Rentner hetzt im Internet gegen Uschi Glas

Strafbefehl: Der 64-Jährige muss wegen Billigung von Straftaten 4500 Euro zahlen.
von  Alexander Spöri, John Schneider
Uschi Glas bei der Vorstellung der Initiative „Nein! Kein Platz für Antisemitismus“.
Uschi Glas bei der Vorstellung der Initiative „Nein! Kein Platz für Antisemitismus“. © Sven Hoppe/dpa

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Das musste jetzt ein 64-jähriger Rentner aus der Nähe von Pforzheim erfahren. Andreas Franck, Zentraler Antisemitismus-Beauftragter der Bayerischen Justiz, bestätigt auf AZ-Anfrage, dass das Amtsgericht Maulbronn per Strafbefehl den Mann wegen Billigung von Straftaten zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 50 Euro (4500 Euro) verurteilt hat.

Uschi Glas demonstrierte gegen Antisemitismus

Franck: „Das Gericht sah es als erwiesen, dass der Angeklagte am 21. Februar 2025 auf Instagram einen Post mit folgendem Wortlaut absetzte: „Wo ist jetzt der Syrer mit dem Messer, man ihn braucht?“ „Hintergrund war die Abbildung unter anderem der Schauspielerin Uschi Glas, wie sie auf dem Münchner Marienplatz gegen Antisemitismus demonstrierte“, erklärt Franck.
Der Antisemitismus-Beauftragte freut sich: „Der Fall zeigt, dass die in den letzten Jahren bei Justiz und Polizei aufgebauten Strukturen im Kampf gegen Hasskriminalität funktionieren und wirken.“ Anfangs wurden die Ermittlungen von seiner Behörde geführt. Als klar wurde, dass der Urheber des Posts in Baden-Württemberg lebt, übernahm die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft den Fall.

"Andreas Franck der richtige Ansprechpartner"

Was sagt Uschi Glas (81) zum Urteil? „Die Menschen, die bedroht werden, sollen die Nachrichten nicht wegwerfen, sondern den juristischen Weg einschlagen.“ In München sei Oberstaatsanwalt Andreas Franck der richtige Ansprechpartner. Uschi Glas: „Man muss dort Einhalt gebieten – Leute dürfen anonym nicht wahnsinnig verletzt werden!“
Auch rund um die Demonstration gegen Antisemitismus am Sonntag sah sich Uschi Glas erneut Anfeindungen ausgesetzt: „Ich mag das gar nicht zitieren, weil das so respektlose Nachrichten sind.“

"Schweigen heißt dem Gegner recht geben"

Aber die Schauspielerin gibt sich kämpferisch. Glas fordert eine verschärfte Gesetzeslage, um Antisemitismus zu bekämpfen. „Wir müssen jetzt vor unserer Tür aufräumen und unsere Demokratie verteidigen“, sagt sie. Anfeindungen und Hetze müssen angesprochen und verfolgt werden: „Schweigen heißt dem Gegner recht geben.“

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