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Reanimation erfolglos: 16-Jähriger stirbt nach "Drogenparty" im Münchner Umland

Der Teenager hat zusammen mit Freunden gefeiert. Er wird tot im Zimmer gefunden. Drei junge Männer werden mit Vergiftungen in Kliniken eingewiesen und überleben. Wie die Polizei in München die Lage in der Party-Szene beurteilt und was sie gegen Drogenexzesse unternimmt. 
Ralph Hub
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André Wagner |
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Auf einer "Drogenparty" im Landkreis München kommt ein 16-Jähriger ums Leben. (Symbolbild)
Auf einer "Drogenparty" im Landkreis München kommt ein 16-Jähriger ums Leben. (Symbolbild) © Daniel Karmann/dpa

Die jungen Männer und Frauen hatten sich in einem Hotel im östlichen Landkreis München ein Zimmer gemietet. Bei der Party gingen verschiedene Drogen reihum, darunter auch harter Stoff. Ein 16-Jähriger kollabierte und starb. Die anderen Jugendlichen ergriffen in Panik die Flucht. Drei von ihnen landeten später mit massiven Vergiftungssymptomen in Kliniken.

Von einem Moment auf den anderen sackt der 16-Jährige in sich zusammen

Die Party fand in der Nacht auf Dienstag statt. Wo genau im östlichen Landkreis, teilte die Polizei nicht mit. Als der 16-Jährige kollabierte, verständigten Partygäste zunächst den Notarzt. Ein Rettungseinsatz lief an. Gegen 5.45 Uhr wurde schließlich auch die Polizei eingeschaltet. Anfangs war nicht einmal die genaue Adresse des Hotels bekannt.

Der Notarzt kann nicht mehr helfen

Als der Notarzt in dem Hotelzimmer eintraf, zeigte der 16-Jährige bereits keine Lebenszeichen mehr. Eine Reanimation blieb erfolglos. Die übrigen Partygäste waren längst verschwunden. Sie hatten im Zimmer alles stehen- und liegenlassen. Daher weiß die Polizei derzeit auch nicht, wie groß die Party überhaupt war und wer alles daran teilgenommen hat.

Bereits rund 40 Drogentote in München in diesem Jahr

Der Kriminaldauerdienst und die Spurensicherung rückten noch in den frühen Morgenstunden in dem Hotel an. "Der 16-Jährige ist der erste Drogentote bei einer Party in München in diesem Jahr", sagt Polizeisprecher Ralf Kästle. Etwa 40 Menschen starben 2025 bereits an einer Überdosis Rauschgift in Stadt und Landkreis.

Zwei weitere Partygäste zeigen Vergiftungssymptome

Zwei weitere Gäste der Party meldeten sich etwas später in der zu Ende gehenden Nacht telefonisch. Auch ihnen ging es schlecht. Die beiden 16 und 18 Jahre alten Männer hatten ebenfalls massive Vergiftungssymptome. Sie wurden beide vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht.

Am Dienstagvormittag meldete sich ein weiterer Partygast. Auch er war auf der Party gewesen und zeigte Anzeichen einer Überdosis. Der Jugendliche musste ebenfalls ins Krankenhaus. Inzwischen sind die drei jungen Männer alle wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte Polizeisprecher Ralf Kästle. Alle drei sind bereits bei der Polizei bekannt: der 16- und der 18-Jährige sogar wegen Drogendelikten, der 17-Jährige dagegen bisher nur wegen Diebstahlsdelikten.

Zwei der drei überlebenden Männer sind wegen Drogendelikten bekannt

Der 16-Jährige ist laut Polizei zuvor nie wegen Drogenmissbrauchs aufgefallen. Der Teenager stammt aus Bayern, woher genau, teilte die Polizei aus Datenschutzgründen nicht mit. Woran der Jugendliche starb, wird derzeit ermittelt. "Als Ursache wird eine Mischintoxikation vermutet", sagt Ralf Kästle. Offenbar eine Kombination aus Alkohol und verschiedenen Drogen.

Wer hat die Drogen mit auf die Party gebracht?

Auf der Party sollen neben Marihuana und Cannabis auch harte Drogen herumgereicht und konsumiert worden sein. Welche Drogen genau und in welcher Menge, ist noch nicht geklärt. Auch wie viele Personen an der Feier in dem Hotel teilnahmen, ist bisher unklar. Leicht herauszufinden dürfte sein, wer das Zimmer angemietet hat. Seine Daten müssten an der Rezeption vorliegen.

