Reaktionen aus Krailling: "Nie wieder raus!"

In Krailling, der Heimat von Chiara (†8) und Sharon (†11), sind die Menschen erleichtert – und hoffen, dass nun Ruhe einkehrt. Die AZ hat im Ort vorbeigeschaut.
Barbara Brießmann |
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Blumen und Kerzen für zwei tote Mädchen: Nach dem Mord zeigen vor dem Haus in der Margaretenstraße (r.) viele Kraillinger so ihr Mitgefühl.
dpa Blumen und Kerzen für zwei tote Mädchen: Nach dem Mord zeigen vor dem Haus in der Margaretenstraße (r.) viele Kraillinger so ihr Mitgefühl.

In Krailling, der Heimat von Chiara (†8) und Sharon (†11), sind die Menschen erleichtert – und hoffen, dass nun Ruhe einkehrt. Die AZ hat im Ort vorbeigeschaut.

Krailling -  „Wir sind den Umständen entsprechend zufrieden“, sagt Klaus P. Der 53-Jährige ist der Lebensgefährte von Anette S. (42), der Mutter der ermordeten Mädchen aus Krailling.

Gemeinsam hatten sie in den frühen Morgenstunden des 24. März 2011 die Kinder gefunden: Chiara (8) und Sharon (11) waren auf bestialische Weise umgebracht worden – erstochen, erschlagen, erdrosselt. Am Montag wurde Anettes Schwager Thomas S. (51) wegen Mordes an seinen Nichten schuldig gesprochen. Er bekam die Höchststrafe, Lebenslang mit besonderer Schwere der Schuld. Das bedeutet: Er bleibt auf jeden Fall für mindestens 25 Jahre hinter Gittern. „Uns ist wichtig, dass er nie mehr rauskommt“, sagt Klaus P. auch im Namen seiner Lebensgefährtin.

Interviews wollen beide nicht geben. Dafür wird in Krailling umso mehr geredet: Ist das Urteil gerecht?

„Gerechtfertigt“, sagt Schreinermeister Ralf S. Der 41-Jährige musste selbst als Zeuge im Prozess aussagen. Nur zehn Tage vor der unfassbaren Tat hatte er geholfen, Anette S. eine neue Küche einzubauen. „Es ist das Urteil, auf das wir gehofft haben“, sagt er stellvertretend für viele in der Gemeinde.

„Erleichterung“ empfindet ein anderer Kraillinger, der die getöteten Mädchen und ihre Familie gut kannte. Richard St. ist auch froh, dass Thomas S. „vor Gericht keine Schau mehr abziehen kann“. Er wünscht sich aber vor allem, die Mutter Anette S. möge jetzt ein wenig innere Ruhe bekommen.

„Ruhe“ erhofft sich auch Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) für ihre Gemeinde. „Ich bin froh, dass jetzt ein Abschluss da ist.“

Ja, wenigstens könne man jetzt zum Teil mit der Sache abschließen, sagt auch der 55-jährige Rainer T. Seine Tochter war eine der engsten Freundinnen von Chiara und Sharon.

Der 55-Jährige war vor dem Urteil gegen Thomas S. aufgewühlt: „Da zweifelst du an der Welt, dass so eine Bestie im sozialen Umfeld unterwegs ist.“ Seine Frau und er seien „total happy“ über den Schuldspruch.

„Begeistert ohne Ende“ von dem Urteil ist Marina P. (52). Die Kraillingerin kennt Klaus<TH>P. schon seit ihrem 14.<TH>Lebensjahr, Anette S. noch nicht ganz so lange. Eine andere Frau erinnert sich noch gut an die erste Begegnung mit Anette und der damals zweijährigen Sharon: „Eine Freundin hatte sie mitgebracht, damals war Anette mit Chiara schwanger. Für die Mutter wird die Sache nie abgeschlossen sein. Die Arme!“

„Ich mache mir Sorgen um Anette, dass sie jetzt in ein Loch fällt“, sagt Andrea Sch. Die 39-Jährige hat zwei Töchter. Schließlich sei Anette mit der Therapie, den Anwälten und dem Prozess ständig beschäftigt gewesen. „Die Wut auf den Täter ist bei mir immer größer geworden im Verlauf der Verhandlung.“ Sie sei jedoch froh, dass es vorbei ist. „Aber Freude kann ich mich nicht.“

„Schade, dass es bei uns nicht fünf Mal Lebenslänglich gibt“, bedauert Marion K. (38), Mutter eines dreijährigen Sohnes. „Oder zumindest zwei Mal. Schließlich hat er ja zwei Leben ausgelöscht. Aber wenigstens hat Thomas S. die Höchststrafe bekommen.“

Das Urteil sei zu erwarten gewesen, meint Klaus von W. „Alles andere wäre Hohn gewesen.“ Der 71-Jährige war in der Mordnacht einer der letzten Gäste im „Schabernack“. Die Musikkneipe wird von Klaus P. geführt, seine Lebensgefährtin war an diesem Abend auch im Lokal.

Klaus von W. musste deswegen als Zeuge vor Gericht aussagen – Angesicht in Angesicht mit dem Angeklagten. Die Meinung des 71-Jährigen ist eindeutig: „Für den gibt es keine gerechte Strafe!“

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