen Kindern weitergeben".

Nicht so oft waschen!
Und noch etwas lernt man bei Nudie Jeans: Üblicherweise werden Jeans – aus Unkenntnis – viel zu oft gewaschen. "Alle zwei Monate reicht, wenn sie nicht riecht", sagt Manuel Egner. "Denn beim Waschen kann sie immer etwas eingehen, die Faser wird starr und kann schneller reißen." Sein persönlicher Tipp: "Ich hänge meine Nudie ins Bad, wenn ich dusche, da saugt sie Luftfeuchtigkeit auf. Dann hänge ich sie raus zum Trocknen, schon kann man sie wieder tragen." Das spart Wasser, Waschmittel und schont den Stoff. Tja, und notfalls kommt man mit ihr eben zur kostenlosen Reparatur vorbei.