Schon schwieriger wird es für die Kripo werden, zu ermitteln, welch Personen die Drogen und in welcher Menge mitgebracht haben. Bisher sind nur die Personalien von den vier jungen Männern bekannt. Ermittlungen laufen bisher wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, sagte der Ralf Kästle. Sie könnten aber auch weiter ausgedehnt werden, so der Polizeisprecher am Donnerstag, ohne dass er dabei aber weiter ins Detail ging. Aus ermittlungstechnischen Gründen könne man keine weiteren Details nennen.

Die Partyszene feiert lieber in Privatwohnungen

Die Exzesse auf Münchner Partys bereiten dem Präsidium zunehmend Sorgen. Viele Feiern finden im privaten Bereich statt, in Wohnungen oder öfters auch in angemieteten Hotelzimmern. Was da so alles passiert, welche Drogen konsumiert werden, das geschieht alles weit unterhalb des Radars von Sicherheitsbehörden.

Alkohol und Zigaretten sind out. Das gilt als "uncool" bei jungen Leuten, sagen Szenekenner. Vapes sind dagegen schwer im Kommen, sagt Michael Mergenthaler, vom Kommissariat K105, zuständig für Prävention. Die Verdampfer schädigen Atemwege sowie das Herz-Kreislauf-System durch gefährliche Stoffe wie Metalle und bestimmte Aromen. Lachgas ist ebenfalls eine beliebte Partydroge. Das berauschende Gas soll im kommenden Jahr für Jugendliche verboten werden.

Drogenlieferung bis an die Wohnungstüre

Manche Teenager experimentieren exzessiv mit berauschenden Substanzen: synthetischen Drogen, Pillen, Benzos, Opiaten aller Art, Schmerzmitteln und Schlaftabletten. Bestellt wird der Stoff im Internet. Dealer liefern bis vor die Türe. Welche Substanzen genau enthalten sind, wie hoch der Wirkstoffgehalt ist, keiner weiß es genau. "Es ist ein gefährliches Spiel mit der eigenen Gesundheit und seinem Leben", warnt Michael Mergenthaler.

So hält das Präsidium im Kampf gegen Drogen dagegen

Das Präsidium versucht, mit Prävention und Aufklärung an Schulen gegenzuhalten. Möglichst früh sollen Jugendliche lernen, welchen Gefahren sie sich aussetzen, wie man unter Umständen dem Druck aus dem Freundeskreis widersteht. Auch Eltern werden bei der Aufklärung mit einbezogen. Das K105 schult zudem jede Woche 20 Lehrer aus München, damit sie in ihren Klassen über die Gefahren und Risiken des Drogenkonsums aufklären können.

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  • Der wahre tscharlie vor 3 Stunden / Bewertung:

    Ich will ja Drogen beileibe nicht verharmlosen, aber wenn ich von vermutlicher Mischintoxikation lese, dann frag ich mich, ob die Jugendlichen überhaupt eine Ahnung davon hatten, wie unterschiedliche Drogen, die man innerhalb ein paar Stunden einnimmt, wirken.

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  • Radl Rainer vor 5 Stunden / Bewertung:

    Herzliches Beileid und Gute Besserung an die Hospitalisierten. Ich möchte darauf hinweisen, dass mit Naloxon ein Medikament verfügbar ist, dass bei Überdosierungen von Opioiden und Opiaten schnell als Antidot verabreicht werden kann. Leider ist es verschreibungspflichtig, sodass wertvolle Zeit vergeht. Gerade bei kriminalisiertem Konsum sind die Hürden für einen Notruf bzw. Gang in die Notaufnahme sehr hoch, wir hatten erst deshalb einen Todesfall vor kurzem bei München.

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  • Radl Rainer vor 4 Stunden / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radl Rainer

    Quelle für weiterführende Informationen z.B. DAZ (Deutsche Apotheker-Zeitung), "Lebensretter im Notfall: Modellprojekt zu „Take-Home“ - Naloxon" vom 14.09.2022 - auch die PZ berichtet regelmäßig darüber und die Modellprojekte zB in Regensburg. In Kanada und den USA ist man jedoch schon viel weiter, das Präparat kann OTC erworben werden.

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