Reiter geht in Ruhestand

Wieder verschwindet ein Münchner Laden mit langer Tradition: Das Foto-Geschäft hinterm Rathaus schließt Ende März.
Petra Martin |
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Jetzt gibt’s Rabatt: Heinz G. Reiter vor seinem Geschäft.
ho Jetzt gibt’s Rabatt: Heinz G. Reiter vor seinem Geschäft.

Altstadt - Nach 44 Jahren ist Schluss: „Foto Reiter“ im Rathaus schließt am 31. März für immer. Und zwar nicht, weil der Laden schlecht läuft, sondern aus Altersgründen. Inhaber Heinz G. Reiter fällt dieser Schritt nicht leicht.

„Jetzt ist Zeit für den Ruhestand“, sagt der 72-Jährige. 1971 hat er das Geschäft gegenüber des Marienhofs eröffnet. „Es lief gleich von Anfang an gut“, erinnert er sich.

Ein großer Glücksfall seien sicher die Olympischen Spiele 1972 gewesen: Im Marienhof entstand eine zentrale Anlaufstelle für die Touristen, hier gab’s zum Beispiel Karten für die Zuschauer. Und wer das Ereignis nicht nur im Gedächtnis, sondern auch als Bild festhalten wollte, fand bei „Foto Reiter“ gleich das nötige Zubehör.

Freilich war es in den 70ern noch üblicher als heute, einen Fotoapparat in einem kleinen Fachgeschäft zu kaufen. Heutzutage läuft viel übers Internet oder die großen Handelsketten. „Das merken wir bei den Kompaktkameras schon“, räumt Reiter ein.

Ausbildung bei Pini – und danach wollte Reiter mehr

Deshalb habe er sich bereits früh auf die persönliche Beratung und hochwertige Kameras konzentriert: „Eine Leica-Kamera bekommen Sie nicht im Internet. Das ist wie bei einer Rolex, die gibt’s schließlich auch nicht überall.“

Leica produziert in Deutschland, entsprechend ist der Preis: Für 600 Euro gibt’s zwar Kompaktkameras, doch das sind Koproduktionen mit asiatischen Firmen. „Für eine echte Leica müssen Sie 1500 Euro hinlegen“, sagt der Fachmann. Reiter weiß, wovon er spricht. Fotografieren war schon zur Schulzeit sein Hobby.

Das hat er zum Beruf gemacht. Nach seiner Ausbildung bei „Pini“, einem großen Foto-Fachgeschäft am Stachus, hat er dort zuerst als Verkäufer, dann als Abteilungsleiter gearbeitet.

Doch er wollte mehr. „Das kann ich auch alleine, hab’ ich mir gedacht“, erinnert sich Reiter. Anderthalb Jahre habe er nach einem geeigneten Laden gesucht. Als er den Zuschlag für das Geschäft im Rathaus bekam, war er überglücklich. Ein Fotogeschäft in der Innenstadt, umringt von den Münchner Sehenswürdigkeiten – ein Traum.

Noch heute besteht die Hälfte der Kundschaft aus Touristen. „Einige kommen, weil sie sich für Kameras interessieren, andere haben einfach Probleme mit ihrem Gerät und brauchen Unterstützung. Und manchmal haben sie auch einfach nur ihr Ladekabel vergessen. Ehrensache, dass wir da behilflich sind.“

Doch auch die Münchner und die Promis wissen den Laden und seine Beratung zu schätzen. „Viele Münchner Oberbürgermeister“, der ehemalige Staatspräsident von Indonesien, Jusuf Habibie, Nobelpreisträger, Schauspieler und Fußballer zählen zur Kundschaft, sagt Reiter.

Jetzt heißt es Abschied nehmen: Am 31. März schließt Reiter hinter dem Rathaus für immer seine Tür. Um den Kunden den Abschied leichter zu machen, gibt’s ab sofort bis zu 30 Prozent Rabatt.

Und was macht Heinz G. Reiter am 1. April? „Den Laden ausräumen und hoffen, dass die Stadt München wieder an ein Fotogeschäft vermietet.“ Außerdem will sich der Ruheständler dann seinem Garten am Chiemsee widmen, Golf spielen und mit dem Cabrio fahren.

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